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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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letzten Mal hätten machen können. Wenn sie aber 1994 Arm in Arm spazieren gegangen sind, warum bestellt der Carpanesi dann die Zeitung ein und erklärt so überdeutlich, dass er die Corucci erst ’96 kennengelernt hat?«
    »Weil er sich geirrt hat?«
    Die Alten blickten Massimo an, als wollten sie sagen, du Glücklicher, der du noch an das Gute im Menschen glaubst, man merkt, dass du noch jung bist. Massimo aß das Hörnchen auf, ließ den Espresso laufen, und während er beobachtete, wie die Flüssigkeit die kleine Tasse füllte, sagte er: »Wie auch immer, ich verstehe nicht, worauf ihr hinauswollt. Glaubt ihr, das wäre irgendwie wichtig?«
    »Es ist wichtig, ja«, sagt Ampelio. »Diese Frau baut einen Unfall mit dem Auto, und am Tag danach tut er so, als hätte er sie erst vorgestern kennengelernt. Das stinkt doch zum Himmel, da stimmt was nicht, das sag ich dir!«
    Tiziana sah Massimo mit einem halben Lächeln an. Massimo aber schloss den Verteiler und wandte sich den Alten zu. Er blickte sie an und sagte mit großem Ernst: »Ah, das ändert natürlich alles. Wenn ihr das so seht, dann geht doch aufs Kommissariat und fragt, ob ihr spontan eine Aussage machen dürft.«
    »Massimo, vielleicht ist da ja doch was …«, versuchte Tiziana einzugreifen.
    »Ja genau, das wollte ich ja auch«, antwortete Ampelio. »Aber wenn man meint, hier gäb’s noch Leute, die wissen, was ihre Pflicht ist, dann ist man schief gewickelt. Pilade will nicht.«
    »Es ist nicht, dass ich nicht will«, setzte sich Pilade ruppig zur Wehr. »Es kommt mir nur übertrieben vor. Lügengeschichten zu erzählen ist doch kein Verbrechen. Schon gar nicht bei Politikern …«
    »Oh, Pilade, aber nur zum Zeitvertreib macht man das auch nicht«, sagte Gino. »Wenn da was Krummes gelaufen ist, dann ist es unsere Pflicht, meinst du nicht?«
    »Aber wenn doch …«, versuchte Tiziana es noch einmal, allerdings schon weniger überzeugt.
    »Einverstanden«, sagte Massimo. »Wenn ihr überzeugt davon seid, dann ist es eure Pflicht. Absolut. Je eher ihr geht, desto besser.«
    Gesagt, getan. Nachdem Del Tacca ebenfalls auf Linie der strengen Regeln der Bürgerpflicht gebracht worden war, verließen Ampelio und Co einer nach dem anderen die Bar. Massimo blickte ihnen nach, wie sie in Richtung des Kommissariats gingen, während sie heftig gestikulierend ihr Gespräch fortsetzten. Zufrieden trank er einen Schluck von seinem Espresso, holte die »Gazzetta« unter dem Tresen hervor und ging zu einem der Tischchen. Während er sich hinsetzte, sah er Tizianas ernstes Gesicht.
    »Du bist ein Scheißkerl.«
    »Nein. Ich bin ein Stratege. Das ist was anderes.«
    Es waren etwa zwei Stunden vergangen, und Massimo befand sich am Billardtisch mitten im Finale der Weltmeisterschaften im Fünf-Kegel-Billard, Viviani gegen Nocerino (beide praktischerweise von Massimo dargestellt), als er von Tiziana unterbrochen wurde, die hereinkam und ihm per Handzeichen zu verstehen gab, dass er am Telefon verlangt wurde.
    »Für dich. Das Kommissariat.«
    Ach, du lieber Gott. Massimo ging mit dem Billardstock in der Hand zum Telefon.
    »Signor Viviani?«
    »Im Augenblick ja«, sagte Massimo und stellte den Stock sachte ab, auch wenn in Wirklichkeit Nocerino dran war.
    »Bitte bleiben Sie in der Leitung.«
    »Guten Tag, Signor Viviani«, sagte kurz darauf die unverwechselbare Stimme von Dottor Commissario Vinicio Fusco. »Hören Sie, ich habe gerade mit Ihrem Großvater gesprochen.«
    »Ich weiß.«
    »Eben, das ist es ja. Ihr Großvater und seine werten Gevatter sind hergekommen, um eine spontane Aussage zu dem Unfall von gestern Abend in San Giuda zu machen. Praktisch haben sie mir gesagt, dass Signor Stefano Carpanesi über das Datum gelogen habe, seit wann ihn eine enge Freundschaft mit Signora Corucci verbindet, die gestern beim selben Unfall ihren Sohn verloren hat und die sich im Moment im Krankenhaus befindet, mit geheim gehaltener Prognose.«
    »Ja, lassen Sie doch …«
    »Auf Basis dieser Annahmen, die sich vor allem auf ein Phantomdorf unter dem Wasser stützen, das angeblich nur alle zehn Jahre auftaucht, haben Ihr Großvater und die anderen behauptet, Carpanesi könne direkt für den Autounfall verantwortlich sein. Darüber hinaus, immer ihnen zufolge, sei es möglich, dass es sich gar nicht um einen Unfall handle, sondern um eine Inszenierung, einen versuchten Mord durch Manipulationen am Wagen der Signora. Sie haben mir sogar geraten, Signora Corucci im Krankenhaus

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