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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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erwartet hatte.
    Â»Wie laufen die Geschäfte?«, fragte sie Erik also unverbindlich.
    Â»Besser als meine privaten Kontakte offensichtlich. Auf unsere Einladung zum Essen gingst du kein bisschen ein. Habe ich Mundgeruch oder Schlimmeres?«
    Rebekka wollte sich gerade zu einer Ausrede hinreißen lassen, obwohl sie spürte, dass Erik keinen Wert darauf legte.
    Â»An- und Verkauf.«
    Â»Bitte was?«
    Â»Damit verdiene ich mein Geld. Mit An- und Verkauf im weitesten Sinne.«
    Rebekka musste unwillkürlich lächeln.
    Â»Unter An- und Verkauf im weitesten Sinne versteht eine vorurteilsbeladene Dilettantin wie ich nur Import – Export. Und das steht in einigen Berliner Bezirken an jeder zweiten Ladentür.«
    Erik zeigte ein breites Grinsen. Seine Art von Understatement schien Rebekka zu liegen. Natürlich hatte sie längst verstanden, dass er sich geschäftlich auf solidem und noch dazu gewinnbringendem Terrain bewegte.
    Â»Ich bin Jäger …«
    Ein Jäger, der das Kitz verschont, um kurz danach den Bock zu schießen.
    Â»â€¦ und Sammler, und wurde schließlich«, er nahm den letzten Schluck von seinem Martini und bestellte mit geübter Handbewegung zwei neue, »zum Kunsthändler, spezialisiert auf Skulpturen aus Afrika.«
    Rebekka konnte ihr Staunen kaum verbergen.
    Â»Ist mir schon klar, dass ihr alle eine andere Vorstellung habt von Typen wie mir, aber glaub mir, die Aura des Schalterbeamten ist in diesem Beruf von Vorteil. Die Heinis, die den großen Künstler über ihr Äußeres raushängen lassen, gehören nicht zu meiner Klientel, und als Kollegen sind sie keine Konkurrenz.«
    Rebekkas Interesse war geweckt.
    Â»Wie darf ich mir deine Arbeit vorstellen? Im Lendenschurz durch Namibia, im Flieger umziehen und dann im Boss -Anzug direkt zu Sotheby’s nach London?«
    Â»Den Lendenschurz trug ich nur in den Anfangszeiten. Meine Kunden, natürlich alles Eingeborene, nehmen mich mittlerweile auch in Bermudashorts ernst.«
    Der Kellner brachte zwei weitere Martini . Sie stießen an. Rebekka fühlte sich wohl in Eriks Gegenwart. Sein Humor war einer der seltenen und wunderbar subtilen Sorte. Er war als Mann nicht ihr Fall, aber sie als Frau offensichtlich ebenso wenig seiner. Damit war Erik Assmann eine gute Partie, was eine echte Freundschaft betraf, eine, die über die Halbwertszeit von Rebekkas Scheinfreundschaften hinaus gehen konnte.
    Â»Wie geht deine Familie damit um, dass du oft unterwegs bist, noch dazu ganz offensichtlich in Ländern, in denen andere Urlaub machen?«
    Â»Dazu muss ich dir etwas zu meiner Familie sagen, und das sind genau drei Sätze: Ingrid ist die jüngere, hübsche Frau, die ich immer wollte. Sie gebar mir eine Tochter und hat nun ausgesorgt, wie auch sie es immer wollte. Vielleicht, und daran arbeiten wir, bekommt Karoline noch einen Bruder oder eine Schwester.«
    Wie ein Mantra, dessen war Rebekka sich sicher, trug Erik diese Antwort auf Fragen nach seiner Familie vor sich her, bei diesen Fragen, die sich doch immer nur voyeuristisch um seine hübsche Frau und ihn als weniger attraktiven Mann drehten, um ein ungleiches Paar, das nicht nur ein Kind, sondern auch einen Kinderwunsch hatte.
    Er verschränkte die Arme. Sein Blick wurde ernst.
    Â»Aber weil du es bist, hänge ich noch ein paar Sätze ran.«
    Er nippte am Martini und wirkte für einen Moment geistesabwesend.
    Â»Mir ist dieses Leben ganz recht, aus dem heraus einen das Glück nicht gleich anspringt. Die Parameter, die unsere Gesellschaft vorgibt, egal, wie hipp hier jetzt alle alternden, kinderlosen Singles ohne Rentenanspruch tun, erfüllte ich. Mein Zuhause ist Ladestation und Startrampe in einem. Ich kann mich von dort aus nun den wirklich interessanten Dingen des Lebens widmen.«
    Und mit den wirklich interessanten Dingen des Lebens meinte Erik Assmann offenbar keine außerehelichen Abenteuer. Er sprach antiquiert, verwendete die Vergangenheitsform, was Rebekka darauf schließen ließ, dass er sich vor allem mit Büchern längst verblichener, aber in der Literatur lebendig vor sich hin pulsierender Autoren befasste. Er schien nach einem anderen Plan zu leben, und das verband Rebekka mit ihm. Außerdem mochte er die drei Otto-Brüder nicht besonders. Daraus machte Erik keinen Hehl.
    Â»Ulrike ist das einzig wirkliche Brain in dieser Truppe. Sie weiß, was sie will und geht

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