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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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dann bringe ich meine Gefühle notdürftig wieder unter Kontrolle. Ich muss mit Onkel Antonio reden, muss die Wahrheit herausfinden. Es darf keine Geheimnisse mehr geben.
    Aber mir fehlt die Zeit. Sie warten auf mich.
    Überrumpelt und planlos folge ich Onkel Jakob über den Hof und die Veranda zum Laborblock A. Aus heiterem Himmel beginnt es heftig zu regnen, und kaum hat sich die Tür hinter uns geschlossen, erschüttert ein Donner das Gelände.
    Onkel Jakob schüttelt Regenwasser von seinem Laborkittel. »So, wie sich das anhört, steht uns ganz schön was bevor.« Er schaut mich fragend an. »Ist alles in Ordnung?«
    »Mit mir?«, erwidere ich ein wenig zu schrill.
    »Ich dachte, du würdest dich mehr freuen.«
    Freuen. Klar, noch vor einer Woche hätte ich mich gefreut, und wie! »Ich bin nur…« Meine Stimme lässt mich im Stich.
    »Ich weiß.« Er nickt. »Man findet keine Worte dafür.«
    »Ja, genau.« Ich bin erleichtert, als er den Flur hinuntergeht. Offenbar gibt er sich damit, dass ich fast platze vor Aufregung, zufrieden. Dabei bin ich voller Angst. Sie wächst in meinem Bauch wie Bakterien in einer Petrischale.
    Ich halte den Atem an, als Onkel Jakob die Tür zu meinem Labor öffnet.
    Drinnen warten die übrigen Mitglieder des Immortis-Teams. Sie sind ernst und angespannt und mir rutscht das Herz in die Magengegend. Sie sehen nicht aus wie Menschen, die sich auf die bevorstehende Aufgabe freuen. Sie wirken kalt und gefühllos wie Stein.
    Die glänzende Spritze auf dem Tisch neben Onkel Paolo ist nicht zu übersehen. Er dreht sich um und begrüßt mich mit einem verhaltenen Nicken. Mutter hilft mir in meinen Laborkittel. Auf der Brusttasche steht mein Name, frisch aufgestickt. Sie drückt meinen Arm und klopft mir dann aufmunternd auf die Schulter.
    Onkel Paolo ist etwas weniger in Aufwallung als am Tag, an dem wir zur Schlucht aufgebrochen sind, doch ein Gesichtsmuskel zuckt immer noch. »Pia, bald ist es so weit.«
    Ich nicke langsam. Dann fällt mir auf, dass der hintere Teil des Raums durch einen Vorhang abgetrennt ist.
    »Ich werde dich jetzt Immortis zubereiten lassen«, verkündet Onkel Paolo.
    Mein Herz, das seit Betreten des Raums immer weiter nach unten gerutscht ist, klettert plötzlich in meinen Hals wie ein verschreckter Affe, der nach einem Fluchtweg sucht. »Was soll ich tun?«, flüstere ich.
    Er reicht mir die Spritze. »Setz dich.«
    Benommen setze ich mich auf den nächsten Hocker. Im Kreis um mich herum stehen die besten Wissenschaftler der Welt – mit versteinerten Mienen. Draußen zucken Blitze über den Himmel und erleuchten kurzfristig ihre Gesichter.
    »Pia«, beginnt Onkel Paolo geschäftsmäßig, »du wurdest in den vergangenen Jahren mehrfach getestet, und das auf eine Art und Weise, die dich vielleicht irritiert und manchmal sogar wütend gemacht hat. Diese Tests waren nicht willkürlich. Sie verfolgten ein bestimmtes Ziel: festzustellen, ob du überhaupt in der Lage bist, diese Art der Forschung durchzuführen, die zur Erreichung unseres Zieles und der Erfüllung der ursprünglichen Mission der Forschungseinrichtung von Little Cambridge notwendig ist.«
    Die Worte kommen mir automatisch von den Lippen: »Um die menschliche Rasse durch positive Eugenik sowie den Einsatz biomedizinischer Technik so weit voranzubringen, dass die Erschaffung eines unsterblichen Homo sapiens möglich wird.«
    »Ganz genau. All das, die ganzen Tests erreichen heute ihren Höhepunkt. Aufgrund deiner ausgezeichneten Leistungen und deines tadellosen Verhaltens wissen wir, dass du ohne Einschränkung in der Lage und geeignet bist, die anstehende Aufgabe zu bewältigen.«
    Nein. Bitte nicht… es gibt doch sicher einen anderen Weg…
    Onkel Paolo holt tief Luft. »Das heißt, das Zusammenführen von Katalysator und Elysia. Eine Aufgabe, die dir als unserer größten Hoffnung und krönender Errungenschaft zufällt.«
    Die Art, wie er Katalysator sagt, jagt mir einen Schauer über den Rücken.
    »Komm, Pia.«
    Ich folge ihm zu dem Vorhang in der Ecke. Die anderen Wissenschaftler halten sich dicht hinter uns. Onkel Paolo greift nach dem Vorhangsaum. Der blau-weiß karierte Stoff ist derselbe wie von den Decken, die wir benutzen, wenn wir bei besonderen Gelegenheiten im Hof picknicken.
    »Der Katalysator«, verkündet er und zieht den Vorhang beiseite.
    Festgeschnallt auf dem metallenen Untersuchungstisch liegt bewusstlos und mit einem weißen Hemdchen bekleidet - Ami.

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    »Ist alles in Ordnung?«,

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