Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)
die nur im Feuerschein zu erkennen sind.
In dieser wunderschönen, tödlichen Blüte sind die Tränen der Miua, die das Leben vieler einfordert, um einem unendliches Leben zu schenken.
Eine Mischung aus Elysia und dem Blut eines geopferten Menschen.
Das ist der Katalysator. Das ist Immortis. Das ist das Geheimnis, hinter das ich unbedingt kommen wollte. Das Schicksal, in das ich mich so bereitwillig fügen wollte.
Das ist mein Vermächtnis.
Ich scheine mich aufzulösen. Die Welt dehnt sich aus und umfängt mich, wie ein Monster, das die ganze Zeit geschlafen hat, jetzt endlich erwacht ist und seinen Heißhunger stillen will. Ich lasse die Blüte auf den Boden fallen – es ist mir gleichgültig, ob der Nektar hinausfließt oder nicht – und rolle mich auf meinem Bett zusammen.
Die Wickham-Tests. Onkel Paolo sagte immer, eines Tages würde ich verstehen, wozu sie nötig sind. Jetzt verstehe ich. Ich musste Sneeze töten, damit sie einigermaßen sicher sein konnten, dass ich auch einen Menschen töten kann. Jeder, der hierherkam, musste das unter Beweis stellen. Wir sind keine Kolonie von Wissenschaftlern.
Wir sind eine Kolonie von Mördern.
Wie viele mussten sterben, damit ich geboren werden konnte?
Und wer musste sterben, damit ich geboren werden konnte?
Sie mussten Dutzende Testpersonen gehabt haben – nein, keine Testpersonen. Opfer. Immortis muss für jede Injektion frisch sein. Und sie mussten viele Injektionen geben: Angefangen hat es mit 32 Stammeltern. 32 zeugen 16, 16 zeugen 8, 8 (minus 2, die wegliefen und starben, sodass einer ihrer Nachkommen überzählig war) zeugen 2 und 2 zeugen mich; 3 Injektionen pro Lebensspanne pro Generation…
»Halt!« Ich setze mich im Bett auf und schiebe die Zahlen von mir, unfähig weiterzumachen. Ich keuche auf und ein dünner Schweißfilm bedeckt meinen Körper.
Die Injektion soll übermorgen erfolgen. Falls Kapukiris Geschichte stimmt – brauchen sie ein Opfer. Jemanden, der sein Leben auf dem Altar der Unsterblichkeit opfert.
Ich muss nachdenken. Muss die Panik und den Nebel und das Entsetzen, die mich am Denken hindern, abschütteln. Ich laufe ins Bad und gieße den Nektar aus der Blüte ins Waschbecken, lasse das Wasser laufen, bis jeder Tropfen der schimmernden Flüssigkeit verschwunden ist. Mein Magen hebt sich, ich klammere mich am Waschbeckenrand fest, aber es kommt nichts.
In Panik – ich habe mich noch nie übergeben – laufe ich im Kreis herum, mache Sit-ups und Liegestützen und jogge auf der Stelle. Mein Blut zirkuliert schneller und wäscht einen Großteil der Hysterie weg. Ich zwinge mich, den Rest hinunterzuschlucken. Ich muss mich unter Kontrolle haben, damit ich die Sache nicht noch schlimmer mache.
Ich brauche einen Plan. Und ich brauche einen Verbündeten.
Schließlich setze ich mich vor meinem Fenster auf den Boden, das Gesicht zum Dschungel, und bemühe mich nach Kräften, die Dunkelheit in mir im Zaum zu halten. Sie lauert am Rand meines Bewusstseins und droht, mich lebendig zu verschlingen, wenn ich nur einen Moment nicht aufpasse.
Während ich auf den Morgen warte, rupfe ich die Elysia-Blüte in winzige Stückchen.
30
Sobald die Sonne aufgeht, mache ich mich auf die Suche nach Onkel Antonio. Jetzt bin ich bereit, mit ihm über das, was ich gehört habe, zu reden. Wir müssen alles offen ausbreiten und aus jedem möglichen Blickwinkel betrachten. Müssen die Risse und Brüche im Muster finden. Es erhitzen wie Wasser und beobachten, welche verborgenen Wahrheiten an die Oberfläche steigen.
Doch nicht Onkel Antonio sehe ich als Ersten, sondern Tante Harriet. Sie steht mit Alai an der Leine vor dem Tierhaus.
»Pia, um Himmels willen! Was ist passiert? Du siehst aus wie der Tod!«
Ihre ohne jeden Hintergedanken gewählten Worte jagen mir einen Schauer über den Rücken.
Mir fällt ein, dass Tante Harriet noch im Dunkeln tappt. Sie verdient es, die Wahrheit zu erfahren. Das bin ich ihr schuldig. Ich hole tief und zitternd Luft. »Ich… ich habe in den letzten Stunden eine Menge erfahren – Dinge, die du auch wissen solltest, Tante Harriet.« Ich blicke mich um, und obwohl wir allein sind, nehme ich sie am Ellbogen und führe sie hinter das Gebäude, damit niemand, der zufällig vorbeikommt, uns sieht. »Du weißt doch noch, dass wir über den Katalysator gesprochen haben und worum es sich dabei wohl handeln könnte«, flüstere ich.
Sie nickt und ihre Hand hält Alais Leine noch ein klein wenig fester.
»Also…« Ich
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