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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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paar Mal in die Luft, wobei er mich mit schräg gelegtem Kopf neugierig betrachtet. »Wie alt bist du?«
    »Siebzehn. Und du?«
    »Fast achtzehn.«
    »Hast du Geschwister?« Der Gedanke an Geschwister hat mich immer gereizt. Damit die Einwohnerzahl nicht rasant anstieg, galt bei den Mitgliedern meiner Familie die Regel, dass sie nie mehr als ein Kind haben durften – wobei sich diese Regel, als der Zwischenfall geschah, als fatal herausstellte.
    »Keine Blutsgeschwister«, antwortet er, »aber Herzensgeschwister.«
    »Was soll denn das heißen? Wenn es keine Blutsgeschwister sind, sind es auch keine richtigen Geschwister.«
    Er runzelt die Stirn, fängt die Aguaje und reibt mit dem Daumen über die raue Schale. »Da sieht man mal, wie wenig du über Familien weißt.«
    »Ich habe mich monatelang mit Vererbungslehre befasst«, verteidige ich mich. »Ich denke, ich weiß alles, was man über Familie wissen kann.«
    »Vererbungslehre«, wiederholt Eio nachdenklich.
    »Es ist die Wissenschaft der –«
    »Ich weiß, was es ist. Aber es ist nur ein Teil dessen, was Familie bedeutet, zumindest in Ai’oa. Und dazu noch ein sehr kleiner Teil.«
    Ich öffne den Mund. Und schließe ihn wieder. Mein Gehirn schlägt einen Purzelbaum und landet mit geballten Fäusten. »Es ist alles. Meine genetische Abstammung ist handverlesen und wurde von den besten Wissenschaftlern auf der ganzen Welt konzipiert –« Ich halte inne, bevor ich zu weit gehe und ihm sage, was ich wirklich bin.
    Eio schenkt mir ein mitleidiges Lächeln. »Du bist eine echte Wissenschaftlerin. Wann immer wir einem von euch widersprechen, taucht in eurem Blick diese Mauer auf. Wir haben in unserer Sprache auch ein Wort dafür. Akangitá. Kopf wie ein Fels.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen. »Kopf wie ein Fels?«
    Ich klappe den Mund zu, drehe mich auf dem Absatz um und marschiere beleidigt in Richtung Little Cam.
    Zunächst bleibt hinter mir alles still. Ich überlege schon, langsamer zu gehen und sogar stehen zu bleiben, doch dann höre ich, wie Eio angelaufen kommt. Ich lasse mein Lächeln verschwinden, bevor er es sieht. Er läuft an mir vorbei und verstellt mir den Weg.
    »Tut mir leid. Wenn es dir hilft, kann ich dir ja verraten, dass mich in Ai’oa alle Akangbytu nennen.«
    »Was bedeutet das?«
    Er überlegt einen Augenblick. »Kopf voller Wind.«
    Mein Ärger schmilzt vollends. Ich muss lachen. »Kopf voller Wind! Super. Wie sagt ihr zu Mund?«
    »Îuru.« Er runzelt die Stirn. »Warum fragst du?«
    »Dann hätte ich einen neuen Namen für dich: Îurubytu…«
    Er blickt mich finster an. »Mund voller Wind. Haha. Îurukay.«
    »Was heißt das?«
    »Dass du mit Feuer sprichst, Pia-Vogel. Deine Worte brennen.«
    Ich lächle. »Bring mir mehr bei.«
    Während wir weitergehen, nenne ich Worte und Eio übersetzt sie für mich. Ich speichere die Übersetzung in meinem Gedächtnis ab. Er ist verblüfft, wie schnell ich mir Dinge merken kann und wie problemlos ich die Wörter zu Sätzen verbinde.
    »Ich habe Jahre gebraucht, bis ich so gut Englisch sprechen konnte«, gibt er zu. »Du sprichst meine Sprache, als seist du damit geboren.«
    Ich lächle und frage mich, ob er sehen kann, dass ich rot geworden bin.
    Plötzlich taucht der Zaun auf. Wir sind nicht mehr weit von dem Loch entfernt, durch das ich geflohen bin. Der entwurzelte Kapokbaum liegt nur ein paar Dutzend Meter rechts von uns. Die Röte weicht aus meinem Gesicht. Ich wünsche, ich wäre langsamer gegangen.
    »Danke, dass du mich begleitet hast«, sage ich, weil es sich richtig anfühlt.
    »Pia…« Er blickt auf seine Füße und scheint plötzlich fast verlegen. »Ich muss dir etwas gestehen. Ich habe gelogen.«
    »Du hast doch keine Anakonda getötet?«
    »Unsinn!«, erwidert er entrüstet. »Îurukay. Ich habe die Anakonda getötet. Ich habe gelogen, als ich sagte, du seist hässlich. Das stimmt nicht. Du…« Er kratzt sich am Kopf und ich muss lächeln über sein Unbehagen. »In Wirklichkeit bist du sehr schön. Schöner als jedes andere Mädchen, das ich kenne. Weil ich dich angelogen habe, muss ich dir etwas schenken. So ist es Sitte bei den Ai’oa. Ich habe dir die Wahrheit genommen, jetzt muss ich dir etwas zurückgeben.« Er nimmt den Arm hinter dem Rücken hervor und ich sehe, dass er eine Blüte in der Hand hält. Sie ist so groß wie meine beiden Hände zusammen, eine wunderschöne Passionsblume in Rosa und Purpurrot.
    Ich schaue sie an, mein Herz stolpert und meine Zunge wird zu

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