Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)
Menschen, die ich kenne, hat er die weißesten Zähne.
»Hallo, kleines Fräulein! Komm und drück deinen Onkel Tim mal ordentlich, ja?« Er breitet die Arme aus, doch ich ziehe die Nase kraus und weiche zurück. Er riecht wie der Griesgram.
»Du stinkst! Was hast du mitgebracht? Wo warst du?« Ich laufe um seinen Truck herum und klettere auf die hohe Stoßstange, damit ich hineinschauen kann. »Hast du Geschäfte mit Eingeborenen gemacht?« Seit ich zum ersten Mal von den Dschungelhändlern gehört habe, die Onkel Timothy die »Eingeborenen« nennt, bin ich fasziniert von der Aussicht, einmal einen zu Gesicht zu bekommen. Noch ergab sich die Gelegenheit nicht, da normalerweise nur er ihre Dörfer aufsucht, immer dann, wenn er frisches Obst braucht. Oft begleiten ihn die Wissenschaftler, um die Eingeborenen zu fragen, wie sie bestimmte Pflanzen als Arzneimittel verwenden.
»Komm da runter, Pia!«, ruft meine Mutter. Sie steht mit vielen anderen um die Trucks herum. Alle sind aufgeregt, denn Liefertage sind unser einziger Kontakt mit der Außenwelt.
Ich beäuge die Kisten und Kartons neugierig. Was wohl drin ist? Ich will einen, auf dem Skittles steht, näher zu mir heranziehen. Auf dem Karton ist außerdem ein Regenbogen aufgedruckt und etwas, das aussieht wie Bonbons. Plötzlich richtet sich dahinter jemand auf. Erschrocken springe ich zurück und lande neben Alai auf dem Boden.
Es ist eine Frau. Sie blinzelt und gähnt, als sei sie gerade erst aufgewacht, und ihren zerdrückten Kleidern nach zu urteilen, hat sie tatsächlich auf dem Truck geschlafen.
»Oh, hallo«, grüßt sie mit einem verschlafenen Lächeln. »Das ist dann wohl Little Cam, ja?« Sie spricht mit einem Akzent, den ich noch nie gehört habe. Ihr Haar ist leuchtend orange wie das eines Brüllaffen und kringelt sich in alle Richtungen.
»Ja, das ist Little Cam«, antworte ich vorsichtig. »Wer sind Sie?«
»Dr. Fields«, antwortet eine Männerstimme, und als ich mich umdrehe, sehe ich Onkel Paolo auf uns zukommen. »Willkommen! Schön, dass Sie da sind!« Er hilft ihr herunter. Sie ist sehr groß und schlank und ihre weiße Bluse ist voller brauner Flecken.
Sie muss meinen entsetzten Blick gesehen haben, denn sie lacht und zupft an ihrer Bluse. »Kaffee«, erklärt sie. »Ich habe in Manaus bestimmt einen ganzen Liter davon getrunken und noch einmal einen Becher auf dem Little Mississip. Was für ein Name für einen Fluss! Welcher Yankee hat denn das verbrochen?«
Plötzlich wird ringsum alles still.
»Wo ist Manaus?«, frage ich.
Sie schaut mich mit einem seltsamen Lächeln an. »Was meinst du mit ›Wo ist Manaus?‹? Wenn du in diesem Dschungel irgendwohin willst, kommst du zwangsläufig durch Manaus –«
»Dr. Fields«, unterbricht sie Onkel Paolo. »Sie sind sicher erschöpft. Kommen Sie, wir bringen Ihnen etwas zu essen und zeigen Ihnen dann Ihr Zimmer.«
»Klingt super. Huch! Augenblick noch –« Sie klettert auf den Truck, beugt sich über die Heckklappe und wühlt zwischen den Kisten herum. Mir fällt auf, dass Onkel Paolo, Onkel Antonio und noch ein paar andere Onkel beobachten, wie ihr Hintern auf und ab hüpft, während sie sucht. Ich mache ein finsteres Gesicht. Diese Dr. Fields ist mir nicht geheuer. Mir hat außerdem niemand gesagt, dass sie kommt.
»Ah! Ich hab’s!« Sie hält eine große Feldflasche hoch, als sei darin ein Mittel gegen Krebs, das sie gerade entdeckt hat. »Mein Kaffee!«
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet.« Onkel Paolo reicht ihr seine Hand, um ihr wieder herunterzuhelfen, doch sie ignoriert sie und springt so ungeschickt ab, dass sie sich beim Aufkommen fast den Knöchel verstaucht.
»Huch!«, schreit sie. »Ich bin vielleicht ein Tollpatsch! Ha! Gütiger Himmel, ein Jaguar! Hallo, mein Schöner!« Sie beugt sich hinunter und macht Kussgeräusche in Richtung Alai. Ich warte darauf, dass er knurrt und nach ihr schnappt, wie er das bei allen anderen tut, doch stattdessen tappt er zu ihr hin und schnurrt, als sie ihn hinter den Ohren krault. Dann erklärt sie, sie sei bereit für ein Abendessen und eine Tasse heißen Kaffee. Mit einem Trupp Männer im Schlepptau und ununterbrochen redend marschiert sie zum Speisesaal. Jeder schubst und drängelt, um ihr die Hand zu schütteln und sich vorzustellen. Nachdem sie drinnen verschwunden sind, ist die Menschenmenge um die Trucks ziemlich geschrumpft. Alai reibt sich schnurrend an meinem Bein.
»Verräter«, zische ich. Mit einem Gähnen lässt er sich auf den
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