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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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abhanden gekommen.
    Und deshalb war Lizzie ehrlich verblüfft, als die Anwältin mit einem offenen, freundlichen Lächeln auf sie zutrat. »Wußten Sie, daß ich früher oft im Sommer hier war?«
    Lizzie blinzelte erstaunt. »Hier im Gericht?«
    »Nein«, sagte Ellie lachend, »auch wenn das gern erzählt wird. Ich meinte in East Paradise.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Lizzie kühl.
    »Nun, meine Tante wohnt hier. Hatte früher mal eine kleine Farm.« Sie schmunzelte. »Aber das war bevor die Grundstückssteuern in schwindelerregende Höhen gestiegen sind.«
    Lizzie lachte leise. »Deshalb wohne ich zur Miete.«
    »Euer Ehren«, sagte George mit einem warnenden Blick auf seine Zeugin. »Ich bin sicher, Ms. Hathaways Erinnerungen sind für die Geschworenen nicht von Interesse.«
    Die Richterin nickte. »Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus, Ms. Hathaway?«
    »Ja, Euer Ehren. Es geht mir darum, daß man einiges von den Amischen mitbekommt, wenn man hier in der Gegend aufwächst.« Sie wandte sich Lizzie zu. »Finden Sie nicht auch?«
    »Durchaus.«
    »Sie haben vorhin gesagt, daß Sie noch nicht viele Amische festgenommen haben. Wann ist das zuletzt vorgekommen?«
    Lizzie überlegte. »Vor etwa fünf Monaten. Ein Siebzehnjähriger war in angetrunkenem Zustand mit seiner Kutsche in einem Graben gelandet.«
    »Und davor?«
    Lizzie konnte sich nicht erinnern. »Ich weiß nicht.«
    »Aber es ist schon eine ganze Weile her?«
    »Das würde ich schon sagen«, gab Lizzie zu.
    »Haben Sie sowohl im beruflichen als auch privaten Umgang mit den Amischen die Erfahrung gemacht, daß sie friedliebende Menschen sind?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, was passiert, wenn eine unverheiratete amische Frau ein Kind bekommt?«
    »Ich habe gehört, daß sie für ihre Leute einstehen«, sagte Lizzie.
    »Das stimmt, und Katie wäre nicht ausgestoßen worden – man hätte sie nur eine Weile unter Bann gestellt. Anschließend hätte man ihr vergeben und sie mit offenen Armen wieder aufgenommen. Wo bleibt denn da das Mordmotiv?«
    »In der Unbarmherzigkeit ihres Vaters«, erklärte Lizzie. »Aaron Fisher hat damals den Bruder der Angeklagten verstoßen, um zu verhindern, daß die anderen Familienmitglieder weiter Kontakt zu ihm haben. Die Angeklagte hat befürchtet, daß sie das gleiche Schicksal ereilen würde.«
    »Ich dachte, Sie hätten Mr. Fisher nicht vernommen.«
    »Das habe ich auch nicht.«
    »Aha«, sagte Ellie. »Dann können Sie also Gedanken lesen?«
    »Ich habe mit seinem Sohn gesprochen«, konterte Lizzie.
    »Durch das Gespräch mit einem Sohn erfährt man aber nicht, was im Kopf des Vaters vor sich geht. Ebensowenig wie der Blick auf ein totes Baby einem verrät, daß seine Mutter es getötet hat, hab ich recht?«
    »Einspruch!«
    »Zurückgezogen«, sagte Ellie ohne Zögern. »Kommt es Ihnen seltsam vor, daß eine amische Frau des Mordes beschuldigt wird?«
    Lizzie sah George an. »Es ist ungewöhnlich. Aber es ist nun mal eine Tatsache, daß sie den Mord begangen hat.«
    »Ach ja? Ihre wissenschaftlichen Beweise belegen, daß Katie dieses Kind geboren hat. Das ist unbestreitbar. Aber muß das notwendigerweise auch bedeuten, daß sie es getötet hat?«
    »Nein.«
    »Sie haben erwähnt, daß Sie auf dem Boden in der Nähe der Fundstelle der Leiche des Babys einen Fußabdruck gefunden haben. Bringt das Ihrer Meinung nach Katie mit dem Mord in Verbindung?«
    »Ja«, sagte Lizzie. »Da wir wissen, daß sie Schuhgröße neununddreißig hat, erhärtet das unsere Theorie.«
    »Gibt es irgendeine Möglichkeit nachzuweisen, daß dieser spezielle Fußabdruck von Katie stammt?«
    Lizzie faltete die Hände. »Nicht hundertprozentig.«
    »Ich trage Schuhgröße neununddreißig, Detective Munro. Theoretisch könnte der Abdruck also auch von mir stammen, richtig?«
    »Sie waren an jenem Morgen nicht im Stall.«
    »Wußten Sie, daß Levi Esch auch Schuhgröße neununddreißig hat?«
    Lizzie lächelte verkrampft. »Jetzt weiß ich’s.«
    »Hat nicht Levi selbst ausgesagt, daß er neben dem Stapel Pferdedecken gestanden hat, als er die Leiche des Kindes entdeckte?«
    »Doch.«
    »Dann wäre also denkbar, daß dieser Abdruck, den sie als Indizienbeweis dafür ansehen, daß Katie einen Mord begangen hat, in Wirklichkeit von jemandem stammt, der aus einem völlig harmlosen Grund in der Sattelkammer war?«
    »Es wäre möglich.«
    »Gut«, sagte Ellie. »Sie haben gesagt, daß die Nabelschnur mit einer Schere durchtrennt wurde.«
    »Einer

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