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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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an einigen Stellen von Nekrose der Hepatozyten befallen. Diese Befunde klingen höchst exotisch, treten aber bei Asphyxie auf.«
    »Was hat es mit den Ecchymosen und den Baumwollfasern auf sich?«
    »Ecchymosen sind kleine Blutergüsse. Die hier festgestellten hatten alle einen Durchmesser von einem bis anderthalb Zentimeter und befanden sich in unmittelbarer Umgebung des Mundes. Bei einer Untersuchung der Mundhöhle wurden Fasern gefunden, die von dem Hemd stammten.«
    »Zu welchen Schlußfolgerungen kamen Sie aufgrund dieser beiden Beobachtungen?«
    »Daß jemand dem Neugeborenen das Hemd in den Mund gestopft hat, um so die Atemluftzufuhr zu unterbinden.«
    George wartete einen wirkungsvollen Moment lang. »Wurde die Nabelschnur untersucht?«
    »Der vorhandene Teil der Nabelschnur war zwanzig Zentimeter lang und war nicht abgebunden oder abgeklemmt, wenngleich das Ende zusammengedrückt war, als wäre vorübergehend eine Klemme angebracht gewesen. Fasern, die am Ende der Schnur vorhanden waren, wurden dem forensischen Labor zur Analyse vorgelegt und entsprachen der Strohkordel, die im Stall gefunden worden war. Die Schnittfläche der Nabelschnur war ausgefranst. Es klebten Fasern daran, und in der Mitte hatte sie eine kleine Aussparung.«
    »Ist das wichtig?«
    Der Arzt zuckte die Achseln. »Es bedeutet jedenfalls, daß das, womit die Nabelschnur durchtrennt wurde, höchstwahrscheinlich eine Schere, in der Klinge eine Kerbe hatte und zum Schneiden von Strohkordeln benutzt wurde.«
    »Doktor, haben Sie auf der Grundlage all dieser Feststellungen die Todesursache für das Neugeborene Fisher bestimmt?«
    »Ja«, sagte Edgerton. »Asphyxie aufgrund von Ersticken.«
    »Haben Sie die Todesart bestimmt?«
    Der Gerichtsmediziner nickte. »Mord.«
    Ellie erhob sich und ging auf den Gerichtsmediziner zu. »Dr. Edgerton, sind die Ecchymosen rund um den Mund ein sicherer Beweis dafür, daß das Kind erstickt wurde?«
    »Der Beweis für den Erstickungstod liegt in den vielen Organen, die Anzeichen von Asphyxie zeigen.«
    Ellie nickte. »Sie meinen zum Beispiel die Petechien in der Lunge. Aber trifft es nicht zu, daß Sie bei einer Autopsie nicht genau bestimmen können, wann eine Asphyxie eingetreten ist? Zum Beispiel, wenn es vor oder während der Geburt Probleme mit der Plazentadurchblutung gibt, könnte das nicht zu einer Unterversorgung des Fetus mit Sauerstoff führen, was bei einer Autopsie festgestellt würde?«
    »Ja.«
    »Und wenn es unmittelbar nach der Geburt Probleme mit der Durchblutung gibt? Wären dann auch Anzeichen von Asphyxie feststellbar?«
    »Ja.«
    »Und wenn die Mutter starke Blutungen hat oder während der Entbindung selbst unter Atemnot leidet?«
    Der Gerichtsmediziner räusperte sich. »Auch dann.«
    »Wenn die Lunge des Kindes unterentwickelt ist, wenn es an Kreislaufschwäche leidet oder an Lungenentzündung – würde sich das in Anzeichen von Asphyxie niederschlagen?«
    »Ja, das würde es.«
    »Und wenn das Baby an seinem eigenen Schleim ersticken würde?«
    »Ja.«
    »Asphyxie kann also eine Menge Ursachen haben und weist nicht unbedingt darauf hin, daß das Kind erstickt wurde?«
    »Das ist richtig«, sagte der Gerichtsmediziner. »Aber die Asphyxie in Verbindung mit den Blutergüssen um den Mund herum und den Fasern, die in der Mundhöhle gefunden wurden, haben mich zu dieser speziellen Diagnose gebracht.«
    Ellie lächelte. »Schön, sprechen wir darüber. Beweist das Vorhandensein eines Blutergusses, daß jemand eine Hand auf den Mund des Babys gelegt hat?«
    »Der Bluterguß ist ein Anzeichen dafür, daß lokaler Druck ausgeübt wurde«, sagte Dr. Edgerton. »Folgern Sie daraus, was Sie wollen.«
    »Gut, dann tun wir das doch mal. Nehmen wir einmal an, daß das Baby sehr schnell geboren wurde und mit dem Gesicht auf den Stallboden fiel – könnte das zu Blutergüssen geführt haben?«
    »Das ist möglich.«
    »Und wenn die Mutter hastig nach dem Kind gegriffen hat, weil es nach der Entbindung zu fallen drohte?«
    »Vielleicht«, gab der Mediziner zu.
    »Und die Fasern in der Mundhöhle«, fuhr Ellie fort. »Könnten die auch daher rühren, daß die Mutter die Atemwege des Babys von Schleim säubern wollte, um ihm die Atmung zu erleichtern?«
    Edgerton neigte den Kopf. »Könnte sein.«
    »Fügt die Mutter bei einer dieser möglichen Verhaltensweisen dem Neugeborenen Schaden zu?«
    »Nein.«
    Ellie ging zur Geschworenenbank hinüber. »Sie haben erwähnt, daß die Kulturen kontaminiert

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