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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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wir einen Fußabdruck im Lehmboden.«
    »War dieser Abdruck aufschlußreich?«
    »Von einer Frau mit Schuhgröße neununddreißig.«
    »Was taten Sie als nächstes?«
    »Ich habe versucht, die Frau zu finden, die entbunden hatte. Zuerst vernahm ich die Ehefrau von Aaron Fisher, Sarah. Ich erfuhr, daß sie vor etwa zehn Jahren eine Hysterektomie hatte und keine Kinder mehr bekommen konnte. Ich vernahm die Nachbarn und ihre beiden halbwüchsigen Töchter, die jedoch alle Alibis hatten. Als ich zurück auf die Farm kam, war Katie, die Tochter der Fishers, inzwischen aufgetaucht. Genauer gesagt, sie kam in die Sattelkammer, wo der Gerichtsmediziner gerade die Leiche untersuchte.«
    »Zeigte sie irgendeine Reaktion?«
    »Sie wirkte sehr aufgewühlt«, sagte Lizzie, »und rannte aus dem Stall.«
    »Sind Sie ihr gefolgt?«
    »Ja. Ich habe sie auf der Veranda eingeholt. Ich fragte Ms. Fisher, ob sie schwanger gewesen sei, und sie verneinte das.«
    »Waren Sie mißtrauisch?«
    »Ganz und gar nicht. Das hatten mir auch ihre Eltern erzählt. Doch dann bemerkte ich, daß ihr Blut an den Beinen herunterlief. Ich ließ sie von den Sanitätern ins Krankenhaus bringen, wogegen sie sich zunächst heftig sträubte.«
    »Was ging Ihnen zu dem Zeitpunkt durch den Kopf?«
    »Daß die junge Frau medizinisch versorgt werden mußte. Aber dann fragte ich mich, ob die Eltern der Angeklagten möglicherweise nicht gemerkt hatten, daß sie schwanger gewesen war – weil sie es vor ihnen verborgen hatte, so, wie sie es bei mir versucht hatte.«
    »Wie stellten Sie fest, daß sie nicht die Wahrheit gesagt hatte?« fragte George.
    »Ich fuhr zum Krankenhaus und sprach mit der Ärztin der Angeklagten, die mir bestätigte, daß Katie Fisher ein Kind geboren hatte, daß ihr Zustand kritisch war und daß sie dringend behandelt werden mußte, um die Blutung zu stoppen. Sobald ich wußte, daß sie mich angelogen hatte, besorgte ich mir einen Durchsuchungsbefehl für die Farm, und ich holte die Erlaubnis ein, einen Blut- und DNA-Test bei dem Baby und bei der Angeklagten vornehmen zu lassen. Als nächstes mußte das Blut im Stroh des Kälberverschlages und an der Leiche mit dem Blut der Angeklagten verglichen werden.«
    »Was ergaben Ihre ersten Ermittlungen?«
    »Unter dem Bett der Angeklagten lag ein blutiges Nachthemd. In ihrem Schrank befanden sich Stiefel und Schuhe Größe neununddreißig. Alle Labortests bestätigten eindeutig, daß das Blut im Stall und an der Leiche von der Angeklagten stammte.«
    »Welchen Schluß zogen Sie daraus?«
    Lizzie sah gelassen zu Katie Fisher hinüber. »Daß die Angeklagte trotz ihres Leugnens die Mutter des Kindes war.«
    »Glaubten Sie zu dem Zeitpunkt bereits, daß die Angeklagte das Kind getötet hatte?«
    »Nein. Morde passieren in East Paradise selten und bei den Amischen praktisch gar nicht. Zum betreffenden Zeitpunkt glaubte ich, daß das Kind tot zur Welt gekommen war. Doch dann schickte mir der Gerichtsmediziner den Autopsiebericht, und ich mußte meine Annahme korrigieren.«
    »Warum?«
    »Nun, erstens war das Baby lebend zur Welt gekommen. Zweitens war die Nabelschnur mit einer Schere durchtrennt worden – was mich an die verschwundene Schere denken ließ, von der Aaron Fisher mir erzählt hatte, die wir aber natürlich nicht auf Fingerabdrücke hatten untersuchen können. Das Neugeborene war erstickt, doch der Gerichtsmediziner hatte Fasern tief im Mund des Babys entdeckt, die von dem Hemd stammten, in das es eingewickelt gewesen war. Somit lag die Vermutung nahe, daß es erstickt worden war. Erst da wurde mir klar, daß die Angeklagte eine mögliche Tatverdächtige war.«
    Lizzie trank einen Schluck Wasser. »Danach habe ich alle Personen vernommen, die der Angeklagten nahestehen, sowie die Angeklagte selbst. Die Mutter der Angeklagten sagte aus, daß eine jüngere Tochter vor vielen Jahren gestorben war, daß sie nicht geahnt hatte, daß ihre Tochter schwanger war – und daß sie auch keinen Grund gehabt hatte, so etwas anzunehmen. Der Vater war überhaupt nicht bereit, mit mir zu sprechen. Ich vernahm auch Samuel Stoltzfus, einen der Farmarbeiter und der Freund der Angeklagten. Von ihm erfuhr ich, daß er vorgehabt hatte, sie ihm Herbst zu heiraten. Er erzählte mir zudem, daß die Angeklagte nie Geschlechtsverkehr mit ihm gehabt habe.«
    »Was folgerten Sie daraus?«
    Lizzie zog die Augenbrauen hoch. »Zuerst hielt ich es für denkbar, daß er das Baby aus Rache erstickt hatte, nachdem er

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