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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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nie ein tolles leisten, aber interessiert hat es mich trotzdem.“
    Klein war nicht sicher, ob er nur enttäuscht oder auch ärgerlich war.
    „Herr Thaler, Sie haben uns also nur angerufen, weil Sie die Scheinwerfer eines Autos gesehen haben? Sonst nichts?“
    „Nicht irgendwelche“, antwortete der Greis, erhob sich mühsam und ging über die knarzenden Dielen ins Zimmer nebenan, wo Klein die gute Stube vermutete. Kurz darauf kehrte er mit einer Ausgabe der „AutoBild“ zurück. Thaler schlug die passende Seite auf und legte das Magazin vor Klein auf den Tisch. Der Ermittler warf einen kurzen Blick auf den Testbericht eines Kombis.
    „Sie meinen, es war dieser Wagen, den Sie gesehen haben?“ Klein versuchte erst gar nicht, seine Zweifel zu verbergen.
    „Schauen Sie auf die Scheinwerfer“, antwortete Thaler. „Außen dieses moderne Licht, Xenon. Daneben die Leuchtringe, wie nur BMW sie benutzt. Aber das Wichtigste ist der orangefarbene Balken darüber, den man vor allem in der Dunkelheit sieht. Es gibt an der Seite eine kleine Reihe von LEDs. Wenn das Licht eingeschaltet ist, strahlt es über eine Art Schlauch nach vorne und erzeugt diesen typischen Balken.“
    Klein betrachtete die Aufnahme und spürte, wie sein Ärger verflog. Dann musterte er den Bauern.
    „Sie haben wirklich Ahnung davon, was?“
    Dieser deutete ein Schulterzucken an.
    „Früher kamen die Leute ab und zu mit ihren Wagen vorbei. Wenn ich Zeit hatte, habe ich sie hinten im Stall repariert.“
    Klein dachte an das zugedeckte Fahrzeug, und der Bauer schien seine Gedanken zu erraten.
    „Citroën“, sagte er lächelnd. „Eine 1967er DS. Wissen Sie, was das bedeutet?“
    „Nein.“
    „ DS ist das Kürzel für das französische Deesse und bedeutet Göttin . Und das war sie wahrhaftig.“
    In Heinrich Thalers Augen schimmerte ein Glanz, in dem Klein Sehnsucht und tiefe Traurigkeit erahnte. Weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, wurde er wieder sachlich.
    „Sagen Sie, wie viele Modelle verfügen über die Eigenschaft mit diesem speziellen Licht?“, fragte er und deutete auf den Testbericht.
    „Das ist es ja eben.“ Der Bauer kehrte in die Gegenwart zurück. „Nur die Fünfer-Baureihe von BMW.“
    Klein dachte darüber nach, dann nickte er zustimmend.
    „Wenn das zutrifft, könnte es uns tatsächlich voranbringen.“
    „Die Farbe habe ich nicht erkannt“, erklärte Thaler. „Den Fahrer auch nicht, aber ich habe gesehen, dass es ein Kombi war.“
    Klein blinzelte ihn an, und der Bauer verstand.
    „Meine Augen sind gut, aber so gut nun auch wieder nicht.“ Er ging hinüber zum Fenster und deutete hinaus auf die Straße. „Sehen Sie.“
    Klein trat hinzu und sah die Laterne am Straßenrand, etwa 60 Meter von ihnen entfernt.
    Wieder nickte er, und dieses Mal spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel. Dann blickte er zu den Bäumen am Pörtgensiepen, einen knappen Kilometer weit weg. Er betrachtete ihre schlanken Silhouetten, die sich im sanften Rhythmus des schwachen Westwindes wiegten. Stumme Zeugen, die alles sahen und nichts verrieten.
    Klein notierte sich Thalers Aussage in Stichpunkten, bedankte sich herzlich und verließ das alte Bauernhaus mit einem guten Gefühl.
    Gegen zwanzig nach eins war er zurück im Präsidium und trat durch die Tür seines Büros. Bergmann war nicht am Platz, doch ihr privater Laptop stand aufgeklappt auf dem Schreibtisch. Offenbar hatte sie wieder das Internet für ihre Recherchen benutzt. Klein zog die Jacke aus und ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen. Die alte Gasdruckfeder ächzte unter der plötzlichen Last, hielt aber stand. Klein überlegte, welcher seiner Kollegen Ahnung von Autos haben könnte, doch ihm fiel niemand ein. Schließlich rief er Sperber an und schilderte ihm die Beobachtungen des Bauern. Der Kriminaltechniker versprach, sich darum zu kümmern. Klein bedankte sich und fuhr den Rechner hoch, als Bergmann ins Zimmer kam.
    „Für eine Niete warst du ziemlich lange weg“, sagte sie fröhlich.
    Klein überging die Zweideutigkeit mit einem Grinsen und berichtete ihr in knappen Sätzen von seinem Besuch.
    „Klingt vielversprechend“, sagte Bergmann. „Auch wenn ich mich etwas wundere, dass ein betagter Landwirt Ahnung davon hat.“
    „Er hat sonst nichts“, sagte Klein und glaubte, dass Thaler es so gemeint hatte.
    „Ich habe den Namen von Lüschers Arzt in den Unterlagen des Versorgungsamtes gefunden“, kam Bergmann auf ihre Nachforschungen zu sprechen.
    „Ist er

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