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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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jedoch darauf, zu jeder Zeit im Bilde zu sein und an allen wichtigen Entscheidungen teilzuhaben.
    Er trank einen Schluck aus der Kaffeetasse und blinzelte in Richtung Bergmann, doch seine Kollegin war in eine Akte vertieft, und Klein beschloss, sie nicht zu stören. Er gähnte ausgiebig, dann nahm er den dünnen Stapel Papier und las die handschriftliche Notiz, die jemand mit einer Klammer an das oberste Blatt geheftet hatte. Es waren Hinweise aus der Bevölkerung. Klee hatte sie gesammelt und ihm jeweils eine Kopie zukommen lassen. Klein überflog die Meldungen, doch außer den üblichen Verdächtigungen und Vermutungen, die nach jedem aufsehenerregenden Kriminalfall eingingen, war nichts Interessantes dabei. Dann bekam er das vorletzte Blatt in die Finger, überflog das Gedruckte und las es im Anschluss ein zweites Mal. Er griff zum Hörer und wählte die Nummer von Klee. Der Kollege meldete sich sofort.
    „Günther hier, danke für die Kopien.“
    „Keine Ursache.“
    „Bist du Hinweis Nummer sieben schon nachgegangen?“ Klein wartete und hörte das Rascheln von Papier.
    „Nein“, sagte Klee. „Soll ich mich darum kümmern?“
    „Nein, nein, ich mach das schon. Zeitlich passt es gerade.“
    „Soll ich mitkommen?“
    „Nein, lass nur. Wir sehen uns später.“
    Klein legte auf, erhob sich von seinem Stuhl und zog die Jacke an.
    „Was machst du?“ Bergmann löste sich von ihren Unterlagen und blickte ihn neugierig an.
    „Nichts Großes. Nur ein Hinweis hier aus der Nähe. Wahrscheinlich eine Niete, aber das Beste, was wir momentan haben.“
    „Soll ich mitkommen?“
    „Nein, ich will deine Arbeit nicht unterbrechen.“
    Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, womit sie sich eigentlich beschäftigte, und fragte nach.
    „Ich suche nach dem Arzt, der Lüscher in Rente geschickt hat. Wir sollten ihn befragen.“
    „In Ordnung, bis später.“
    Klein ging hinaus, wartete entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten nicht auf den Aufzug und steuerte stattdessen die Treppe an. Er bereute es schon auf der ersten Stufe. Der Stich in seinem Knie ließ ihn zusammenzucken. Verdammte Scheiße, dachte er, ging zurück und drückte den Knopf. Er war froh, die Kabine allein zu benutzen, und als sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten, betrachtete er sein Spiegelbild. Was er sah, war ein müder alter Mann in Parka und Turnschuhen, der einen beträchtlichen Bauch vor sich herschob. Er wandte den Blick ab. Der Aufzug kam rumpelnd zum Stehen, und Klein verließ das Gebäude durch den Hinterausgang.
    Wenig später saß er im Wagen und folgte den Anweisungen des TomTom. Ein kleiner Abstecher in die Beschaulichkeit des Essener Südens war genau das, was er jetzt brauchte. Die Fahrt dauerte etwa 15 Minuten, dann verließ er die kleine Straße und rollte über einen Kiesweg auf ein altes Bauernhaus zu. Klein parkte den Wagen in der Nähe eines halb zerfallenen Zwingers. Er stieg aus und schloss den Reißverschluss seiner Jacke. Die klare Luft im Tal der Ruhr fühlte sich zehn Grad kälter an als der abgas- und dreckgeschwängerte Brei der Großstadt. Kleins Blick fiel auf den Stall neben dem Zwinger. Die grüne Farbe blätterte großflächig ab, der Riegel vor dem breiten Tor war in der Mitte durchgerostet, die beiden Enden hingen schief und nutzlos in ihren Schienen. Durch eine zerborstene Scheibe warf Klein einen flüchtigen Blick ins Innere des Stalls. Etwas in der Größe eines Fahrzeugs wurde dort gelagert, unter Decken und Tüchern begraben und scheinbar genauso in Vergessenheit geraten wie der rostige Riegel und der Rest des Hofs. Die Vogelnester in den Ecken waren längst verlassen und dienten nun als Behausung für Spinnen und anderes Getier.
    Auf dem Weg zur Vorderseite des Hauses kam Klein an der Tenne vorbei. Das riesige Schiebetor stand einen Spaltbreit offen. Er erlag der Versuchung, ging hinüber und warf einen Blick in die Scheune. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an das schummrige Licht gewöhnten, doch als die ersten Konturen und Formen hervortraten, versetzte es ihm einen Stich, den er nicht erklären konnte. Die Boxen mit den altertümlich anmutenden Melkanlagen waren verwaist, in den brüchigen Futtertrögen nichts als verkrusteter Dreck und dicker, flockiger Staub. Traurig und leer lag das vor ihm, was einst das Herz des Bauernhofs gewesen war. Einzig der Geruch erinnerte noch an das lebhafte Treiben vergangener Zeiten.
    Hinter ihm hörte Klein plötzlich ein Geräusch. Ruckartig drehte

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