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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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die erste und bislang einzige Frau in diesem Job war. Schnell aber wollte er sie an seiner Seite nicht mehr missen, denn sie erwies sich bei zahlreichen Ermittlungen als äußerst fähig. Sie war sich ihres außergewöhnlich guten Aussehens zwar bewusst, trotzdem war keine Spur Überheblichkeit oder Launigkeit an ihr. Stattdessen gab sie sich kämpferisch und überzeugte durch Leistung und Teamgeist, was sie bei sämtlichen Kollegen beliebt machte. Sie war erst 29 Jahre alt, und Klein war überzeugt, dass sie eine steile Karriere bei der Polizei vor sich hatte.
    Neben Bergmann saß Stefan Lauterbach, von den Kollegen bisweilen „Husky“ genannt. Diesen Spitznamen hatte er dem Umstand zu verdanken, dass seine rechte Iris blau war, während die linke einen unverkennbaren Braunton enthielt. Der 38-Jährige war seit sechs Jahren beim KK11. Ein unauffälliger, eher ruhiger Typ, dessen Stärke seine Gründlichkeit und Beharrlichkeit waren. Schon oft hatte er die Ermittlungen entscheidend vorangebracht, weil ihm Details ins Auge fielen, die allen anderen entgangen waren. Lauterbach war verheiratet und Vater zweier körperlich und geistig behinderter Kinder. Es kam immer wieder vor, dass ihn ein plötzlicher Notfall zu Hause unabdingbar machte. Dennoch funktionierte das Zusammenspiel von Arbeit und Familie größtenteils reibungslos.
    Den letzten Platz auf der rechten Seite nahm Bernd Hecking ein. Der 46-Jährige war ein echtes Schwergewicht. Als ehemaliger Profiringer brachte er bei einer Körpergröße von knapp 1,90 Meter rund 140 Kilogramm auf die Waage, und seine imposante Erscheinung vermochte selbst einen Klaus Sperber in den Schatten zu stellen. Besonders an ihm war, dass sich die vormals ausgeprägte Muskulatur aufzulösen begann und in weniger ansehnliche Fettmasse verwandelte. Der Koloss sah aus, als bestünde er aus einer diffusen, wabernden Materie mit undefinierbarem Aggregatzustand. Wie halbfester Joghurt, der träge um einen inneren Schwerpunkt rotiert.
    Hecking war eine klare Bereicherung für die Truppe. Man schätzte seine lustige, lockere Art, die in schwierigen Situationen für die Moral der Mannschaft von unschätzbarem Wert sein konnte. Sein wahres Talent lag jedoch in der Kunst der Vernehmung. Während er seine massive Körperlichkeit bei hartnäckigen Delinquenten effektiv einzusetzen wusste, konnte er auf der anderen Seite äußerst gefühl- und verständnisvoll vorgehen. Er lebte seit vielen Jahren mit seiner Freundin auf einem Gehöft im weitläufigen und landschaftlich reizvollen Essener Süden.
    Der Platz links von Günther Klein gehörte dem 56 Jahre alten Manfred Laschinsky. Er hatte die meiste Erfahrung im Team und war die Verlässlichkeit in Person. Er strahlte Ruhe aus, wenn sich die Dinge überschlugen und die Ermittlungen eine hektische Phase erreichten, die es früher oder später immer gab. Er hatte die gelassene Souveränität, die nur jemand haben kann, der nach einem erfüllten Arbeitsleben den Ruhestand bereits fest im Blick hat. Er war Vater von fünf Kindern und träumte davon, nach der Pensionierung zusammen mit seiner Frau an die Nordsee zu ziehen.
    Den Abschluss auf der linken Seite bildete Henning Klee. Der 41-Jährige war klein und schmächtig gebaut. Ein Mann mit eingefallenen Wangen und hoher Stirn, der neben Bernd Hecking wie ein verlorener Schuljunge wirkte. Er war jedoch ohne jeden Zweifel ein guter Kriminalist, der stets auf dem neuesten Stand war, was die Gesetzeslage sowie die entsprechenden Kommentare betraf. Er besaß ein außergewöhnliches Gedächtnis und deckte immer wieder Parallelen und Verknüpfungen auf, weil er sich an bestimmte Einzelheiten erinnerte.
    Günther Klein schloss für ein paar Sekunden die Augen. Er war überzeugt, eine gute Auswahl getroffen zu haben.
    Ein kurzer Blick auf die Uhr hieß ihn dann, mit seinem Bericht zu beginnen, auch wenn Klaus Sperber noch nicht erschienen war.
    „Also gut, Leute, zunächst ein Überblick“, begann er und genoss prompt die ungeteilte Aufmerksamkeit. In knappen Sätzen rekapitulierte er die Umstände des Leichenfundes. Dann fügte er an: „Es gibt einige markante Auffälligkeiten. Erstens, das Türschloss weist keine erkennbaren Aufbruchsspuren auf, aber da werden wir von den Kriminaltechnikern noch Genaueres erfahren. Zweitens, auf dem Küchentisch lag für jeden gut sichtbar ein größerer Bargeldbetrag herum. Und drittens, der Auffindungsort der Leiche, das Schlafzimmer, wurde aus irgendeinem Grund mit

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