Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
Vom Netzwerk:
Ich meine, wenn er vermögend gewesen wäre, hätte er doch sicher nicht in dieser Gegend gewohnt. Wie viel Bargeld lag eigentlich auf dem Tisch?“
    „Es waren 300 Euro in Fünfzigern. Aber lass mich meine Reihenfolge einhalten.“ Er lächelte müde. „Sonst kommt mein schläfriges Hirn gar nicht mehr klar.“
    „Entschuldige, es klingt nur alles so sonderbar“, sagte Bergmann.
    „Die Leiche lag im Schlafzimmer, Füße zum Bett, den Kopf zur Tür. Gürtel und Reißverschluss der Hose waren geöffnet. Wir haben zunächst die engere Umgebung abgesucht, das volle Programm. Schräglicht, Folie, Staubsauger. Das einzig Auffällige im Bereich der Makrospuren, was man also mit bloßem Auge erkennen kann, waren die dunklen Flecken. Wir haben den Teppich großflächig ausgeschnitten und werden auch diese Proben einschicken. Ein kleiner Teststreifen hat allerdings schon mit Luminol reagiert, so dass wir mit Sicherheit davon ausgehen können, dass es sich bei den Anhaftungen um Blut handelt.“
    „Was ist mit der Leiche selbst? Habt ihr da auch Blutspuren gefunden?“
    Günther Klein war klar, dass sein Kollege nicht unterbrochen werden wollte, aber seine Neugier war stärker.
    „Nein, an der Leiche selbst haben wir nicht gearbeitet. Es ist besser, wenn das nur an einem Ort passiert. Ich werde nachher zum Institut fahren und dem Rechtsmediziner assistieren.“
    „Medizinerin“, korrigierte Klein. „Dr. Narayan wird die Obduktion durchführen.“
    „Wie auch immer, kehren wir zurück zur Wohnung.“
    Sperber schien mit der Versuchung zu kämpfen, der Erschöpfung nachzugeben und auf der Stelle einzuschlafen.
    „Die merkwürdige Verkleidung im Schlafzimmer ist Günther und Jenny ja bereits aufgefallen“, sagte er. „Es handelt sich um Melaminharzschaum, einen speziellen Schaumstoff, der zur Absorption von Schallwellen dient. Der Raum wurde lückenlos damit ausgekleidet. Wir haben es getestet, wirklich eindrucksvoll. Einer meiner Leute hat sich ins Zimmer gestellt und lauthals gebrüllt, bei geschlossener Tür dringt so gut wie nichts nach draußen.“
    Die Mitglieder der frisch gegründeten Kommission verfielen in ungläubiges Staunen. Hecking ließ sich zu einem Kommentar hinreißen: „Klingt nach einer guten Geschäftsidee fürs moderne Kinderzimmer.“
    „Wohl kaum“, entgegnete Sperber müde und griff nach seiner Kaffeetasse, „das Zeug ist echtes Hightech und kostet um die 50 Euro pro Quadratmeter. Das Bett scheint mir übrigens eine besondere Rolle zu spielen. Es dominiert das Zimmer, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass noch mehr dahintersteckt.“
    Unbemerkt von den anderen, nickte Günther Klein. Ihn hatte das gleiche Gefühl beschlichen, als er in dem dunklen Schlafzimmer stand.
    „Wir haben vier schmale Streifen am Bettgestell gefunden“, fuhr der Kriminaltechniker fort. „Diese sind deutlich sauberer als die angrenzenden Flächen. Es könnte darauf hindeuten, dass bis vor kurzem etwas daran befestigt war. Das Kopfkissen lag neben dem Bett auf dem Boden. Ein Laken haben wir nicht gefunden, nur zwei saubere im Schrank. Die Matratze war lediglich mit einem Spannbetttuch bezogen. Die eigentliche Bettdecke haben wir ebenfalls im Schrank gefunden, zusammengerollt in einem der unteren Fächer.“
    Klaus Sperber brauchte offenbar eine kleine Pause. Er leerte seinen Becher und überprüfte erneut seine Notizen, ehe er das Wort wieder an seine Kollegen richtete.
    „Fingerabdrücke“, sagte er schließlich. „Natürlich haben wir in der gesamten Wohnung Fingerspuren gesichert. Unser Experte für Daktyloskopie vermutet bisher, dass sie alle von ein und derselben Person stammen. Das ist aber wie gesagt nur eine Vermutung. Ein großes Problem wird sein, die gesicherten Spuren eindeutig dem Toten zuzuordnen. Die Gewebezersetzung ist auch im Bereich der Hände weit vorangeschritten. Bei der Rekonstruktion von Papillarlinien ist heute zwar einiges möglich, aber ich fürchte, dass man in diesem Fall an die methodischen Grenzen stoßen wird.“
    „Vielleicht ist er mal straffällig geworden, und wir haben bereits Lichtbilder und Fingerabdrücke von ihm im Computer“, sprach Günther Klein den Gedanken aller Anwesenden aus.
    „Nein, leider nicht. Natürlich haben wir die Abdrücke schon nach Wiesbaden zum Bundeskriminalamt geschickt, aber der AFIS-Rechner hat keinen Treffer gemeldet. Herbert Lüscher, wenn er es denn tatsächlich ist, war ein unbeschriebenes Blatt.“
    „Sonst keinerlei

Weitere Kostenlose Bücher