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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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»Wenn sie nicht
hier wäre, könnte ich mit dir aufs Klo gehen und dich zum
Mitglied des
          
    Mile High Clubs machen.«
Sie schaute ihm in die Augen und lächelte. »Wirklich
ärgerlich, dass sie dabei ist.« Dann drehte sie sich
zufrieden wieder zum Fenster.
    Kurz darauf landete das Flugzeug
sanft. Die Passagiere gingen von Bord, voller Erwartungen, aber
auch ein bisschen ängstlich. Alle außer einem. Dieser
Passagier hatte sich geschworen, nie mehr herzukommen. Grauenhafte
Erinnerungen, die sich nicht verdrängen ließen, kamen
hoch.
    Im Grunde war es sehr
ungewöhnlich, dass dieser Passagier noch einmal
zurückkehrte. Auf dem Dach des Flughafengebäudes
krächzte eine blauschwarze Krähe, erhob sich in die
Lüfte und flog hinaus in die Ödnis.

4.
Kapitel
    19. März
2008 
    Dóra und Matthias waren
von dem Hubschrauber nicht sehr angetan. Die meisten anderen taten
so, als sei das für sie alles ganz normal. Matthias gab sein
Bestes, um Dóra aufzumuntern, und sagte, das Geräusch
der Rotoren würde sie aus dem Kino kennen. Dóra
lächelte zögernd. »Fehlen da nicht ein paar
Rotorblätter? Der hat ja nur zwei ...« Sie hoffte, dass
dieser Mangel an Rotoren nicht dazu führen würde, dass
der Hubschrauber unruhig in der Luft lag, denn das würde ihr
Magen bestimmt nicht lange mitmachen. Und wenn sie kotzend im
Hubschrauber säße, wäre die ganze Kinostimmung
dahin.
    Matthias rümpfte die Nase.
»Zwei reichen vollkommen.« Sie beobachteten, wie das
Flughafenpersonal Gepäck und Lebensmittel in den Hubschrauber
lud. Als Dóras grüner Koffer unter den ganzen
Rucksäcken auftauchte, prüften die Männer
sorgfältig, ob er richtig gekennzeichnet war.
»Hoffentlich haben wir genug zu essen und zu trinken«,
murmelte Matthias. »Ich habe noch nie für so viele Leute
Verpflegung besorgt.« Dóra hoffte, dass er sich mit
jemandem beratschlagt hatte, sonst würden aus den Kisten
womöglich nur Rosinen, Nüsse und ein paar Energiedrinks
zum Vorschein kommen. Bevor sie ihn danach fragen konnte, sagte er
nervös: »Wann fliegen wir denn endlich los? Wenn das so
weitergeht, sind wir vor Einbruch der Dunkelheit nie im
Camp.«
    »Warst du schon mal in
Grönland?«, sagte jemand hinter ihnen. Es war der Arzt
Finnbogi Kolbeinsson. »Hier gilt Murphys
Gesetz.«
    Dóra lächelte den
Mann an. »Kennst du dich hier denn so gut
aus?«
    »Ich war schon ein paarmal
hier«, antwortete der Arzt. »Ich bin ein großer
Naturfan. Wie ihr vielleicht vom Flugzeug aus gesehen habt, gibt es
hier endlose Weiten. Außerdem habe ich das Land mehrmals mit
einer Kommission bereist. Es ging um die Eindämmung von
Lebensmittelvergiftungen, die sind in den abgelegenen Ortschaften
ziemlich weit verbreitet. Die Lebensbedingungen sind hier ganz
anders als bei uns. Lebensmittel werden nur transportiert, wenn die
Verkehrswege frei sind, deshalb gibt es im Winter kaum Lieferungen,
die Leute ernähren sich hauptsächlich von Eingemachtem
und Konserven, und da die Verpackungen manchmal beschädigt
sind, besteht eine beträchtliche
Bakteriengefahr.«
    »Warst du schon mal im
Camp?«, fragte Dóra neugierig.
    »Nein, noch nicht«,
antwortete Finnbogi. »Aber ich weiß ungefähr, wo
es ist. Vor ein paar Jahren war ich zwar mal in der Gegend, aber da
hatte das Projekt noch nicht begonnen. Das war im Sommer, ich
erkenne bestimmt nichts wieder.«
    »Das ist ja auch nicht so
wichtig«, sagte Matthias. »Wenn alles nach Plan
verläuft, sind wir schnell fertig.«
    »Das glaube ich
nicht«, entgegnete Finnbogi seelenruhig. »Das ist genau
das, was mir hier so gut gefällt. Man weiß nie, worauf
man sich einlässt.«
    »Jedenfalls haben wir
Glück mit dem Wetter«, sagte Dóra, um
Matthias’ Nerven zu beruhigen. »Ist viel besser, als
ich dachte.« Sie hatte sich von der Landung bis zu ihrem
Rückflug nach Island durchgehend Schneestürme
vorgestellt. »Ich hab bestimmt viel zu viele Mützen
mitgenommen.« Dóra überlegte, ob sie so schlau
gewesen war, wenigstens eine einzige einzupacken.
    »Mach dir darüber mal
keine Gedanken«, sagte Finnbogi. »Die wirst du brauchen
können. Das Wetter ist zwar im Augenblick gut, aber die
Vorhersage ist ziemlich schlecht. Die Piloten machen sich schon
Sorgen, dass sie nicht zurückkommen.«
    Der Himmel war blau, aber
vielleicht versteckte sich hinter den Bergen eine Wolkenbank.
»Dann sollten sie sich lieber beeilen«, meinte
Dóra. »Oder haben wir noch Zeit, uns Kulusuk
anzuschauen?« Vielleicht würde sie dort

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