Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
schien sich dieser Humor nicht mehr so leicht finden zu lassen.
    Cahnyr stand vor dem Fenster seines Arbeitszimmers. Es lag im zweiten Stock seines Palastes in der Stadt Tairys. Nach den Maßstäben der hohen Herren von Mutter Kirche war es kein sonderlich prächtiger Palast. Eigentlich war Tairys, obschon die größte Stadt der Provinz Gletscherherz, kaum mehr als nur ein größeres Dorf - kein Vergleich zu den Städten in den wohlhabenderen, dichter besiedelten Provinzen.
    Das Volk in Cahnyrs Erzdiözese war eher arm, aber fleißig und fromm. Ein Großteil des bescheidenen Wohlstandes von Gletscherherz war den Bergwerken der Provinz zu verdanken - in denen bedauerlicherweise nicht Gold, Silber, Saphire oder Rubine abgebaut wurden, sondern einfach nur Kohle. Cahnyr hatte nichts gegen Kohle. Eigentlich war Kohle seines Erachtens von größerem Wert als aller kostbarer Tand. Die Kohle, die in Gletscherherz abgebaut wurde, war gute, sauber verbrennende Anthrazitkohle. Das war ein ... ehrlicher Rohstoff. Genau die Sorte Kohle, mit der man, dessen war sich Cahnyr sicher, jene Dinge tun konnte, die Gott guthieß: Kohle, mit der man Wohnstätten dringend benötigte Wärme spenden konnte, wenn der Winter mit Eis und Schnee über das Land kam. Kohle, mit der zumindest einige Gießereibesitzer hier in Siddarmark erste Versuche zur Koksgewinnung (wie in Charis üblich) durchführten.
    Doch es gab Zeiten, in denen ein Erzbischof sich für seine Schäfchen doch etwas ... Spektakuläreres wünschte, etwas, das eher zu den eitlen Wünschen der Welt passte. Etwas, das seiner fleißigen Gemeinde mehr einbrächte. Und etwas, das nicht, so sehr der Pasquale-Orden auch dagegen anzugehen versuchte, allzu viele Mitglieder aus der Gemeinde durch Staublungen einen frühen Tod bescherte.
    Cahnyrs Mundwinkel zuckten, so vertraut war ihm der Gedanke mittlerweile. Er schüttelte den Kopf.
    Natürlich wünscht du dir das, Zhasyn!, schalt er sich selbst, obwohl der Tadel milde ausfiel. Er hatte ihn sich schon so oft selbst erteilt, dass er seine Schärfe verloren hatte. Jeder Priester, der seine Kopfbedeckung und sein Szepter verdient, wünscht sich, seine Gemeinde möge ein längeres, gesünderes, reicheres Leben genießen! Aber sei dankbar, dass Gott deinen Schäfchen wenigstens die Kohle geschenkt hat - und auch die Möglichkeit, sie zu vermarkten.
    Bei diesem Gedanken wanderte sein Blick unwillkürlich zum Tairys-Kanal, der längst zugefroren war. Der Kanal verband die Stadt mit dem Grauwasser-Fluss. Ein Großteil der vierhundert Meilen Gesamtlänge des Grauwassers war befahrbar - zumindest für Lastkähne. Allerdings gab es mehrere Passagen, bei denen Schleusen erforderlich waren. Der Fluss verband den Eissee, nordwestlich von Tairys, mit dem Gletschersee, der zweihundert Meilen weit im Südwesten lag. Von dort aus schlängelte sich der gewaltige Siddar mit seinen sechzehnhundert Meilen Länge durch die letzten Berge von Gletscherherz, dann durch das Vorgebirge der Provinz Shiloh in die Alte Provinz hinein und bis zur Hauptstadt Siddar selbst. Das bedeutete, dass Lastkähne aus Gletscherherz bis nach Siddar hinunterfahren konnten. Dort wurde ihre Fracht dann auf Küstenschiffe und Tiefwasser-Galeonen verladen, um letztendlich ihre Ziele in der ganzen Welt zu erreichen.
    Ein Großteil der Kohle wurde noch in der Republik selbst verbraucht. Entweder wurde sie an einem der Flusshäfen gelöscht oder bis nach Siddar-Stadt weitertransportiert, um dann dort verkauft zu werden. Von dem, was nicht auf dem Weg zur Küste Abnehmer fand, wurde ein Großteil entlang der Küste von East Haven weiterbefördert - bis hinauf zur Hsing-Wu-Passage, dann nach Westen, die Passage hindurch. In Zion stillte sie dann den unersättlichen Winter-Hunger von dessen Einwohnern. Der Transport über Wasserwege hielt die Kohle aus Gletscherherz auf einem konkurrenzfähigen Preisniveau, verglichen mit Anbietern, die Zion näher waren, aber den Landweg für den Transport ihrer Ware nehmen mussten. Zudem erzielte selbst im weit entfernten Zion Kohle aus Gletscherherz gute Preise, weil kritische Kunden eben auch auf Qualität achteten. Natürlich landete ein Großteil des am Ende Verdienten bei den Zwischenhändlern, Verladern und Kommissionären. Nur ein winziger Teil des Endpreises geriet in die Hände - die schwieligen, knorrigen, kohlestaubtätowierten Hände - der Menschen, die diese Kohle tatsächlich im Schweiße ihres Angesichts den Tiefen der Gletscherherz-Berge

Weitere Kostenlose Bücher