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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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abgerungen hatten. Aber dieses Geld reichte aus, wenn auch nur knapp. Das Volk in Cahnyrs Erzdiözese war sogar dankbar für den kargen Lohn. Es waren provinzlerische Leute, die nur sehr wenig über die Welt jenseits jener zerklüfteten, ewig schneebedeckten Palisaden am Horizont wusste. Doch die Menschen hier wussten sehr wohl, dass es ihnen besser ging als vielen anderen auf Safehold.
    Das war ein Grund dafür, dass Cahnyr die Menschen hier liebte. Ach, natürlich liebte er auch ihre Frömmigkeit. Er liebte diese reine, unverfälschte Freude, mit der sie im Chor sangen, die stets zu findende Freude in ihren Gesichtern. Doch so sehr er alle diese Dinge liebte, so sehr er sie wertschätzte, das, was tatsächlich tief in seinem Herzen eine Saite zum Klingen brachte, war etwas anderes: ihre hartnäckig zur Schau gestellte Unabhängigkeit, ihr Starrsinn, mit dem sie nur auf sich selbst vertrauten und sich selbst genügten. Sie hatten eine Art selbstgenügsamer Integrität. Immer waren sie bereit, einem Nachbarn auszuhelfen; immer waren sie großzügig, auch wenn sie selbst nicht viel im Säckel hatten. Zugleich aber verlangte etwas in ihnen, dass sie stets auf eigenen Füßen stünden. Sie wussten, was es bedeutete, sich im Schweiße seines Angesichts den Lebensunterhalt zu verdienen, bei zermürbender Arbeit in den gefährlichen Tiefen der Bergwerke. Schon früh im Leben begannen sie mit dieser Arbeit, und sie hörten erst spät auf. Während dieser Zeit lernten sie, ihren eigenen Wert zu erkennen. Zu begreifen, dass sie Kostbares hergaben, um diesen Lebensunterhalt zu verdienen. Dass es ihnen gelang, für das Essen der Familie zu sorgen. Dass sie all ihre Verpflichtungen erfüllten und dass sie dafür niemandem dankbar sein mussten, außer sich selbst.
    Clyntahn, Trynair und Rayno haben nie verstanden, warum ich dieses Volk so liebe, ging es dem Erzbischof durch den Sinn. Wieder wanderte sein Blick zu den wolkenverhangenen, schneebedeckten Bergen hinüber. Deren Ideal ist das, was Rayno in Harchong hat - Leibeigene. Ein gebrochenes Volk, das, wie heißt es so schön: ›weiß, wo sein Platz ist‹. Dieses Volk wird nicht seine Stimme gegen seine weltlichen Herrscher erheben. Dieses Volk wird nicht für sich selbst denken und sich fragen, warum Mutter Kirche so unfassbar reich und mächtig ist, während ihre eigenen Kinder verhungern. Dieses Volk wird nicht plötzlich von Mutter Kirche verlangen, dass sich ihre fürstlichen Herren daran erinnern, Gott zu dienen ... und nicht anders herum.
    Cahnyr wusste, dass die weitaus meisten seiner Prälatskollegen nie verstanden hatten, warum er darauf bestand, seiner Gemeinde jährlich zwei ausgedehnte Besuche abzustatten, statt nur einen äußerst kurzen Pflichtbesuch zu absolvieren wie die meisten von ihnen. Dass Cahnyr freiwillig den Winter in Gletscherherz verbrachte, ohne all die Annehmlichkeiten des Tempels, die Vergnügungen und Zerstreuungen, die Zion zu bieten hatte. Das politische Taktieren, das Schmieden neuer Bündnisse, unerlässlich für den Bestand des Vikariats, hatte ihnen stets Freude bereitet. Ach, der eine oder andere verstand schon, warum Cahnyr die atemberaubende Schönheit des Landes lieben gelernt hatte: die zerklüfteten, hoch aufragenden Berge, die Schneekuppen, die dichten immergrünen Wälder; die Wasserfälle, die Hunderte von Fuß in die Tiefe stürzten, eingehüllt in den ewig währenden Schleier einer Wolke aus Eis; die tiefen eisig kalten Seen, gespeist von den Gletschern im Hochgebirge, die der Provinz ihren Namen gegeben hatten. Einige - vor allem Männer, die Cahnyr während seiner Zeit im Priesterseminar kennengelernt hatte, vor vielen, vielen Jahren - wussten, dass Cahnyr schon immer immenses Interesse an der Geologie gehabt hatte. Immer hatte er voller Freude Gottes Werk anhand des Rückgrats der Welt studiert. Gern hatte er Höhlen erforscht, die völlige Stille genossen, die man in diesen natürlichen Kathedralen fand.
    Doch selbst jene, die diese Seite an Erzbischof Cahnyr kannten, die ansatzweise verstanden, was er an seiner Erzdiözese finden konnte, verwirrte es, dass er es tatsächlich vorzog, sich in Gletscherherz aufzuhalten. Dass er seine Reisen in dieses Land ungehobelter Hinterwäldler bewusst ausdehnte. Es erschien ihnen exzentrisch. Einfach ... merkwürdig. Sie hatten nie verstanden, dass er Kraft und Beistand aus dem Glauben zog, der hier in Gletscherherz so flammend loderte.
    Seine Kollegen hatten auch nie verstanden, dass

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