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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Erzbischof nicht einen Vorschlag machen könne? Cahnyr hatte daraufhin angemerkt, er könne einen neuen Stuhl in seinem Arbeitszimmer gebrauchen, weil der alte (der wahrscheinlich ein oder zwei Jahre älter war als Pater Gharth) doch allmählich arg zerschlissen sei. Pater Gharth hatte nur genickt und war gegangen. Der Erzbischof hatte nicht weiter darüber nachgedacht - zumindest nicht, bis er wieder im Rahmen seines regelmäßigen Winter-Gemeindebesuchs zurückgekehrt war, dem längeren der beiden jährlichen Besuche. Im Winter verbrachte er immer mindestens zwei ganze Monate hier in Gletscherherz. Damals hatte er festgestellt, dass in seinem Arbeitszimmer ein neuer Stuhl auf ihn wartete, nein: ein Sessel!
    Die Mitglieder seiner Gemeinde hatten ihn eigens in Siddar-Stadt bestellt. Er hatte - ganz genau - die Summe gekostet, die eine sechsköpfige Familie im Jahr zum Uberleben brauchte. Und der Sessel war jede einzelne Mark dieses ungeheuerlichen Preises wert. Erst später hatte Cahnyr erfahren, dass Fraidmyn Tomhys, sein Kammerdiener, die genauen Körpermaße des Erzbischofs an die Hersteller weitergegeben hatte. Der Sessel war buchstäblich für ihn gemacht. An sich war das Erscheinungsbild dieses Möbelstücks recht schlicht: Er hatte keine goldverzierten Polster und keine edelsteinbesetzten Schnitzereien, so wie andere das gewiss für sich beansprucht hätten. Doch das passte nur umso besser zu Cahnyrs Persönlichkeit und auch zu seinem Geschmack. Es war zwar kein Geld für prahlerische Verzierungen ausgegeben worden. Aber der Sessel war das sündhaft bequemste Möbelstück, auf dem Zhasyn Cahnyr jemals gesessen hatte.
    Im Augenblick allerdings fühlte sich der Erzbischof trotz aller Behaglichkeit dieses Sessels gar nicht behaglich.
    Cahnyr verzog die Lippen zu einem säuerlichen Grinsen, als ihm bewusst wurde, was er da gedacht hatte. Doch das machte die Lage, in der er sich befand, keinen Deut amüsanter. So schwand die Belustigung schlagartig.
    Er war zutiefst gerührt gewesen, als Wylsynn ihm von seinem Verdacht berichtet hatte: von jener immer größer werdenden Gewissheit, dass der ›Kreis‹ unterwandert worden war - verraten an Clyntahn und seine Inquisition. Dass Samyl ihm genug vertraute ... dass Samyl gewusst hatte, Cahnyr sei keinesfalls der Verräter, hatte ihn mit einer sonderbaren Freude erfüllt, obschon das Entsetzen ob der Konsequenzen, die dieser Verrat mit sich bringen musste, ihm durch Mark und Bein gegangen war. Und Samyl war so schonungslos offen gewesen wie eh und je.
    »Einer der Gründe, warum ich dir das erzähle, Zhasyn«, hatte er gesagt, »ist, dass du, anders als der Rest von uns, einen sehr guten Grund hast, Zion mitten im Winter zu verlassen. Jeder weiß doch von deinem exzentrischen Gebaren. Also wird niemand - nicht einmal Clyntahn - es für ungewöhnlich halten, wenn du nach Gletscherherz zurückkehrst, so wie sonst auch. Ich werde tun, was ich kann, um so viele unserer anderen Erzbischöfe und Bischöfe in Sicherheit zu bringen. Aber wenn wir wirklich so gründlich unterwandert und verraten wurden, wie ich das vermute, wird die Inquisition schon bald nach uns allen ihre Krallen ausstrecken. Und das schließt auch dich ein.«
    Wylsynn hatte seinem Kollegen und Freund in die Augen geblickt. Dann hatte er die Arme ausgestreckt und die Hände auf Cahnyrs Schultern gelegt.
    »Du hast es geschafft, Erayk Dynnys' letzten Brief aus seiner Zelle herauszuschmuggeln, Zhasyn. Wir haben dafür gesorgt, dass dieser Brief seine Frau - seine Witwe - in Charis erreicht. Dieses Mal wird es nicht so einfach sein. Dieses Mal wissen sie über uns Bescheid. Aber ich glaube nicht, dass sie offen gegen uns vorgehen werden - zumindest noch nicht. In einem oder zwei Monaten könnte sich das ändern. Also wird dir noch ein wenig Zeit bleiben, wenn du in Gletscherherz eingetroffen bist. Nutze diese Zeit, Zhasyn!« Sanft, aber doch nachdrücklich hatte Wylsynn ihn geschüttelt. »Nutze die Zeit! Leg dir Pläne zurecht, so gut das eben geht, und dann sieh zu, dass du verschwindest!«
    Cahnyr hatte schon den Mund geöffnet, um zu protestieren. Doch Wylsynn hatte ihn sanft an den Schultern gerüttelt.
    »Du könntest hier doch nichts ausrichten, selbst wenn du hierbleiben würdest!«, hatte der Vikar ihm erklärt. »Du würdest nur zusammen mit uns allen sterben. Ich weiß, dass du bereit wärest, das zu tun, Zhasyn. Aber ich glaube, Gott hat etwas anderes für dich vorgesehen als nur den Tod eines

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