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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zugeklebten Ohren dröhnten ihm. Dann riss er die Augen auf, als er das Gesicht des Mannes erkannte, gegen den er da geprallt war.
    Duchairn war wirklich nicht gerade klein, aber ein Riese war er auch nicht. Eigentlich war er schon immer eher schlank gewesen. Nur hatte er die letzten zwanzig oder dreißig Jahre fast ausschließlich mit sitzender Tätigkeit verbracht. Der Mann, mit dem er gerade kollidiert war, musste mindestens einen halben Kopf größer sein als er, hatte breite Schultern und massige Muskeln - und ganz offensichtlich hatte er auch in den letzten Jahren zumindest einige Zeit damit verbracht, weiterhin so durchtrainiert zu bleiben, wie er das als Offizier der Tempelgarde gewesen war. Er war wenigstens vierzig oder fünfzig Pfund schwerer als Duchairn - und fast nichts davon war Körperfett.
    Dieser Mann hieß Hauwerd Wylsynn.
    Einen Moment lang war Duchairn wie gelähmt und starrte nur in Wylsynns graue Augen - sie waren so grau wie bei allen Wylsynns, denen Duchairn jemals begegnet war. Und sie waren unfassbar hart, wirkten fast wie polierter Quarz. Es waren die Augen eines Mannes, der sich - anders als Rhobair Duchairn - nie mit der Korruption im Tempel abgefunden oder gar arrangiert hatte. Es waren die Augen eines Mannes, der jeden Grund der Welt hatte, Zhaspahr Clyntahn zu fürchten ... und keinen einzigen Grund, Furcht vor Gott zu haben.
    »Sie sollten ein wenig vorsichtiger sein, Rhobair«, sagte Wylsynn und half seinem Kollegen ganz auf die Beine, bevor er Duchairns Arm wieder losließ. Sanft klopfte er dem Erzbischof über die Soutane, als wolle er sich vergewissern, dass kein bleibender Schaden zurückbleiben würde. Sein Lächeln wirkte sehr schmal. »Sie tun sich selbst doch nichts Gutes, wenn Sie einfach so in andere Leute hineinrennen. Das Leben ist einfach zu kurz, derartige Risiken einzugehen, meinen Sie nicht?«
    Bei dieser Frage neigte Wylsynn den Kopf ein wenig zur Seite. Duchairn hatte das Gefühl, Eiswasser würde durch seine Adern pulsieren. Etwas stimmte nicht mit Wylsynns Tonfall, und auch nicht mit der Art und Weise, wie jene steinharten Augen funkelten.
    Er weiß Bescheid, dachte Duchairn. Er weiß, dass ich seinen Bruder gewarnt habe! Und Gott helfe mir: Er weiß, dass Clyntahn sie beide umbringen lassen wird. Und dass ich nicht den Mut habe, den Großinquisitor aufzuhalten - oder es auch nur zu versuchen.
    Der Schatzmeister der Kirche spürte, wie sich sein Mund öffnete, ohne zu wissen, was ihm wohl als Nächstes über die Lippen kommen würde. Doch dann schüttelte Wylsynn den Kopf. Es war eine kurze, knappe Geste. Sie hielt jedes Wort auf, das Duchairn vielleicht ausgesprochen hätte.
    »Natürlich«, sagte der zum Tode verurteilte Vikar. »Zu kurz, meine ich. Es gibt zu viele Dinge, die wir alle tun müssen, um unsere Zeit in einer solchen Weise fortzuwerfen. Lehrt uns die Heilige Schrift nicht, es sei Gott, der den Kurs eines jeden Menschen bestimmt?«
    »Doch«, hörte sich Duchairn leise antworten. »Doch, das tut sie.«
    »Na, ich kann mir nicht vorstellen, dass Er schon mit uns allen fertig ist, bis wir unseren Kurs angelegt und unser Ziel erreicht haben. Also seien Sie vorsichtiger!« Tatsächlich wirkte sein Lächeln jetzt ein wenig freundlicher, verbindlicher, als er ermahnend mit dem Zeigefinger vor Duchairns Nase herumwedelte. »Passen Sie auf, wohin Ihre Schritte Sie führen, sonst bleibt Ihnen nicht mehr die Zeit, dem Kurs zu folgen, den Gott für Sie bestimmt hat!«
    Es bedurfte Duchairns ganzer Selbstbeherrschung, sich die Worte zu verbeißen, die ihm schon auf der Zunge lagen. Wieder blickte er in diese grauen Wylsynn-Augen. Er brachte nicht den Mut auf, noch irgendetwas zu sagen, als er erkannte, was in diesen Augen stand. Doch Wylsynn lächelte ihn nur noch einmal an, noch sanfter als zuvor, tätschelte seinem Kollegen erneut die Schulter, dann drehte er sich um und ging davon.
    »Graf Coris, Eure Heiligkeit«, sagte der Oberpriester, während er mit einer Verneigung Phylyp Ahzgood in das kleine, private Audienzzimmer führte.
    Eine richtige Verneigung war das nicht!, ging es Coris durch den Kopf. Andererseits gehörte dieser Oberpriester fest zum Stab des Kanzlers. Wahrscheinlich sah er Herzöge zu Dutzenden, Grafen zählte er wahrscheinlich in Stiegen, und Gott allein wusste, in welcher Schwarmstärke er jährlich einfache Barone zu Gesicht bekam. Ganz zu schweigen davon, dass es sich bei den meisten Herzögen und Grafen, die ihm über den Weg liefen,

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