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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verfinsterte sich, als er an besagte Kollegen dachte. Weder Trynair noch Clyntahn hatten ihm gegenüber erwähnt, dass sie die Absicht hatten, an diesem Morgen mit dem Grafen Coris ›ein Gespräch zu führen‹. Duchairn war sich recht sicher, dass seine Quellen den beiden nicht bekannt waren. Aber er hatte nicht vor, seine Kollegen wegen etwas zur Rede zu stellen, von dem er eigentlich nichts wissen durfte. Er bezweifelte, dass auch nur einer von ihnen bereit wäre, ein großes Gewese darum zu machen, wenn er jetzt einfach bei diesem so genannten Gespräch hereinplatzte. Allerdings war er sich gleichermaßen sicher, dass sie das Gespräch bewusst so anberaumt hatten, dass es zufälligerweise genau mit der schon seit langem angesetzten Besprechung des Schatzamtes zusammenfiel. Also wäre es beiden - wenngleich aus unterschiedlichen Gründen - zweifellos alles andere als recht gewesen, wäre Duchairn plötzlich bei dem geplanten ›Gespräch‹ mit dem Grafen aufgetaucht.
    Genau das zeigte nur wieder einmal den Unterschied zwischen ihnen und ihm ... und die Gefahren, die sich aus diesem Unterschied ergaben.
    Erneut blieb Duchairn stehen. Er blickte aus den riesigen Fenstern, die eine der Seitenwände des Ganges bildeten. Kurz nach Sonnenaufgang hatte das Schneetreiben endlich aufgehört. Nun brach sich funkelnd das Sonnenlicht auf der neuen, dicken, makellosen Decke aus reinstem Weiß, die sich über das gesamte Gelände des Tempels gelegt hatte. Das geheimnisvolle, unzerbrechliche, perfekt gegen die Kälte isolierende Glas der Fensterscheiben dämpfte das Gleißen. Aber die unverdorbene Reinheit von Eis und Schnee sorgte dafür, dass Duchairn bewusst merkte, wie warme Luft ihn sanft umströmte.
    Das brachte ihn dazu, daran zu denken, wie es dem Volk außerhalb des Tempels ging. Vor allem dachte er an die zahllosen Armen der Stadt Zion, die es an diesem eiskalten Morgen alles andere als behaglich warm hatten. Das war ein weiterer Gedanke, den er keinesfalls mit seinen einstigen Kollegen aus der ›Vierer-Gruppe‹ teilen wollte. Nicht, weil ihnen nicht schon jetzt bewusst wäre, dass er derartige Gedanken hegte. Es würde schlicht nichts bringen - außer ihn in Schwierigkeiten.
    Zahmsyn Trynair würde ihn wahrscheinlich nur mit einem gewissen ungeduldigen Unverständnis anstarren. Falls der Kanzler der Kirche des Verheißenen überhaupt jemals an die Armen in Zion dachte, dann wohl nur, weil er sich an die Textstelle aus dem Buch Langhorne erinnerte, in der es hieß, die Armen würden stets unter ihnen sein. Wenn das für Langhorne gut genug gewesen war, dann war es auch gut genug für Trynair.
    Allayn Maigwair hingegen hätte vermutlich nicht einmal bemerkt, dass Duchairn die Armen erwähnt hatte. Gerade in jüngster Zeit galten sämtliche Gedanken und Taten des Captain Generals der Kirche der Aufgabe, die Flotte aufzubauen, die dieses Emporkömmlings-Kaiserreich Charis ein für allemal zerschmettern würde. Dass Maigwair zunächst den Bau eines mittlerweile völlig ungeeigneten und veralteten Schiffstyps angeordnet hatte, dass Duchairns Schatzamt eine schwindelerregende Summe für den Bau Hunderter Galeeren hatte zahlen müssen, die nun effektiv nutzlos waren, war sicherlich dazu angetan, des Captain Generals Konzentration bei dieser Sache noch zu vertiefen. Natürlich war Maigwair noch nie mit einem übermäßig entwickelten Intellekt geschlagen gewesen. Das bisschen, was er in dieser Hinsicht vorzuweisen hatte, hätte sich eigentlich mit deutlich weniger Anstrengung nutzen lassen sollen. Dann hätte er zumindest ein wenig von seiner Geisteskraft auch auf die Männer, die Frauen und die Kinder verwendet - vor allem die Kinder -, für die doch eigentlich jeder Vikar verantwortlich sein sollte.
    Und dann gab es da noch Clyntahn. Den Großinquisitor. Das Mitglied der ›Vierer-Gruppe‹, der Duchairns Besorgnis hinsichtlich der Armen weder mit Unverständnis noch mit Gleichgültigkeit begegnet wäre. Manchmal wünschte sich Duchairn wirklich, er wäre seinerzeit in den Bédard-Orden eingetreten, nicht in den Chihiro-Orden. Er war sich recht sicher, dass jeder Bédardist, der vor dem Großinquisitor keine Todesangst hatte, ihn ohne jedes Zögern als Paranoiker bezeichnet hätte - und zwar als einen, dessen Paranoia sich zusehends verschlimmerte. Natürlich wäre es vermutlich unmöglich gewesen, einen Bédardisten zu finden, der selbst wahnsinnig genug wäre, keine Angst vor Clyntahn zu haben. Trotzdem: es wäre

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