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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Duchairn deutlich lieber gewesen, nicht nur auf seine eigene, laienhafte Meinung vertrauen zu müssen, sondern auch auf die eines ausgewiesenen Fachmanns, zumindest was die Frage der geistigen Gesundheit anging.
    Nicht, dass es einen allzu großen Unterschied machte. Duchairn benötigte keine schriftliche Diagnose, um eines zu wissen: Clyntahn würde jegliche Bemerkung darüber, die Heilige Schrift weise jedes Kind Gottes an, sich um die Armen und die Bedürftigen zu kümmern, als Kritik am Verhalten der Kirche in dieser Hinsicht ansehen. Tatsächlich hätte er damit natürlich auch vollkommen Recht, gestand sich Duchairn ein. Aber gerade in diesen Zeiten, in denen Zhaspahr Clyntahn die gesamte Welt in lediglich drei Kategorien einteilte - seine Verbündeten, diejenigen, die zumindest vorübergehend einen gewissen Nutzen als Werkzeug hatten, und jene, die es ohne jegliche Gnade auszumerzen galt -, wäre es durchaus gefährlich, auch nur anzudeuten, ein beliebiges Tun der Kirche lasse zu wünschen übrig.
    Duchairn hatte feststellen müssen, dass es Zeiten gab, in denen ihm das egal war. Wenn der Zorn, die Entrüstung und der Schmerz darüber, seinen Glauben wiedergefunden und dabei bemerkt zu haben, welche Blutschuld auf ihm lastete, ihn dazu brachten, die Konfrontation mit Clyntahn gezielt zu suchen. Wenn er sich beinahe schon danach sehnte, endlich vernichtet zu werden, vielleicht gar das Schicksal eines Märtyrers zu erleiden, mit allem, was dazugehörte, um endlich für das Leben, das er bislang geführt hatte, zu sühnen. Dafür, dass er selbst die Korruption im Vikariat zugelassen hatte. Dass er sein ganzes Leben lang danach gestrebt hatte, von dieser Korruption selbst zu profitieren. Dass er nicht nur tatenlos dabeigestanden hatte, als Clyntahn den Vorschlag unterbreitete, das Königreich Charis völlig zu zerstören, sondern dass er zugestimmt hatte. Dass er dabei mitgeholfen hatte, alles Erforderliche zu arrangieren.
    Duchairn zwang sich dazu, wieder in Richtung der Untergebenen zu gehen, die auf ihn warteten. Sein Blick aber war so eisig wie der Schnee jenseits der Fensterscheiben, während er ein weiteres Mal sich selbst seine Schuld eingestand. Er konnte nicht so tun, als hätte er keine Angst vor dem, was Clyntahn ihm antun ließe, sollte es jemals zu einer offenen Konfrontation kommen. Er konnte nicht so tun, als wisse er nicht ganz genau, welches Exempel Clyntahn an einem Mitglied der ›Vierer-Gruppe‹ statuieren würde, das sich gegen ihn stellte - oder auch nur den Anschein dessen erweckte. Doch es war nicht diese Furcht, die ihn dazu brachte, sich auf die Zunge zu beißen und nicht öffentlich Clyntahns Schändlichkeit anzuprangern. Nein, es war die Furcht vor etwas anderem, das ihn schweigen ließ: die Furcht, dass er, wenn er zuließe, zu rasch vernichtet zu werden, eine ungleich größere Schuld auf sich lüde. Er würde der Sünde anheimfallen, zu sterben, ohne wenigstens versucht zu haben, den entsetzlichen, furchtbaren Schaden wiedergutzumachen, den er auf Gottes Welt angerichtet hatte.
    Nicht, dass ich schon eine Idee hätte, wie ich das mit der Wiedergutmachung anstellen soll, gestand er sich verzweifelt ein. Vielleicht ist das Teil meiner Buße? Ist es Teil der mir zugemessenen Strafe? Bin ich dazu verurteilt, mitansehen zu müssen, wie alles schlimmer und schlimmer wird, ohne auch nur eine Vorstellung zu haben, wie man es aufhalten und ändern könnte? Aber die Heilige Schrift sagt, Gott wird immer einen Weg finden, selbst wenn das dem Menschen nicht gegeben ist. Also wünscht Er vielleicht, dass ich damit aufhöre, mich so anzustrengen. Vielleicht soll ich aufhören, so arrogant zu sein, zu glauben, ich könne irgendwie ein weltweites Desaster verhindern oder wiedergutmachen. Vielleicht wünscht er, dass ich mir endlich von Ihm zeigen lasse, was ich tun soll, und dann ...
    Abrupt wurden Rhobair Duchairns Gedanken unterbrochen, als er geradewegs gegen eine Wand lief, die jemand unachtsamerweise mitten im Gang aufgestellt hatte.
    Zumindest hatte es sich so angefühlt, auch wenn das plötzliche ›Uff!‹, das diese Wand ausstieß, vermuten ließ, dass es vielleicht doch keine massive Granitmauer war - so sehr es auch den Anschein hatte.
    Duchairn taumelte rücklings, wäre beinahe gestürzt. Er wäre gestürzt, wenn ihn nicht plötzlich jemand am Oberarm gepackt und ihm geholfen hätte, das Gleichgewicht wiederzufinden. Vikar Rhobair schüttelte den Kopf, die von der Erkältung halb

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