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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wuchs die Achtung, die der Erzbischof seinem Gegenüber entgegenbrachte. Ganz offenkundig hegte Seablanket eigene Vermutungen, wer tatsächlich für Hektors Ermordung verantwortlich sei. Doch zugleich war er schlau genug zu erkennen, was Rayno tatsächlich in Erfahrung zu bringen versuchte.
    »Der Prinz weiß, dass sein Vater den Grafen ausdrücklich zu seinem Vormund bestimmt hat. Unter diesen Umständen und da er den Grafen schon sein ganzes Leben lang kennt, ist es kaum verwunderlich, dass Daivyn ihm vertraut. Unumwunden gesagt: Der Graf hat alles in seiner Macht Stehende getan, um dieses Vertrauen noch zu bestärken.« Seablanket verzog die Lippen zur Andeutung eines Lächelns. »Er war jahrelang der Leiter von Prinz Hektors Spionageabteilung, Eure Eminenz. Einen kleinen Jungen dazu zu bringen, in ihm seinen besten Freund zu sehen, nicht nur seinen Beschützer, ist nach dergleichen ein Kinderspiel.«
    »Also sind Sie der Ansicht, Coris würde den Jungen bewusst dabei ermuntern, sich von ihm abhängig zu machen?«
    »So möchte ich es nun nicht gerade ausdrücken, Eure Eminenz.« Seablanket schürzte die Lippen und kniff die Augen zusammen, während er nach treffenderen Worten suchte.
    »Er braucht den Prinz nicht dazu zu ermuntern, von ihm abhängig zu sein«, führte der Agent nach kurzem Schweigen aus. »Es ist schon jetzt einem jeden klar, einschließlich Prinz Daivyn und Prinzessin Irys, dass sie beide völlig von ihm abhängig sind. König Zhames mag ja ihr offizieller Schirmherr sein. Aber ich bezweifle, dass Seine Majestät auch nur halb so schlau ist wie Graf Coris.« Seablanket zuckte mit den Schultern. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Graf den ganzen Hof von Talkyra dazu gebracht hat, nach seiner Pfeife zu tanzen, ganz egal, wer offiziell das Sagen haben mag. Also geht es nicht so sehr darum, dass Daivyn sich abhängig von Coris macht, als vielmehr darum, Daivyns Vertrauen zu fördern. Den Jungen dazu zu bringen, in ihm nicht nur seinen wichtigsten Ratgeber zu sehen, sondern vielmehr seinen einzigen Ratgeber. Ich bin mir sicher, zumindest ein Teil davon ist nur zum Besten des Prinzen ...«, Seablanket gestattete sich ein scheinheiliges Lächeln, »zielt aber nur auf eines: Der Junge soll, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, keinen Wimpernschlag zögern zu tun, was Coris ihm vorschlägt. Er wird den Ratschlag des Grafen beherzigen, ganz egal, was sonst jemand dazu sagt - seine Schwester eingeschlossen.«
    »Also glauben Sie, der Junge wird sich beizeiten fest in Coris' Hand befinden?«
    »Ich glaube, die Entscheidungen des Jungen werden fest in Coris' Hand liegen, Eure Eminenz. Die körperliche Unversehrtheit des Jungen liegt dagegen momentan ganz in der Hand von König Zhames.« Wieder blickte Seablanket den Erzbischof fest an. »Sollte Seine Majestät beizeiten beschließen, es könne aus irgendeinem Grund ... von Vorteil sein, wenn Prinz Daivyn jemand anderem in die Hände fällt, bezweifle ich, dass der Graf das zu verhindern in der Lage sein wird.«
    »Besteht Ihres Erachtens die Gefahr, dass König Zhames eine derartige Entscheidung fällt?« Raynos Augen waren schmal wie Echsenaugen. Wieder zuckte Seablanket mit den Schultern.
    »Eure Eminenz, ich stehe nicht in König Zhames' Diensten. Was ihn betrifft, so vermag ich Euch ungleich weniger zu berichten, als mir dies beim Grafen möglich ist. Ich will nicht einmal ansatzweise andeuten, Seine Majestät habe Pläne, was Prinz Daivyn betrifft - außer vielleicht die Pläne, die er bereits mit Euch und dem Großinquisitor besprochen hat. Aber es ist in Talkyra wirklich kein Geheimnis, dass Seine Majestät derzeit unter immensem Druck steht. Die Charisian Navy hat seine Handelsmarine vollständig ausgelöscht, und charisianische Stoßtrupps agieren im Küstengebiet gänzlich ungehindert. König Zahmes' Armee vermag sie an Land genauso wenig abzuwehren, wie seine Flotte sie auf See hat aufhalten können. Wer vermag unter derartigen Umständen schon zu sagen, wie er versucht sein könnte, eine Karte wie Prinz Daivyn auszuspielen?«
    Langsam und bedächtig nickte Rayno. Das war ein ausgezeichnetes Argument. Dass Seablanket es vorgebracht hatte, war nur ein weiteres Indiz dafür, über welchen Intellekt dieser Mann verfügte und wie fähig er war. Seine Andeutung, Zhames könne möglicherweise nicht gerade der zuverlässigste Beschützer sein ... das mochte eine beunruhigend zutreffende Beschreibung sein. Vor allem angesichts dessen, was gewissen

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