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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eine solche Ermutigung natürlich nur seine eigenen Überlebenschancen steigern.«
    Wieder hielt er Raynos Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Es gelang dem Erzbischof nicht, sich ein Lächeln zu verkneifen, so wenig er eigentlich beabsichtigt hatte, selbst Emotionen an den Tag zu legen. Ich muss unbedingt versuchen, für Seablanket weitere Aufgaben zu finden!, dachte er. Was für ein scharfsinniger Mann! Und was bei einem Agenten noch ungleich wertvoller war, auch bereit, all die Überlegungen weiterzugeben, zu denen ihn sein Scharfsinn anstachelte.
    »Nun«, fuhr der Corisandianer fort, »Daivyn ist auch wütend genug, um zukünftig nach jedweder Möglichkeit Ausschau zu halten, Cayleb oder Charis zu schaden. Zugegeben, er ist nur ein kleiner Junge. Aber das wird ja nicht ewig so bleiben. Wenn er zu einem jungen Mann herangereift ist - vorausgesetzt, er kann den charisianischen Attentätern lange genug entgehen -, wird er sich ganz und gar der Aufgabe verschrieben haben, das Charisianische Kaiserreich zu vernichten und alles, was dazu gehört. Ich bin sogar der Ansicht ...«
    Wyllym Rayno lehnte sich in seinem Sessel zurück und hörte seinem Agenten aufmerksam zu. Vielleicht muss ich den nächsten Termin doch absagen, dachte er. Angesichts der Präzision, mit der Seablanket selbst kleinste Feinheiten der Arbeits- und Vorgehensweise am exilierten Hof von Corisande in Talkyra schilderte, mochte es sich lohnen, sich die Eindrücke dieses Mannes schildern zu lassen, die er während seiner Reise von Städten und Provinzen hatte sammeln können. Natürlich lagen Rayno reichlich Berichte von Inquisitoren und Intendanten aus allen Festland-Reichen vor. Doch Seablanket war ganz offenkundig außerordentlich scharfsichtig und kritisch bei allem, was er sah. Zudem war Coris von hinreichend hohem Rang, dass er Seablanket Zugang zu den höchsten Kreisen in sämtlichen Ländern verschafft hatte, durch die ihre Reise sie geführt hatte. Gewiss, Seablanket war nur der Kammerdiener des Grafen. Aber jeder Spion, und erst recht jeder Leiter einer Spionageabteilung, wusste genau, dass Diener stets die besten Spione abgaben. Sie sahen und hörten alles. Denn ihre Arbeitgeber neigten stets dazu, sie als festen Bestandteil der Umgebung zu sehen, kaum mehr als bewegliche Möbelstücke. Möglicherweise würden sich Seablankets Ansichten über die Berichte, die Raynos Agenten vor Ort eingereicht hatten, als äußerst wertvoll erweisen.
    Ich muss diesen Seablanket wirklich unbedingt im Auge behalten, entschied der Erzbischof, während er weiterhin konzentriert Seablankets Bericht lauschte. Spione, die tatsächlich in der Lage sind, eigenständig zu denken, sind entschieden zu selten - und zu wertvoll -, um sie auf Routineaufgaben zu verschwenden.
    Rhobair Duchairn lehnte sich in seinem Sessel zurück und rieb sich erschöpft die Stirn. Noch eine halbe Stunde, dachte er, dann könnten sie endlich eine Mittagspause einschieben. Er selbst konnte es kaum noch erwarten. Das lag nicht nur daran, dass er an diesem Morgen auf sein Frühstück verzichtet hatte. Sein Schädel hämmerte, seine Ohren waren zugeklebter denn je: Der Buchhalter, der gerade vortrug, klang als hielte er dabei den Kopf in ein gefülltes Wasserfass. Duchairn wollte zudem unbedingt ein wenig Zeit für sich haben. Es galt ungestört über das unerwartete Zusammentreffen mit Hauwerd Wylsynn nachzudenken.
    Allerdings glaube ich nicht, dass ich mich anschließend besser fühlen werde, dachte er.
    Er spürte, dass sich an seiner Nasenspitze schon wieder ein Tropfen bildete. Leise stieß er einen kurzen, aber sehr scharfen Fluch aus, der nicht so recht zu seinem ehrwürdigen Amt passen wollte. Duchairn verabscheute es, sich in der Öffentlichkeit die Nase putzen zu müssen. Aber die Alternative erschien ihm noch deutlich unerfreulicher. Also schob er die Hand in die Tasche, um das Taschentuch hervorzuholen ...
    ... und erstarrte.
    Einen winzigen Moment lang konnte Duchairn keinen einzigen Muskel rühren. Dann zwang der Erzbischof sich dazu, schön einen Nerv nach dem anderen zu entspannen. Er hoffte inständig, niemand hätte seine Reaktion bemerkt. Kaum gedacht, fiel ihm auch schon auf, dass es eigentlich niemandem hätte auffallen dürfen. Aber das brachte nicht das sonderbare Gefühl zum Verschwinden, er habe sich gerade selbst eine Zielscheibe am Rücken seiner Soutane befestigt.
    Oder vielleicht hatte jemand anderes sie dort befestigt.
    Mit den Fingerspitzen strich er

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