Die Eiserne Festung - 7
Tellesberg umziehen lassen, die Sicherheit für das Gebäude und sämtliche Mitarbeiter der Royal Guard übertragen und einen gewissen Rahzhyr Mahklyn zur Gänze eingeweiht und in den Inneren Kreis aufgenommen. Eines der offenkundigsten Anzeichen dieser grundlegenden Veränderungen war, dass Mahklyn zugleich auch zum Vorsitzenden des Kaiserlichen Forschungsrates ernannt worden war, kaum dass Kaiserin Sharleyan diese Institution ins Leben gerufen hatte.
»Also, dann informieren Sie mich!«, forderte er seinen Gast jetzt auf, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich noch weiter in seinem Sessel zurück.
»Nun«, begann Seamount, »zunächst einmal habe ich endlich meine Kommission für Forschungsvorhaben einberufen - Sie wissen schon, dieses Konzept, das mir schon so lange durch den Kopf geht. Ich muss zugeben, dass es eine Weile gedauert hat. Aber das lag hauptsächlich daran, dass ich erst einmal den richtigen Leiter finden musste. Doch ich glaube, das ist mir jetzt endlich gelungen. Wie war das gleich - hatten Sie Commander Mahndrayn schon kennengelernt?«
»Mahndrayn?«, wiederholte Mahklyn langsam und runzelte nachdenklich die Stirn. Dann kniff er die Augen zusammen. »Ziemlich hochgewachsen, mager, junger Bursche, mit pechschwarzem Haar? Sieht immer so aus, als könnten jeden Moment seine Hosen in Brand geraten?«
»Ich weiß nicht recht, ob ich ihn mit diesen Worten beschreiben würde ...« Seamounts Mundwinkel zuckten, doch es gelang ihm, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. »Aber es stimmt schon, er ist wirklich manchmal ein wenig zappelig. Also nehme ich an, Sie denken da an den Richtigen!«
Mahklyn nickte, obwohl ›ein wenig zappelig‹ nicht annähernd ausreichte, um den Mann zu beschreiben, den er im Sinn hatte. Er hatte den Eindruck, Mahndrayn sei mit Energie im Übermaß gesegnet - manche würden gewiss sagen wollen: mit Energie in ungesundem Maße. Körperlich könnte man auf den Gedanken kommen, der Commander sei eigens als Seamounts Gegenteil entworfen. Doch jenseits dieser Äußerlichkeiten waren die beiden Männer einander sehr ähnlich. Und diese Ähnlichkeit war dabei das viel Bedeutendere.
»Wie dem auch sei«, fuhr der Commodore fort, »ich habe Urvyn - also Mahndrayn - damit beauftragt, sich um alle meine anderen schlauen jungen Offiziere zu kümmern. Um genau zu sein: Ich habe ihm als Erstes aufgetragen, alles noch einmal zu überprüfen, was wir bislang zu wissen glauben.«
»Zu wissen glauben?« Fragend wölbte Mahklyn eine Augenbraue, und nun war es an Seamount zu nicken.
»Ganz genau. Wissen Sie, Rahzhyr, im Laufe der letzten Jahre hat sich so viel verändert. Daher habe ich allmählich das Gefühl, wir gingen das Ganze nicht systematisch genug an. Ach, gewiss ...« Er wedelte mit der linken Hand, an der zwei Finger fehlten - das verdankte er einem Unfall, der sich vor langer Zeit ereignet und bei dem Schießpulver eine entscheidende Rolle gespielt hatte. »Klar bin ich zufrieden damit, dass wir allen anderen so weit voraus sind. Aber es ist alles so schnell gegangen, und das auf so vielen verschiedenen Fachgebieten, dass ich mir fast sicher bin, zumindest einige der Dinge, die wir bislang getan haben, könnten sich noch ... optimieren lassen. Deswegen habe ich Urvyn gebeten, mit einem überschaubaren Satz grundlegender Annahmen anzufangen. Er soll begutachten, was wir bislang unternommen haben, und sich anschauen, ob er vielleicht etwas findet, das wir außer Acht gelassen haben, das aber nützlich wäre. Oder ob ihm vielleicht Entscheidungen auffallen, die wir aus der Rückschau deutlich besser hätten treffen können. Dinge, die wir anders gemacht hätten, wäre uns genug Zeit zum Nachdenken geblieben.«
»Ich verstehe.« Mahklyn drehte seinen Sessel langsam hin und her, während er über das eben Gesagte nachdachte. Augenblicklich ging ihm auf, wie sinnvoll Seamounts Ansatz war.
Wirklich, darauf hätte ich schon vor Monaten selbst kommen sollen!, gestand er sich ein. Innerlich stieß er ein verächtliches Schnauben aus. Nein, eigentlich doch nicht!, schalt er sich selbst. Das konnte dir gar nicht in den Sinn kommen. Weil du die Wahrheit über Merlin kennst. Du weißt über die Computer-Aufzeichnungen Bescheid, auf die Owl jederzeit zugreifen kann. Deswegen weißt du auch, dass Merlin auf jede Frage eine Antwort bereithält. Und deswegen bist du einfach davon ausgegangen, dass er dir immer genau die richtige Antwort gegeben hat.
Aber eigentlich war
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