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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Hals gedrückt. Der Narbige schürzte die Lippen und stieß ein entschieden raubtierhaftes Fauchen aus.
    »Du bist ihr Feind!« Er flüsterte es fast, und in seinen Augen loderte der Hass. »Jedes Mal, wenn du nur den Mund aufmachst, beweist du es aufs Neue! Und mit dir ziehst du andere in die Ketzerei, die Abtrünnigkeit und den Verrat!«
    »›Denn es wird die Zeit kommen, da der Weise dem Narren Weisheit sagt, und der Narr wird es nicht erkennen.‹«
    Hahskans hatte keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, diese Worte auszusprechen, während er in diese hasserfüllten Augen blickte. Es war Teil des gleichen Abschnitts aus dem Buch Langhorne, den er bereits zitiert hatte. Einen Moment lang war er überzeugt, sein Entführer werde ihm hier und jetzt die Kehle durchschneiden. Tatsächlich hoffte der Priester sogar darauf.
    Doch der Mann mit der vernarbten Wange zwang sich dazu innezuhalten. Er zerrte heftig genug an Hahskans' Haaren, um dem Erzdiakon einen Schmerzenslaut zu entlocken. Dann versetzte er seinem Gefangenen noch einen Stoß und trat einen Schritt zurück.
    »Ich habe ihnen schon gesagt, du hättest nichts Lohnendes zu sagen«, bemerkte er mit ruhiger, fast sanfter Stimme. »Die dachten, es sei anders, aber ich habe es von Anfang an gewusst. Ich habe gehört, was du predigst, du wertloser Hurensohn! Ich weiß genau, was du für ...«
    »Das reicht jetzt, Rahn!«
    Hahskans hatte nicht gehört, wie sich hinter ihm erneut die Tür geöffnet hatte. Nun aber wandte er den Kopf zur Seite und sah einen weiteren Mann. Dieser trug den purpurnen Habit des Schueler-Ordens; auf seinem Kopf saß eine Priesterhaube, deren braune Kokarde ihn als Unterpriester auswies. Hahskans' Magen verkrampfte sich, als er ihn sah.
    Schweigend blickte der Neuankömmling Hahskans mehrere Sekunden an. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Der junge Rahn kann manchmal ein wenig ungestüm werden, und seine Wortwahl ist häufig etwas unmäßig, Pater Tymahn«, erklärte er. »Trotzdem schafft er es dabei immer wieder, genau auf den Punkt zu kommen. Und tief in Ihrem eigenen Herzen, dessen bin ich mir sicher, wird auch Ihnen bewusst sein, dass alles, was er gesagt hat, ganz und gar die Wahrheit ist.«
    »Nein, das ist es nicht«, widersprach Hahskans, und nun klang seine Stimme sonderbar gelassen. »Sie - und auch er ... Sie können die Augen gerne vor der Wahrheit verschließen, wenn Sie das wünschen. Gott hat Ihnen den freien Willen geschenkt; Er wird Sie nicht davon abhalten, davon Gebrauch zu machen, so sehr Sie auch im Geiste Seine Wahrheit entstellt und verdreht haben mögen. Aber dass Sie sich dafür entschieden haben, die Sonne nicht sehen zu wollen, macht den Tag keinen Deut weniger hell.«
    »Wenigstens erinnern Sie sich noch an die Worte der Heiligen Schrift.« Das Lächeln des Schueleriten war sehr schmal. »Es ist eine Schande, dass Sie sich dafür entschieden haben, sich von ihrer Bedeutung abzuwenden! ›Ich habe Seine Heilige Kirche erbaut, wie Er es mir aufgetragen hat, und nun gebe ich sie in eure Obhut und die Obhut eurer Brüder, ausgewählt von Gott. Herrschet weise über sie und wisset, dass ihr meine erwählten Erben seid und die Hüter von Gottes Herde auf der Welt.‹ Langhorne hat diese Aufgabe dem Vikariat gestellt, nicht mir, und ganz gewiss nicht Ihnen. Als Sie Ihre Stimme zum gottlosen Angriff auf das Vikariat erhoben haben, da haben Sie Langhorne und mit Seinem Erzengel Gott, den Herrn, angegriffen!«
    »Das habe ich nicht«, sagte Hahskans ruhig, sein Ton kühl. »Gleich im nächsten Vers sagt Langhorne: ›Achtet wohl, dass ihr nicht in dieser Aufgabe versagt, denn man wird von euch Rechenschaft verlangen, und jedes einzelne Schaf, das ihr verliert, wird in die Waagschale gelegt, auf dass die Güte eurer Herrschaft gemessen sei.‹ Daran hätten Vikar Zhaspahr und seine Freunde denken sollen. Denn ich bezweifle stark, dass Gott es vergessen wird, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, da sie Ihm gegenüberstehen! Ich bin nicht Gott. Daher steht es mir nicht zu, diese Rechenschaft zu verlangen. Aber ich bin ein Priester. Auch ich bin ein Hirte. Auch ich werde eines Tages Rechenschaft ablegen müssen, und ich werde keines meiner Schafe verlieren im Dienste eines Großinquisitors, der so sehr der Korruption, der Verderbtheit und dem Ehrgeiz anheimgefallen ist, dass er ganze Reiche mit Feuer und Zerstörung zu überziehen wünscht, nur aus einer Laune heraus!«
    Die Augen des Schueleriten blitzten. Doch er besaß mehr

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