Die Eiserne Festung - 7
Selbstbeherrschung als der junge Mann mit dem Narbengesicht. Vielleicht zitterten seine Nasenflügel, und vielleicht war sein Gesicht zornig rot, doch er zwang sich dazu, tief durchzuatmen.
»Shan-wei vermag den Menschen auf vielerlei Wegen zu verführen«, sagte er kalt. »Und geistige Arroganz, jene Eitelkeit, die den Menschen dazu treibt, den eigenen Verstand höher zu schätzen als Gottes Heiliges Wort, ist gewiss einer der verführerischsten ihrer Wege! Doch Mutter Kirche ist stets bereit, selbst noch den größten Sünder wieder willkommen zu heißen, wenn Bußfertigkeit und Reue wahrhaftig sind!«
»Oder wenn die Inquisition ihn lange genug foltert«, gab Hahskans grimmig zurück.
»Das Fleisch zu verschonen und die Seele zu verlieren, ist schwerlich der Pfad göttlicher Liebe«, erklärte der Schuelerit. »Und Sie, Pater, haben Mutter Kirche gewaltigen Schaden zugefügt! Das können wir nicht zulassen. Also stellen wir Sie vor die Wahl: Widerrufen Sie Ihre ketzerischen Äußerungen, alle Ihre falschen Anschuldigungen und schändlichen Angriffe, die Sie auf das Fundament Gottes Eigener Schöpfung in dieser Welt vorgenommen haben, und Mutter Kirche wird Sie wieder in die Arme schließen!«
»Sie meinen, ich soll in der Kanzel bleiben und von dort weitere Lügen verbreiten.« Hahskans schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht tun! Sie und ich, wir wissen beide, dass ich nichts als die Wahrheit gesagt habe. Ich werde keines meiner Worte widerrufen, auf Geheiß eines Mannes, der nach wie vor dem Dreck und der Korruption dient, die im Herzen des Tempels schwären!«
»Schueler weiß, wie man mit den Feinden von Mutter Kirche umgehen muss«, sagte der Schuelerit drohend. Hahskans überraschte sie beide, ihn und sich, mit einem kurzen, bellenden Lachen, einem Laut der Verachtung.
»Denken Sie, ich wüsste nicht bereits, worauf das hinausläuft?« Wieder schüttelte er den Kopf, und seine Augen blitzten herausfordernd. »Ich weiß, was Ihr Herr und Meister in Zion Erzbischof Erayk angetan hat, und ich weiß auch den wahren Grund, warum er es getan hat. Ich bringe dem Kaiserreich Charis wahrlich keine Liebe entgegen, aber die Kirche von Charis erkennt die Feinde Gottes, wenn sie ihrer ansichtig wird! Für mich gilt das Gleiche. Und ich weiß, auf welcher Seite ich zu stehen habe.«
»Jetzt tun Sie noch mutig«, meinte der Schuelerit wegwerfend. »Aber das wird sich schon bald ändern - in dem Moment, in dem Ihnen bewusst wird, dass Shan-wei nicht weiter ihre Hand über Sie halten wird, um Sie vor Gottes gerechtem Zorn zu bewahren!«
»Vielleicht schwindet mir der Mut.« Hahskans gab sich keine Mühe, die eisige Furcht zu verbergen, die sich in seinem Herzen emporreckte, bereit zum Angriff. »Aber ich bin nur ein einfacher Mensch, kein Erzengel, und das Fleisch ist schwach. Aber was auch immer meinem Fleisch widerfahren mag, ich werde Gott ohne jede Furcht entgegentreten. Ich habe nur das getan, was Er von allen seinen Priestern verlangt. Gewiss habe ich in all der Zeit Fehler gemacht. Das tun alle Menschen, selbst jene, die in Seinen Dienst berufen sind. Aber zumindest in Seinem Dienst habe ich mich keines Fehler schuldig gemacht. Sie und ich, wir wissen doch beide, dass genau das der Grund ist, warum ich jetzt hier bin. Sie müssen mich zum Schweigen bringen, bevor ich diesem Hurenbock Clyntahn noch mehr Schaden zufüge!«
»Schweig!«
Endlich verlor auch der Schuelerit die Beherrschung, und mit der flachen Hand schlug er Hahskans zweimal ins Gesicht. Gequält stöhnte Hahskans auf, während er Blut auf der Zunge schmeckte und weiteres Blut ihm aus der Nase strömte. Nur die Fesseln verhinderten, dass der Schwung der Schläge ihn zu Boden riss.
Ruckartig trat der Schuelerit einen Schritt zurück, seine Arme hingen schlaff herab. Hahskans spie einen großen Schwall Blut auf den Fußboden des Lagerhauses.
»Also ist es ein schlimmeres Verbrechen, die Wahrheit über Clyntahn auszusprechen, als Mutter Kirche zu verraten, ja?«, fragte er. Seine Stimme klang dumpf und belegt, weil er nur noch durch den Mund atmen konnte.
»Mit jedem Wort, das du aussprichst, entweihst du die Luft, die Gott uns gegeben hat«, sagte der Schuelerit tonlos. »Wir verstoßen dich, wir verdammen dich in die ewige Finsternis, in jene Ecke der Hölle, die deiner schwarzen Herrin vorbehalten ist! Wir streichen deinen Namen aus der Liste der Kinder Gottes und verstoßen dich für alle Zeiten aus der Gemeinschaft der erlösten
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