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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den Akten zumindest nicht der kleinste Hinweis. Auf jeden Fall hatte Clyntahn nicht das Geringste entdeckt, was ihn zu der Überzeugung gebracht hätte, Rayno hätte es kommen sehen müssen. Dem Adjutant General war es bislang nicht gelungen, die Familien von immerhin drei Vikaren und zwei Erzbischöfen zu finden, obwohl sie zweifellos nach Zion gekommen waren - Familien, von denen sie fast sicher wussten, dass sie sich ganz in der Nähe befinden mussten, selbst jetzt noch. Das war äußerst ungewöhnlich! Tatsächlich fiel dem Großinquisitor nur eine einzige Situation ein, in der Rayno ähnlich gescheitert war.
    »Also hat es gar keine Fortschritte gegeben?«
    »Keine, Euer Exzellenz, so sehr ich bedauere, das sagen zu müssen.« Rayno schüttelte den Kopf. »Seit sie verschwunden sind, hat es keinerlei Kommunikation mehr gegeben, und sämtliche unserer Agenten haben in der ganzen Stadt keine einzige Spur gefunden.« Kurz hielt er inne, dann neigte er den Kopf zur Seite. »Wir könnten natürlich immer noch Stantyn beauftragen, sich nach ihnen zu erkundigen.«
    »Nein.« Augenblicklich schüttelte Clyntahn den Kopf. »Dann könnten wir die Betreffenden auch gleich selbst fragen! Außerdem müssen wir, da wir ja ihre Familien nun einmal nicht finden, zumindest die Möglichkeit bedenken, dass sie selbst uns durch die Finger schlüpfen, wenn sie glauben, wir würden schon bald zuschlagen.«
    Rayno nickte, obwohl er sich nicht ganz sicher war, hier mit seinem Vorgesetzten einer Meinung zu sein. Nyklas Stantyn, der Erzbischof von Hankey, war Clyntahns Maulwurf in der Gruppe reform-orientierter Vikare, die sich selbst ›der Kreis‹ nannte. Ja, es war Stantyn gewesen, der den Großinquisitor überhaupt erst auf die Existenz der Gruppe hingewiesen hatte. Rayno schien es ganz offensichtlich, dass die anderen Mitglieder des ›Kreises‹ - oder zumindest deren Anführer - wussten, jemand aus den eigenen Reihen habe sie verraten, auch wenn sie offensichtlich nicht wussten, wer es denn nun gewesen war. Rayno selbst war der Ansicht, man müsste Stantyn überwachen lassen. Es gab einige Mitglieder des ›Kreises‹ - der Name Hauwerd Wylsynn kam Rayno sofort in den Sinn -, bei denen damit gerechnet werden musste, sie könnten sich weit genug aus der Deckung wagen, um Stantyn die Kehle durchzuschneiden. Letztendlich würde sie das zwar auch nicht retten, aber eine gewisse Befriedigung würden sie daraus gewiss trotzdem ziehen. Wenn das geschähe, wäre das ein unumstößlicher Beweis ihrer Schuld - ein Beweis, den man auch guten Gewissens dem Rest des Vikariats vorlegen könnte. Gewiss, für Stantyn wäre das ein wenig hart. Aber er wäre ja ohnehin ab dem Augenblick ohne jeden Wert, wenn der ›Kreis‹ erst einmal zerschlagen wäre. Rayno war der Ansicht, der Erzbischof von Hankey wäre von jetzt an als Märtyrer ungleich nützlicher. Sein Tod würde noch einmal deutlich herausstreichen, welchen Verrats an Mutter Kirche sich der ›Kreis‹ schuldig gemacht hatte.
    Zudem: Ein so großer Verlust wäre Stantyn ohnehin nicht.
    Was nun die Frage betraf, ob den Abtrünnigen Clyntahns Abwarten, bevor er zuschlüge, bewusst war: Ja, so war sich Rayno sicher, es war ihnen allen klar, was auf sie zukam. Zumindest ein Vikar, der laut Stantyn seit mindestens zehn Jahren Mitglied des ›Kreises‹ gewesen war, hatte sich im vorletzten Monat umgebracht. Zwei weitere waren anscheinend bei Unfällen ums Leben gekommen. Doch Rayno war sich recht sicher, dass hier der Schein trog.
    Nein, die haben sich alle drei umgebracht, dachte er erneut. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass es ein leichterer Weg sei, als das, was das Buch Schueler für Ketzer vorsieht. Wahrscheinlich haben sie sich auch überlegt, das sei die einzige Möglichkeit, die Inquisition davon abzuhalten, sich auch noch auf ihre Familie zu stürzen.
    Rayno wusste nicht, ob sie mit diesem letzten Punkt Recht hatten oder nicht. Diese Entscheidung lag ganz bei Clyntahn. Auch wenn der erste Gedanke des Großinquisitors gewiss lautete, an den Familien der Verräter ein Exempel zu statuieren, so mochte er sich doch durchaus noch dagegen entscheiden. Wenn er sich dabei zurückhielt, würde das zukünftige Gegner vielleicht dazu bewegen, ebenfalls den leichteren Weg zu wählen - sich selbst aus dem Weg des Vikars zu räumen, ohne dass dieser die Mühe hatte, sie entfernen lassen zu müssen. Es wäre wirklich interessant zu sehen, welche Vorgehensweise Clyntahn letztendlich

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