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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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    Aber im Augenblick, dachte Rayno leidenschaftslos, genießt er es, dass die anderen bereits begriffen haben, was ihnen bevorsteht. Es ist ja nun nicht so, als könnten sie allzu weit davonlaufen im kältesten Monat, den Zion im Winter je erlebt hat. In der Zwischenzeit werden sie ihn jeden Tag aufs Neue sehen und genau wissen, was mit ihnen geschehen wird. Jedem im Vikariat wird das so gehen.
    Das war der eigentliche Grund für Clyntahns Abwarten. Da war sich Rayno ganz sicher. Nicht einmal mit ihm diskutierte der Großinquisitor derartige Dinge im Detail. Aber Rayno arbeitete mittlerweile lange genug mit Clyntahn zusammen, um die Denkweise des Vikars genau durchschaut zu haben. Ohne das hätte die Zusammenarbeit auch nicht so gut funktionieren können.
    Clyntahn hatte bewusst die stetig anwachsende Furcht im Vikariat weiter angefacht - aber nicht nur aus reinem Sadismus oder auch nur dem Bedürfnis, all diejenigen zu strafen, die es wagten, sich der Macht der ›Vierer-Gruppe‹ entgegenzustellen. Nein, er hatte das stetig anwachsende Entsetzen dazu genutzt, die internen Grabenkämpfe, die es schon immer im Tempel gegeben hatte und die vor allem während der Wintermonate an Schärfe gewannen, immer weiter eskalieren zu lassen. Clyntahn wollte Entscheidungen erzwingen, er wollte selbst diejenigen, die sich sonst peinlichst darum bemühten, nicht in die internen Machtkämpfe hineingezogen zu werden, mit Gewalt dazu bringen, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Er wollte, dass jeder eindeutig Stellung bezöge. Er wollte, dass das unter Umständen geschah, die allein er festlegte. Da er das Kommando über die Inquisition innehatte und Allayn Maigwair das über die Tempelgarde, hatte die ›Vierer-Gruppe‹ das uneingeschränkte Gewaltmonopol im Tempel und in ganz Zion. Der Winter hatte sämtliche hochrangigen Mitglieder der Kirche in Zion festgesetzt. Ohne einen anderen, einen das Gewaltmonopol ausgleichenden Machtfaktor bedeutete das, dass jedem im Tempel und in der Stadt eines klar war: Clyntahn war in der Lage, die gesamte, uneingeschränkte Macht seines Amtes auf jeden niederfahren zu lassen, der sich gegen die ›Vierer-Gruppe‹ stellte.
    Angesichts einer derartigen Bedrohung war es kaum überraschend, dass selbst diejenigen, die leise Kritik am Umgang der ›Vierer-Gruppe‹ mit der Krise geübt hatten, nun nach Möglichkeiten suchten, in der einen oder anderen Art ihre Treue unter Beweis zu stellen. Sich einzuschmeicheln wie ein verängstigter Hund, der brav die Hand leckte, die ihn zu verprügeln drohte - und das alles in der Hoffnung, sich auf diese Weise ein wenig Gnade zu erkaufen. Oder zumindest das Überleben. Vorerst. Denn selbst noch dem größten Dummkopf musste bewusst sein, dass man ohne ein ›vorerst‹ auch nicht ›langfristig‹ überleben kann.
    Zweifellos belustigte es Clyntahn, seine Feinde und Rivalen dazu zu nutzen, seine eigenen politischen Ziele zu verfolgen. Dessen war sich Rayno ganz sicher. Diese Neigung zur Grausamkeit, sogar zu ausgewachsenem Sadismus, die der Großinquisitor unter Beweis stellte, durfte man wohl als ernsten Charaktermangel ansehen. Doch Rayno war zu dem Schluss gekommen, dass jeder Mensch seine Makel hatte, und je bedeutender der Mensch, desto bedeutender auch der Makel. Dass es Clyntahn Freude bereitete, seine Feinde leiden zu lassen, machte seine Strategie ja keinen Deut weniger effektiv. Abgesehen davon war eine andere Strategie ja auch kaum vorstellbar. Denn so etwas wie eine vorsichtige Wiederannäherung zwischen Samyl Wylsynn und Zhaspahr Clyntahn war schlichtweg undenkbar, und sei es auch nur, weil Clyntahn gewiss davon ausging, dass andere potenzielle Gegner in einer Annäherung seinerseits ein Zeichen von Schwäche sähen. Es war unerlässlich, keinerlei Schwäche zu zeigen. Niemals würde Clyntahn zulassen, dass sein Verhalten anderen Anlass gäbe, ihn für schwach zu halten.
    Deswegen musste er Stärke zeigen. Er musste seine Feinde zerschmettern, sie öffentlich und ganz und gar zermalmen - und genau das würde er auch tun. Er mochte ja vielleicht den Moment, in dem es geschah, noch ein wenig hinauszögern, er mochte diese quälende Vorahnung in die Länge ziehen, damit sich andere ihm noch aus freien Stücken unterwerfen konnten. Aber niemals hatten Zweifel daran bestanden, worauf das alles hinauslaufen musste. Denn Zweifel bedeutete Zögerlichkeit, Zögerlichkeit Ängstlichkeit, Ängstlichkeit Schwäche, und Schwäche führte

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