Die Eiserne Festung - 7
sein Puls beschleunigte, als er sah, dass Kahrnaikys' Schwert in seiner Scheide auf dem Schreibtisch lag, statt wie gewöhnlich an der Wand seines Arbeitszimmers zu lehnen.
»Was gibt es, Phandys?«, fragte der Major, eine gewisse Ungeduld in der Stimme. Er wirkte, als sei er gerade furchtbar beschäftigt. Phandys kannte diese Ungeduld. Doch er nahm sich trotzdem einen Augenblick Zeit, zur Ordonnanz hinüberzuschauen, die im Vorzimmer am Schreibtisch saß. Kahrnaikys folgte dem Blick des Captains. Kurz zuckten seine Lippen; ganz offensichtlich war er verärgert. Was dieser Blick ihm bedeuten wollte, passte ihm nicht. Doch dann verzog er das Gesicht.
»Geben Sie uns einen Augenblick Zeit, Sergeant!«, sagte er scharf.
Der Unteroffizier blickte auf, dann erhob er sich rasch.
»Jawohl, Sir!« Es gelang ihm, sich seine Neugier nicht anmerken zu lassen, als er an Phandys vorbeischritt, und doch war sie unverkennbar - ebenso wie die unbestreitbare Erleichterung, als sich die Türen hinter ihm wieder schlossen. Er wäre abgeschirmt von dem, was Phandys dazu bewogen haben mochte, Kahrnaikys aufzusuchen.
Der Major schaute zu, wie sich die Türen schlossen, dann richtete er den Blick wieder auf Phandys.
»Also?«, fragte er brüsk, und der Captain atmete tief durch.
»Sir«, sagte er, und seine Stimme verriet, wie besorgt er war, »ich habe gerade etwas erfahren, was mich ... beunruhigt. Etwas, auf das meines Erachtens die richtige Person hingewiesen werden sollte.«
»Ach ja?« Kahrnaikys' Augen verengten sich zu Schlitzen, und er neigte den Kopf zur Seite. »Und da Sie jetzt in meinem Büro stehen, darf ich wohl annehmen, Ihrer Schlussfolgerung nach bin ich diese Person, ja, Captain?«
»In gewisser Weise«, stimmte Phandys zu. »Zumindest sind Sie der Erste, der mir eingefallen ist.« Kurz zuckte sein Blick zu Kahrnaikys' Abzeichen des Schueler-Ordens: Schwert und Flamme.
»Ich verstehe.« Kahrnaikys lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also gut, Phandys. Dann berichten Sie!«
»Sir, ich bin heute der Offizier vom Dienst bei den Kurieren«, setzte Phandys an, »und ...«
»Wenn Sie der Offizier vom Dienst bei den Kurieren sind, was machen Sie dann hier? Warum sitzen Sie nicht in Ihrem Büro im Anbau?«, fiel ihm Kahrnaikys harsch ins Wort. Er stand in dem Ruf, auf Disziplin äußersten Wert zu legen.
»Sir, ich befand mich gerade auf meinem Posten, als mir ein Schriftstück übergeben wurde, das mir ... sonderbar erschien«, erklärte Phandys und wählte dabei seine Worte offenkundig mit Bedacht. »Angesichts der Natur dieses Schriftstücks schien es mir, als bliebe mir keine andere Wahl, als Lieutenant Vyrnahn das Kommando zu übertragen, um Ihnen Bericht zu erstatten.«
»Was war das für ein Schriftstück?« Ganz offensichtlich maß Kahrnaikys Phandys' Urteilsvermögen keine besondere Bedeutung bei, was unschöne Dinge für die Zukunft des Captains vermuten ließ. Doch Phandys hatte sich jetzt endgültig festgelegt.
»Sir, es war die Anforderung der Morgen-Überfahrt mit dem Eissegler nach Seeblick.« Kahrnaikys legte die Stirn in Falten, und eilends sprach Phandys weiter. »In den Akten vermerkt wurde diese Anforderung gestern Abend. Eigentlich wäre mir vermutlich überhaupt nichts aufgefallen, wenn ich nicht gerade einige der üblichen Papiere aufgearbeitet hätte. Aber es kam mir sonderbar vor, dass für die Überfahrt kein Name eingetragen war. Anscheinend sollte ein Platz freigehalten werden, aber es fanden sich keine Hinweise darauf, wer der fragliche Passagier sein soll. Also habe ich noch einmal im Anforderungsbuch nachgeschaut, und da fand sich auch nicht der Name des Offiziers, der die Reservierung angefordert hatte. Soweit ich das beurteilen kann, Sir, ist diese Anforderung einfach aufgetaucht, ohne dass jemand sie tatsächlich vermerkt oder autorisiert hätte.«
»Was?!« Die Falten auf Kahrnaikys' Stirn waren noch tiefer geworden. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!«
»Nein, Sir, das habe ich mir auch gleich gedacht.« Phandys' Erleichterung über die Reaktion des Majors war offensichtlich. »Also habe ich noch weiter nachgeforscht. Und so weit ich das von den Kennziffern auf dem Antrag sagen kann, wurde diese Anforderung irgendwann heute Morgen nach Langhornes Wache in die Warteschlange eingereiht. Sie wissen doch auch, wie wenig um diese Zeit los ist, nicht wahr?«
»Ja, ja, natürlich!«, gab Kahrnaikys zurück und wedelte ungeduldig mit der Hand.
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