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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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blickte seinen älteren Bruder erst mehrere Sekunden lang schweigend an.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Ein paar Freunde bei der Garde habe ich immer noch, weißt du? Einer von ihnen - ich möchte seinen Namen lieber nicht nennen, selbst dir gegenüber nicht - hat mich gewarnt, dass uns die Zeit davonläuft, Samyl. Ich denke ... ich möchte, dass du noch einmal über das nachdenkst, was wir letzten Fünftag besprochen haben. Bitte.«
    »Nein.« Samyls Antwort war sanft, fast bedauernd, aber fest.
    »Samyl, du weißt doch ...«, setzte Hauwerd an. Samyl hob abwehrend die Hand und schüttelte den Kopf.
    »Ja, Hauwerd, das weiß ich. Und ich werde nicht einmal so tun, als würde mir das keine Angst einjagen. Oder behaupten, dein Vorschlag wäre nicht verführerisch. Sehr verführerisch sogar. Aber das kann ich nicht tun. Was auch immer sonst noch geschehen mag, was auch immer sonst ich sein mag, ich bin immer noch ein Vikar von Mutter Kirche. Und ich bin immer noch Priester.«
    »Samyl, selbst das Buch Schueler sagt, dass es, wenn eine Situation wirklich hoffnungslos ist, keine Sünde ist, wenn ...«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass dein Vorschlag verführerisch ist«, fiel ihm Samyl ins Wort und klang nun ein wenig strenger. »Aber du weißt, dass die Passagen im Buch Schueler, auf die du dich da beziehst, deutlich mehr mit Krankheiten zu tun haben als mit Glaubensfragen.«
    »Das ist doch Haarspalterei!« Auch Hauwerd klang jetzt rauer; Frustration und Besorgnis schwangen in seiner Stimme mit. »Verdammt noch mal, Samyl! Du weißt, was Clyntahn dir antun wird - gerade dir! -, wenn er dich erst einmal in den Klauen hat!«
    »Es gibt einen Punkt, ab dem das nichts mehr ausmacht«, erwiderte Samyl. »Das ist nur eine Frage des Ausmaßes, Hauwerd - und er wird genau das Gleiche auch anderen Männern antun, die wir seit Jahren kennen und lieben. Das sind unsere Brüder, Hauwerd, auch wenn wir nicht die gleichen Eltern haben. Soll ich sie im Stich lassen? Ich bin doch derjenige, der dafür gesorgt hat, dass sie überhaupt in den ›Kreis‹ kamen! Ich bin seit Jahren ihr Anführer! Und jetzt soll ich den leichten Weg gehen und sie den Sturm ernten lassen?«
    »Ach, um Langhornes willen!«, fauchte Hauwerd, und seine Augen blitzten. »Das wird doch ohnehin geschehen, ganz egal, was du tust, Samyl! Jetzt tu nicht so, als hättest du sie ganz allein dazu verführt - als hätten sie alle nicht ganz genau gewusst, was sie tun! Du bist doch nicht der einzige Erwachsene im Vikariat, verdammt noch mal, also nimm ihnen das nicht einfach weg! Nimm mir das nicht weg!« Finster blickte Hauwerd seinen Bruder an. »Ja, wir alle sind deinem Beispiel gefolgt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest einige der anderen es aus dem gleichen Grund getan haben wie auch ich - weil ich dich liebe und respektiere! Aber wir haben es auch getan, weil du Recht hattest! Weil wir es Gott schulden, zumindest den Versuch zu unternehmen, Seine Kirche solchen Mistkerlen wie Clyntahn wieder zu entreißen. Oder auch Trynair, der nie ein solcher Sadist war wie Clyntahn. Das war unsere Entscheidung, und wir haben sie getroffen! Also wage ja nicht, uns das jetzt einfach wegzunehmen!«
    »Hauwerd, ich ...«
    Samyls Stimme klang belegt. Er sprach nicht weiter, sondern starrte nur in den schneeverhangenen Morgen hinaus und blinzelte rasch. Dann räusperte er sich und blickte erneut seinen Bruder an.
    »Es tut mir leid«, sagte er demütig. »Ich wollte damit nicht sagen ...«
    »Ach, halt die Klappe!« Die Wortwahl war harsch, der Tonfall aber sanft. »So wollte ich das nicht verstanden wissen. Und du wahrscheinlich auch nicht. Aber dein Opfer ändert nichts. Wahrscheinlich ist es das, was mich so wütend macht. Du weißt genauso gut wie ich, dass das überhaupt nichts ändert! Du bist einfach nur stur, und das ist dämlich.«
    »Ja, vielleicht«, gestand Samyl ein. »Du könntest durchaus Recht haben. Aber diese eine Befriedigung werde ich Clyntahn nicht zugestehen. Er soll nicht glauben können, ich hätte mich aus Angst vor dem umgebracht, was er mir antun könnte. So könnte ich Gott und den Erzengeln nicht entgegentreten!«
    »Also, statt Clyntahn diese Befriedigung zuzugestehen, willst du ihm die Befriedigung zugestehen, dich zu Tode gefoltert zu haben?!« Hauwerd schüttelte den Kopf noch kräftiger. »Samyl, das ist doch eine lehrbuchartige Definition von ›dämlich‹!«
    »Wahrscheinlich.« Samyls Lächeln geriet ein wenig schief, und doch

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