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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kachelofen angewärmt wurde; dieser Ofen heizte zugleich das ganze Badehaus. Im Oktober war der Golf von Dohlar das schrecklichste aller Gewässer. Auch wenn Captain Yuthain auf Coris einen sehr kompetenten Eindruck gemacht hatte, war die Eisechse nun einmal eine Galeere, keine Galeone. Galeeren hatten praktisch keinen Tiefgang; ihre Bordwand war niedrig, der Schiffsriss versprach keine Schnittigkeit. Dank seiner Erfahrung sah der Graf mit einem Blick, dass die Eisechse sich auf der Fahrt wie eine Ausgeburt Shan-weis persönlich gebärden würde.
    Sollte sich Yuthain als so tüchtig herausstellen, wie Coris vermutete, standen die Chancen vermutlich nicht allzu schlecht, die Überfahrt zu überleben. Dann aber folgte eine Überland-Reise von herzerfrischenden dreizehnhundert Meilen - dieses Mal mitten im November, bei hüfthohem Schnee. Danach sollte er das südliche Ufer des Pei-Sees erreicht haben. Dann kamen - noch viel herrlicher! - die vierhundert Meilen Seeüberquerung. Der See würde bei Coris' Eintreffen sicher schon zugefroren sein. Das wiederum bedeutete, dass Coris - oh Freude! - die ganze Strecke an Bord eines Eisseglers würde zurücklegen dürfen.
    Gegen eine Reise im Eissegler würde sich die Fahrt auf der Eisechse wie eine luxuriöse Kreuzfahrt ausmachen, ganz egal, was Captain Yuthain über sein Schiff sagte.
    Gut, dass du noch keine fünfzig bist, Phylyp!, sinnierte er, nachdem er sich abgetrocknet und nach der Leinenunterhose gegriffen hatte. Seablanket hatte des Grafen Kleidung in weiser Voraussicht vor den Kachelofen gelegt, um sie anzuwärmen. Vermutlich wirst du's überleben. Ist schon gut, dass du rechtzeitig dein Testament gemacht hast. Du wirst es überleben - zumindest bist du nach Zion kommst.
    Das nämlich war der eigentliche Haken an der Sache. Was würde wohl geschehen, wenn er erst einmal Zion und den Tempel erreicht hatte? Dass auch der Großinquisitor die schriftliche Vorladung unterzeichnet hatte, nicht nur der Kanzler, war nicht gerade dazu angetan, Coris sonderlich zu beruhigen. Vielleicht war das auch nicht überraschend, denn Coris bezweifelte ernstlich, dass Beruhigung das war, was erwünscht gewesen war. Trynair und Clyntahn konnten in Daivyn unmöglich etwas anderes sehen als einen möglicherweise nützlichen Bauern in ihrem großen Schachspiel. Eines Tages, sollte es besagtem Bauern gelingen, die letzte Reihe des Schachbretts zu erreichen, würde er vielleicht aufgewertet werden - umgewandelt in eine Figur deutlich höheren Wertes. Wenn man ehrlich war, dann war Daivyn Daykyn aber eben doch nur ein kleiner Junge. Zumindest Clyntahn würde niemals vergessen, dass Bauern meist nur für ein Bauernopfer gut waren.
    Coris hatte sein Bestes gegeben, Irys zu beruhigen. Er kannte die Prinzessin entschieden zu gut, um ihr zu diesem Zweck irgendwelche Lügen aufzutischen. Das Mädchen war Coris' Ansicht nach noch klüger und schlauer, als es ihr Vater gewesen war. Sie scheute sich niemals, den Verstand, den ihr Gott und die Erzengel geschenkt hatten, auch zum Einsatz zu bringen. Sie war ebenso gut wie ihr Vater dazu in der Lage, einen Groll so lange zu hegen und zu pflegen, bis er an Altersschwäche verstarb - um ihn anschließend ausstopfen und irgendwo im Palast ausstellen zu lassen, sodass sie ihn in regelmäßigen Abständen bewundern konnte. Doch sie hatte - bislang zumindest - durchaus Umsicht walten lassen, wenn es um die Frage ging, welchen Groll man hegen sollte und welchen lieber nicht. Das konnte sich natürlich ändern - das mochte sich sogar bereits geändert haben! -, wenn man betrachtete, wie ihre Welt innerhalb eines einzigen Jahres in Trümmer gegangen war. Doch obwohl sie noch so jung war, verstand sie ebenso gut wie Coris selbst, woher der politische Wind wehte und welche Sturmwolken sich über ihrem jüngeren Bruder zusammenbrauten. Deswegen hatte Coris ihr auch nichts als die Wahrheit erzählt. Deswegen hatte er gesagt, er bezweifle, dass die ›Vierer-Gruppe‹ schon jetzt Pläne habe, wie sie Daivyn am nutzbringendsten würde verwenden können. Doch früher oder später würden sie entsprechende Pläne schmieden. Das war der Grund, weswegen sich die Vikare dafür entschieden hatten, Daivyns Vormund all diese Tausende von Meilen zurücklegen zu lassen, mitten im Winter.
    Sie wollten sichergehen, dass ein gewisser Phylyp Ahzgood genau wusste, wo sein Platz war, wenn denn der Zeitpunkt gekommen wäre. Er sollte seine wahren Herren anerkennen, mit klarem Blick, ohne

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