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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wie es anderen erscheinen musste.
    Schließlich mochte ja selbst jemand, der als Krisenbewältiger im Dienste des Großinquisitors stand, einen gewissen Sinn für Humor haben.

November,
    im Jahr Gottes 893

.I.
    Kaiserlicher Palast, Stadt Cherayth, Königreich Chisholm und an Bord von HMS Dawn Wind , ›Straße der Delfine‹
    »Was haltet Ihr von Merlins und Owls letzten Berichten aus Corisande, Maikel?«, erkundigte sich Sharleyan.
    Cayleb und sie saßen in der Prinz-Tymahn-Suite, den Räumen unmittelbar über ihren eigenen Gemächern. Man hatte die Suite zu einer Kombination aus Bibliothek und Arbeitszimmer umgestaltet. Hier gab es, anders als in ihrem Schlafgemach, noch nicht den neumodischen, heizbaren Fußboden. Aber ein brandneuer Ofen aus Gusseisen war bereits installiert. Das Kohlenfeuer in dessen eisernem Bauch spendete willkommene Wärme.
    »Ihr beide habt das gleiche Bildmaterial gesehen, das ich von Merlins SNARCs erhalten habe«, erwiderte Maikel Staynair über das kleine Gerät in ihrem rechten Ohr. Für jemanden, der mehr als viertausend Meilen weit von Cherayth entfernt war - viertausend Meilen Luftlinie, wohl gemerkt! -, klang seine Stimme erstaunlich klar und deutlich. »Wie denkt Ihr darüber?«
    »Nein, das Spielchen machen wir nicht mit«, gab Cayleb mit einem breiten Grinsen zurück. »Wir haben zuerst gefragt!«
    Wie ein strenger Schulmeister räusperte sich Staynair, und Sharleyan grinste ihrem Gemahl zu. Ihre Kontaktlinsen lieferten ihnen ein Abbild des Erzbischofs: Er saß in der Kabine an Bord seines Schiffes und blickte aufs Meer hinaus, in dem gerade die Sonne versank. Auf seinem Schoß saß natürlich Ahrdyn. Maikels Linsen hingegen übermittelten ihm jetzt Sharleyans Grinsen. Daher schnitt er eine Grimasse. Schließlich zuckte er mit den Schultern, und sein Tonfall klang unerwartet ernst, als er fortfuhr.
    »Was die Kirche angeht, sind wir, so will es mir scheinen, mit Gairlyng wahrhaft gesegnet - und vor allem mit Männern wie Pater Tymahn«, sagte er sehr nüchtern. »Charis-Patrioten werden wir allerdings nicht so bald in Corisande finden, nicht einmal im Klerus. Aber reformistisches Gedankengut hat sich in der corisandianischen Hierarchie als deutlich stärker erwiesen, als ich vor der Invasion zu hoffen gewagt hätte. Die wirklich gute Nachricht ist in mancherlei Hinsicht, wie viele dieser Reformisten corisandianische Patrioten sind - wie eben dieser Pater Tymahn. Das verleiht der Stimme der Vernunft ein corisandianisches Gesicht - und das wird für uns langfristig von unfassbarem Wert sein.
    Betrachtet man es von der rein politischen Warte«, fuhr der Erzbischof dann fort, »haben General Chermyn, Anvil Rock und Tartarian die Dinge so gut im Griff, wie man es eben erwarten darf, Eure Majestät. Im Übrigen ist Bynzhamyn der gleichen Ansicht. Keiner von uns beiden wüsste zu sagen, wie er seine Aufgabe noch besser würde erfüllen können, gerade angesichts der Umstände, unter denen Hektor ermordet wurde. Es gibt wahrscheinlich nicht einmal ein halbes Dutzend Menschen in ganz Corisande, die in Cayleb nicht den Verantwortlichen dafür sehen. Dabei sind die Reformisten unter den Priestern bereits mitgezählt.«
    »Schon richtig«, erwiderte Cayleb mit demselben Ernst. »Ich würde mich zugegebenermaßen deutlich wohler fühlen, wenn die Bruderschaft uns endlich gestattete, Hauwyl in den Inneren Kreis aufzunehmen. Wenn wir wenigstens einer Person in Corisande eines von Merlins Koms in die Hand drücken könnten, würde ich des Nachts deutlich ruhiger schlafen.«
    Sharleyan nickte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war sie sich dennoch nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee wäre, Hauwyl Chermyn einen Kommunikator auszuhändigen. Sharleyan zweifelte nicht an der Treue des Marines, auch nicht an seiner Intelligenz oder seiner geistigen Widerstandskraft. Das Problem war, dass Chermyn, so sehr er die ›Vierer-Gruppe‹ hasste, immer noch an Mutter Kirche glaubte - aus tiefstem Herzen. Genau wie bei Rayjhis Yowance und Mahrak Sahndyrs konnte man auch bei ihm unmöglich sagen, wie er auf die Wahrheit reagieren würde.
    Und es ist ja nun nicht so, als wären sie die Einzigen, auf die das zutrifft, gestand sie sich unglücklich selbst ein. Oder als wären sie die Einzigen, die so viel mehr leisten könnten, wenn wir es nur wagen dürften, sie einzuweihen.
    Bedauerlicherweise aber konnten sie das eben nicht tun, trotz all der Schwierigkeiten, die das mit sich brachte. Es war schon

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