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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wir im Kamin ein Feuer, breiten unsere Schlafsäcke aus... wir könnten sogar was kochen, wenn wir vorsichtig sind -«
    »Em -«
    »Außerdem gibt es unten in dem Souvenirshop einen Heizer. Den könnten wir benutzen, solange es hell ist, und auch nachts, wenn wir es schaffen, ihn hier raufzuschleppen. Sobald wir in der Burg drin sind, so wie heute, kann uns nichts passieren.«
    »Aber das beleuchtete Fenster, wenn wir Feuer machen«, sagte Marcus, »das würde man meilenweit sehen. Und Harris ganz bestimmt.«
    Emily ging zum Fenster und schaute hinaus. »Das kann er gar nicht. Da ist nur flaches Land – Felder und Hecken, so weit das Auge reicht. Harris wohnt auf der anderen Seite. Keiner würde was sehen, Taschenlampen, Feuer, egal. Bei den Fenstern auf der anderen Seite müssten wir natürlich aufpassen.«
    Simon blickte immer noch skeptisch drein. »Bleibt ein blöder Einfall, Em«, sagte er. »Echt volles Risiko, was wir da treiben. Schon hier drin zu sein. Wir werden noch die Burg anzünden und bei lebendigem Leib verbrennen oder wir landen für immer im Knast.«
    Emily grinste ihn an.»Könnte sein«, sagte sie. »Aber trotzdem hättest du verdammt Lust, es zu machen. Oder, Simon? Hey – du wirst doch jetzt nicht kneifen, oder?«
    Er wurde rot. »Natürlich nicht.«
    »Na also. Ohne dich könnten wir es gar nicht schaffen. Allein würden wir hier nie rein- oder rauskommen. Stimmt doch, Marcus?« (Der gab darauf keine Antwort.) »Und ich hätte allein auch gar keine Ahnung, wie ich das Feuer in Gang bringen soll oder wie man den Heizer bedient.« Sie fing an, zu dick aufzutragen, aber Simon schien es nicht zu bemerken. Er nickte gedankenverloren.
    »Brennholz könnt ich mitbringen«, sagte er. »Ist hinter unserm Schuppen gestapelt.«
    »Super! Dann ist das schon geregelt. Mann, das wird’ne richtig große Sache. Genau das, was Marcus dauernd will.«
    Sie sah Marcus von der Seite an, als sie das sagte. Sein Gesicht lag im Schatten. Das Nachmittagslicht war immer schwächer geworden. Je mehr Emily über ihren Plan geredet hatte, desto deutlicher hatte sie gespürt, dass Marcus davon überhaupt nicht begeistert war. Statt sich sofort daraufzustürzen und zu behaupten, das alles sei seine Idee, wie sie es erwartet hatte, blieb er seltsam still. Sie hatte keine Ahnung, warum das so war, aber sie merkte, dass sein offensichtliches Unbehagen sie anspornte. Seine ganze Angeberei, sein Ichweiß-alles-Getue, seine ewigen abfälligen Bemerkungen – nichts dahinter! Die vielen kleinen Enttäuschungen, die sich im Lauf des ganzen Tages bei ihr aufgehäuft hatten, und dann noch die Beschimpfung durch Marcus, die ihr den Rest gegeben hatte, das alles fachte ihre Begeisterung für das Vorhaben nur umso stärker an. Als sie angefangen hatte zu reden, war es nicht viel mehr als eine Idee gewesen, noch kaum durchdacht. Aber jetzt spürte sie, dass ihr Plan gut war. Da war sie sich ganz sicher!
    »Du bist doch dabei, Marcus – oder?«
    Sogar in dem Dämmerlicht war zu erkennen, dass er sich bei der Sache unwohl fühlte.
    »Vielleicht.«
    »Was ist denn los mit dir? Ich dachte, du hast von so was immer geträumt?«
    »Ja, schon, aber...«
    »Noch was ganz anderes«, sagte Simon. »Was erzählen wir unseren Eltern? Meine kümmern sich ja tagsüber nicht die Bohne um mich, aber nach Mitternacht wird das anders.«
    »Hmmm, ja.« Daran hatte Emily nicht gedacht. Das war ein starker Einwand. Sie wollte schon fast einen Rückzieher machen, da hörte sie, wie Marcus neben ihr erleichtert aufatmete. Als sei er nochmal davongekommen.
    »Ganz einfach!«, sagte sie. »Wir erzählen, dass wir beim anderen übernachten. Gibt’ne große Weihnachtsparty, zu der ganz viele kommen, oder so was. Alle unsere Freunde sind da. Würden deine Eltern da blöde Fragen stellen, Simon? Meine nicht.«
    »Weiß ich nicht. Wären vielleicht etwas überrascht. Ist in unserer Familie nicht so üblich, Einladungen und so was und bei jemandem übernachten. Gehen immer nur ins Pub, das ist normal. Glaub aber nicht, dass sie groß Fragen stellen würden.«
    »Super! Und du, Marcus?«, wandte Emily sich triumphierend an ihn. »Was ist mit dir?«
    Er hatte seine Mütze abgenommen und fuhr sich nervös durch die Haare. »Weiß nicht«, sagte er. »Für euch ist es leichter – ihr wohnt im gleichen Ort. Ihr könnt euch gegenseitig ein Alibi geben. Aber was mach ich? Ich kann doch schlecht sagen, dass ich bei euch übernachte.«
    Simon brummte verständnisvoll,

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