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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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übrig, sodass man ihn benutzen konnte. Ziemlich interessante Perspektive …
    An den Schaltern des Heizers drehte sie nicht herum, besser kein Risiko eingehen. Simon würde sich bestimmt damit auskennen.
    Als sie herauskam, war wieder das Pfeifen zu hören. Marcus war aus einem finsteren Durchgang auf der Rückseite des Schuppens aufgetaucht und winkte ihr aufgeregt zu.
    »Ich hab den Brunnen gefunden!«, rief er. »Wo ist Simon?«
    »Keine Ahnung. Dann zeig mal her.«
    Sie folgte ihm zwei schmale Stufen hinunter, die in der Mitte ganz ausgetreten waren, fort von dem Schnee, fort von dem Licht, hinein in einen dunklen Raum, der nur durch den Eingang und einen schmalen Mauerschlitz kümmerlich erhellt wurde. Die Luft roch feucht, wie in einem Keller. Emily konnte erkennen, dass Marcus zur hinteren Ecke ging; sie hielt einen Augenblick an, damit ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten.
    »Da – unter dem Gitter.«
    Auf seine Stimme folgte in dem Raum ein dumpfes Echo. Er bückte sich und zerrte an irgendetwas herum. Emily kam vorsichtig näher. Der Boden war glitschig.
    »Liegt etwas locker. Könnten wir runterziehn.«
    »Mach keinen Quatsch, Marcus.« Sie konnte jetzt erkennen, was er vorhatte. Im Boden war an dieser Stelle ein großes Loch, kreisrund und tiefschwarz. Darüber lag ein quadratischer Deckel aus schmiedeeisernen Gitterstäben, der an den vier Ecken mit Bolzen auf den Steinplatten befestigt war. Und Marcus zerrte an einem dieser Bolzen herum, der ein knirschendes Geräusch von sich gab.
    »Hör auf damit. Das muss da liegen bleiben. Es könnte jemand reinfallen.«
    »Ich möchte gern wissen, wie tief er ist. Solche Brunnen können viele hundert Meter bis zum Grundwasser reichen. Warte...« Er drehte sich um, immer noch in der Hocke, machte ein paar Schritte und tastete dabei suchend den Boden ab. »Hier...« Er hatte einen kleinen Steinbrocken gefunden und ließ ihn durch das Gitter fallen. »Horch mal...«
    Es folgte eine lange Pause. Dann war ein gedämpftes Geräusch zu hören, von ganz weit unten.
    »Uuuh.« Marcus stand auf. »Hört sich ziemlich ausgetrocknet an.«
    »Stimmt«, sagte Emily.»Aber du lässt den Deckel liegen, ja?«
    »War vielleicht gar kein Brunnen. Vielleicht war das ein Verlies, in das sie ihre Feinde geworfen haben. Die konnten dann dort verfaulen und verrotten. Ja, das war’s wahrscheinlich. Wir bräuchten eine Fackel.«
    »Lass uns lieber mal nachschauen, was Simon macht.« Emily wusste, dass es keinen nachvollziehbaren Grund dafür gab, aber sie wollte Marcus unbedingt aus diesem düsteren Raum rauskriegen, weit weg von dem Gitter. Ob es ein Brunnen oder ein Verlies war, spielte keine Rolle. Das finstere Loch führte an einen Ort, an dem die Gebeine eines Menschen fern von aller Welt und dem Sonnenlicht vermodern konnten, für immer und ewig vergessen.
    »Was macht ihr denn da?« Als sie sich dem hellen Licht des Eingangs näherten, versperrte ihnen plötzlich Simons dunkler Umriss den Weg. »Kommt mit! Ich zeig euch, was ich entdeckt hab. Besser als hier drin!«
    Sie traten in das blendende Weiß des verschneiten Innenhofs hinaus.
    »Hier entlang.« Simon deutete auf einen dunklen Torbogen am Ende der Mauer.
    »Was denn?« Marcus hielt sich die Hand vor die Augen, weil ihn der Schnee blendete.
    »Lass dich überraschen! Und du, Em, erinnerst du dich?«
    »Kein blasser Schimmer. Ist schon zu lang her.«
    Simon stapfte los, und Emily folgte ihm, aber Marcus rührte sich nicht von der Stelle. »Geht schon mal vor«, sagte er. »Ich muss mir erst das da anschauen.«
    Emily drehte den Kopf nach ihm um, aber Marcus war schon halb bei dem Holzschuppen. Simon beachtete ihn nicht weiter. Er ging durch den Torbogen, dann folgte ein kurzer, ziemlich düsterer Gang, der zu einer Wendeltreppe führte. Sie begannen, die schmalen Stufen hochzusteigen, ihre Füße scharrten auf dem Stein. Nach mehreren Umdrehungen kamen sie an einer Art Plattform vorbei, von der überwölbte Gänge wegführten, doch Simon kletterte immer weiter, bis sie schließlich in das nächste Stockwerk gelangten. Links öffnete sich ein Gang, der durch ein Gitter mit Vorhängeschloss versperrt war. Höher ging es auch nicht mehr, weil dort ebenfalls ein Gitter angebracht war. Doch rechts war eine Tür aus hellem Holz.
    »Mach auf«, sagte Simon.
    Emily drückte die Klinke herunter, es kamen zwei Stufen und dann war sie in einem richtigen Zimmer.
    »Oh«, rief sie aus. »Wie wunderschön!«
    Der Raum war

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