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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Feuer angemacht«, tadelte Emily ihn. Sie schnitt sich ein Stück von dem Cheddar ab. »Wir wollen alles brüderlich teilen.«
    »War doch nur Spaß.«
    »Ich weiß schon, dass das mit den Dosen keine so gute Idee war, aber ich musste mich so beeilen«, sagte Simon. »Es war der reinste Albtraum. Meine Brüder waren misstrauisch, wollten wissen, wo ich vorgestern und gestern war. Ich konnte sie nur schwer abschütteln. Hingen alle in der Küche rum und stellten mir blöde Fragen.«
    »Sie ahnen bestimmt, dass du mit uns zusammen bist«, sagte Emily mit vollem Mund.
    »Hat Carl dir inzwischen verziehen?«, fragte Marcus.
    »Ach, der findet dauernd einen neuen Grund, um mich zu verprügeln. Schmeiß mal die Chips rüber. Carl hat jetzt andere Sachen im Kopf. Nein, Neil ist viel schlimmer – er reitet ständig darauf herum.«
    »Das Feuer brennt schön«, sagte Emily.
    »Kann ich mal den Senf haben, wenn du ihn nicht mehr brauchst?«
    »Ein Sandwich mit Truthahn, Cheddar und Senf? Marcus, das gehört sich verboten!«
    »Das ist ein Festmahl wie für einen König«, sagte Marcus. »Und so soll es auch sein. Ich wette, das ist das großartigste Bankett hier seit 1313.«
    »Seit 1313?«
    »Das war das Jahr, in dem König Edward hier weilte. Steht alles da drin -« Er zeigte auf das Buch, das neben ihm aufgeschlagen lag. »Hab ich aus dem Schuppen da unten. Da kann man jede Menge Geschichten über die Burg lesen und ich sag euch, es sind Sachen passiert... Edward war auf königlicher Rundreise durch sein Reich, stattete auch dem Herzog – an seinen Namen kann ich mich nicht erinnern – einen Besuch ab und aß ihm buchstäblich die Kleider vom Leib. Das Fest, das ihm zu Ehren veranstaltet wurde, dauerte eine ganze Woche. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was sie da alles vertilgt haben: Dutzende von Kühen, Schafen und Schweinen, alle am Spieß gebraten – wir müssen uns morgen unbedingt die Küche ansehen -, außerdem Wachteln, Reiher und – das müsst ihr euch auf der Zunge zergehen lassen – sogar einen Pfau! Sie haben ihn gegart, mit Fett übergossen und dann mit seinen eigenen Schwanzfedern geschmückt. Und einen Bären gab es auch noch und -«
    »Sie haben Bären gegessen? Wie grässlich!«, stieß Emily hervor.
    »Das hast du erfunden«, sagte Simon.
    »Oh, Mann«, stöhnte Marcus. »Es war ein Tanzbär! Er war zur Unterhaltung da! Er hat getanzt, während alle im großen Rittersaal gespeist haben.«
    »Cool«, sagte Simon.
    »Ich find das grässlich«, sagte Emily. »Armer Bär.«
    »Der König und sein Hofstaat hatten so großen Hunger, dass der Herzog nach einer seiner Burgen jenseits des großes Moors schicken musste, um noch mehr Speisen herbeizuschaffen. Es hat ihn zum armen Mann gemacht. Und wisst ihr was? Der König war ihm noch nicht mal dankbar dafür. Ein paar Jahre später hat er die Burg beschlagnahmt, sie jemand anders geschenkt und den Herzog nach Frankreich verbannt. Nicht gerade fair, oder?« Er machte eine Pause, um Atem zu holen und gierig in sein Sandwich zu beißen.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Emily.
    »Alles zusammenfantasiert«, sagte Simon. »Ein Pfau! Wer isst so was denn?«
    »Das interessiert mich eben«, sagte Marcus und kaute weiter. »Da sind echt Wahnsinnsgeschichten drin. Ein paar sind richtig gruselig. Es gibt eine, wo... Aaaaah! Uuuuuuuh!« Er krümmte sich zusammen und rieb sich die tränenden Augen.
    »Das wird dir eine Lehre sein«, sagte Simon. » Senf mit Cheddar . Trink etwas Wasser.«
    »Und deine Brüder leben alle noch bei euren Eltern, Simon?«, fragte Emily. »Hat keiner Arbeit?«
    »Nein. Bis die Kneipen aufmachen, hocken sie zu Hause rum. Ist ein bisschen voll bei uns. Wir haben zu dritt ein Zimmer. Pauline hat ein eigenes, weil sie ein Mädchen ist. Man hat nie seine Ruhe.«
    »Bei mir ist es eher umgekehrt«, sagte Emily mit finsterer Miene. »Wieder besser?«
    »Meine Nasenhärchen sind alle weggeätzt. Ich schwör’s euch. Ich werd nie mehr riechen können.«
    »Was? Und wie du riechst!«, sagte Simon und rümpfte die Nase. »Glaub mir, manche Dinge ändern sich nicht.«
    » Hahaha . Und außerdem ist ein Stück Truthahn in meinen Schlafsack gerutscht.«
    »Dann gibt es nur dich, Em?«
    »Es gibt nur mich.«
    »Was macht dein Vater?«
    »Er ist Buchhalter.«
    »Ohlala!«
    »Nicht wirklich aufregend. Und dein Vater?«
    »Nichts. War früher in der Landwirtschaft. Kennst du Miller? Da hat er gearbeitet. Bis dann das mit seiner Hand passiert ist.

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