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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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flach bis weit in die Ferne erstreckte. Alles war voller Schneematsch. Ein trostloser Anblick, der sie traurig machte. In dieser Richtung weiterzugehen, hatte sie keine Lust. Sie kehrte um, durchquerte das Dorf, bis sie auf der anderen Seite war, und wanderte dann die Landstraße entlang, in den Wald hinein.
    Durch die Bäume sah sie in einiger Entfernung ein mächtiges Gebilde aus grauem Stein aufblitzen. Es zog sie an, und sie ging näher heran, näher, als sie das vorgehabt hatte. Sie kam an eine Stelle, von der aus sie alles sehen konnte, die ganze Burg, die dicken Mauern, die Zinnen, die Türme. Sie versuchte herauszufinden, auf welchem Turm sie um Mitternacht gestanden hatten, und kam zu dem Schluss, dass es der vorne gewesen sein musste, der Einzige, der noch ziemlich vollständig erhalten war.
    Es war ein milder, aber stürmischer Tag. Der Schnee, der immer noch auf den Ästen lag, rutschte langsam und schwer herunter, und der Wald ringsum war von einem leisen Plätschern und Rauschen erfüllt. Emily war es warm geworden, ihre Wollmütze juckte. Sie nahm sie ab und kratzte sich am Kopf.
    Als sie sich umdrehte, um wieder nach Hause zu gehen, sah sie Simon aus einem Dickicht von Stechpalmen auf der anderen Straßenseite auftauchen. Er blickte verstohlen nach rechts und links.
    Emily pfiff. Simon zuckte zusammen.
    »Was ist los mit dir? Schlechtes Gewissen?«
    Er kam zu ihr herüber. »Du schaust schlecht aus.«
    »Danke.’ne schlimme Erkältung. Hör mal -«
    »Tut mir leid wegen letztem Mal. Ich war einfach müde.«
    »Ich auch. Tut mir auch leid. Und – was treibt dich hierher?«
    »Das Gleiche wie dich.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Ich mach nur’nen kleinen Spaziergang.«
    Er musterte sie. »Wirklich?«
    »Ja! Ich bin das erste Mal wieder an der frischen Luft. Aber was treibt dich hierher?«
    Er warf einen kurzen, schnellen Blick auf die Straße – es war niemand in Sicht – und holte dann tief Luft. »In der Burg geht irgendwas vor sich«, sagte er. »Jedenfalls war da gestern Abend was. Ich bin um sechs Uhr hier gewesen.« Hastig fügte er hinzu: »Aus keinem besonderen Grund. Ich wollte nur mal raus und meine Ruhe haben. War natürlich schon dunkel. Ich hatte meine Taschenlampe dabei, aber als ich aus dem Wald herausgekommen bin, hab ich sie ausgemacht. Wie auf dem Turm. Und da hab ich es gesehen. Ein Licht in der Burg.«
    »Was? Wo denn?«
    »Siehst du den Turm da vorn, auf dem wir waren? Dann die Fenster ein Stück weiter unten? Da war es. Einen Augenblick lang. Ein schwacher Lichtstrahl. Eine Minute später hab ich das Licht noch mal gesehen, es ist an dem großen Fenster ein paar Meter weiter entlanggewandert. Ein schwacher gelber Schein, der sich nach rechts bewegt hat. Dann war es plötzlich verschwunden, als hätte es jemand ausgeknipst.«
    Emily runzelte die Stirn. »Und was glaubst du, wer das gewesen ist?«
    »Eins weiß ich ganz sicher, der Geist von dem Abt war es nicht.«
    »Könnte Harris gewesen sein«, sagte Emily plötzlich. »Vielleicht hat er das Chaos bemerkt, das wir hinterlassen haben, und hat sich auf die Lauer gelegt. Hätte ja sein können, dass wir zurückkommen. Er hat bestimmt ein paar Stunden gewartet, um sicher zu sein, dass wirklich alles ruhig war.«
    »Hab ich auch schon dran gedacht. Wäre möglich. Aber ich glaub nicht, dass er es war.«
    »Warum?«
    »Weil ich auf dem Rückweg am Haus von Harris vorbei bin und mich rangeschlichen habe. Kann man gut machen, bei dem ganzen Gebüsch hier.« Er deutete auf das Stechpalmendickicht, aus dem er aufgetaucht war. »Und ich sag dir, er war zu Hause. Die Vorhänge waren fast alle zugezogen, aber ich hab gesehen, wie seine Frau die Teller vom Abendessen in die Küche zurückgetragen hat.«
    »Und ihn hast du nicht entdeckt?«
    »Nein. Aber mal ehrlich, sie hätte doch sonst mit dem Essen gewartet.«
    »Da hast du recht. Wenn es also nicht Harris war...« Emily beendete den Satz nicht.
    Simon schaute sie an. »Richtig.«
    »Aber wie ist er reingekommen?«
    »Hab ich mich auch gefragt. Ohne Seil schafft er es nicht. Niemals.«
    »Vielleicht ist es jemand anders.«
    »Na klar, alle aus dem Dorf drängeln sich nur so. Wollen unbedingt in die Burg einbrechen. Es kann nur Marcus sein, Em. Er muss irgendwas herausbekommen haben. Vielleicht hat er einen Mauerspalt gefunden, durch den er sich gequetscht hat. Da hat er uns nicht mehr gebraucht.«
    »Findest du, das passt zu ihm?« Emily trat mit ihrem Stiefel gegen einen

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