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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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kriegen?«
    »Okay, und wo soll ich hin?«
    Simon zuckte mit den Achseln. »Weiß ich nicht. Zu irgendwelchen Verwandten?«
    »Na klar.« Marcus sprach mit einer Fistelstimme. »›Der arme Nick, es war so schwer für ihn. Sei ein guter Junge, Marcus. Sei ein braver Sohn... ‹ Du machst wohl Spaß. Sie vergöttern ihn.«
    »Hmmmm. Dann weiß ich auch nicht. Schwierig. Hast du noch’ne Idee, Em?«
    Emily blickte ihn an. Es herrschte Schweigen. Sie saßen alle drei da, starrten in unterschiedliche Ecken und lauschten dem Summen des Heizgeräts. Schließlich hatte Marcus genug.
    »Okay«, sagte er. »Im Augenblick bin ich jedenfalls hier in der Burg und ich hab meine Zeit bisher nicht vergeudet. Ich muss euch was zeigen, was ich entdeckt habe. Es ist großartig. Kommt mit!«
    Er sprang mit einer Energie auf, die weder Emily noch Simon aufbringen konnten, und öffnete die Tür. Ein eiskalter Wind blies in die warme Hütte und trieb sie hinaus. Sie stolperten hinter ihm her über den Burghof bis zu einer Öffnung, die Emily noch nicht aufgefallen war. Sie führte zu einer breiten Wendeltreppe, die Marcus hinaufstürmte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Die beiden anderen schlurften hinterher. Ein Stockwerk höher war die Vorhalle zum Rittersaal. Die Tür zur Eingangstreppe stand immer noch offen. Emily hatte sie aufgestoßen, als sie hinuntergestürmt war.
    »Diese Tür schließt zwar«, sagte Marcus und führte es vor, »aber es gibt kein Schloss, um sie abzusperren. Sie lässt sich jederzeit öffnen. Die andere aber...« Er eilte die Stufen bis zur zweiten Tür in der Mitte der Treppe hinunter. Sie stand ebenfalls offen. Marcus gab ihr einen Stoß, sodass sie zufiel. »Schaut euch das an.«
    Er deutete auf zwei senkrechte, rechtwinklige Vertiefungen im Stein der Türpfosten auf beiden Seiten, ziemlich genau in der Mitte.
    »Was glaubt ihr, was das ist?«, fragte er.
    Emily schüttelte den Kopf, aber Simons Augen leuchteten auf.
    »Ich weiß es«, sagte er. »Das ist für einen Balken. Um die Tür zu verriegeln.«
    Marcus nickte aufgeregt. »Genau! Für einen Sperrriegel. Man schiebt dort einen dicken Balken rein, von einem Türpfosten zum anderen, und dann kann die Tür von außen nicht mehr geöffnet werden. Man bräuchte einen Rammbock, um sie aufzubrechen.«
    »Na und?« Emily beeindruckte das nicht sehr.
    »Kapierst du denn nicht? Hier ist die einzige Schwachstelle der Burg, jedenfalls für mich. Harris oder irgendwer sonst, der einen Schlüssel hat, kann jederzeit die Eingangstür aufsperren und hereinspazieren. Aber wenn ich hier einen Balken anbringe, kann ich verhindern, dass sie in das Gebäude kommen. Sie würden im unteren Teil der Treppe feststecken.«
    »Unter den Gusslöchern«, sagte Simon. Ein breites Grinsen überzog langsam sein Gesicht.
    »Ganz genau. Es wird nicht so weit kommen, denn ich werde aufpassen, dass mich hier keiner entdeckt. Aber wenn es Ärger geben sollte, hab ich den Balken für die Tür bereit.«
    »Wo willst du den hernehmen?«
    »Von der Hütte. Die Holzbretter haben genau die richtige Länge. Ich hab das schon überprüft – sie würden genau passen. An der Rückseite gibt es ein paar, die ziemlich locker sind. Ich könnte sie rausreißen, wenn es drauf ankommt.«
    »Wenn du das richtige Werkzeug hättest.«
    »Hab ich. Hab von Dad ein paar Sachen mitgehen lassen. Leatherman, Hammer, Zange, so’n Zeug.«
    Simon pfiff anerkennend. »Gut überlegt.«
    »Ich geh jetzt«, sagte Emily plötzlich. »Du kannst ja noch bleiben, wenn du willst, Simon.« Sie drehte sich um und stieg die Treppe hoch.
    »Wo willst du hin, Em?«, fragte Marcus und ging ihr nach. »Ich muss dir noch so viele Dinge zeigen.«
    »Kein Interesse. Mir reicht’s.«
    »Em -«
    »Tut mir leid, Marcus. Bleib hier, so lang du willst. Das ist deine Sache.«
    Sie war wieder in der Vorhalle des Rittersaals angelangt. Marcus und Simon kamen dicht hinter ihr die Treppe hoch.
    »Kein Problem, ihr müsst mich nicht begleiten«, sagte sie schroff. »Ich kann ganz gut allein am Seil runterklettern. Macht ruhig mit euren Spielchen weiter. Ich wünsche euch dabei viel Spaß, aber ich kehre jetzt lieber in die wirkliche Welt zurück, wenn ihr nichts dagegen habt.«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Mach, was du willst.« Er sprang auf den niedrigen Absatz unterhalb des Fensters und blickte durch den schmalen Fensterschlitz hinaus. »Ich fühl mich hier wohl.«
    Emily schaute zu Simon. »Was ist mit dir?«
    Er schwieg,

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