Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
hatten. Ein paar Konservenbüchsen und den Dosenöffner hab ich auch dabei, was dich bestimmt freuen wird, Simon. Ich hätte auch noch was vom Frühstück mitnehmen können – Eier, Schinkenspeck, Tomaten -, aber das wollte ich mir alles später kaufen. Deshalb hab ich die Sachen ins Spülbecken gekippt und dann noch Bohnen mit Tomatensoße darüber, richtig heftig. Danach bin ich ins Zimmer meines Vaters hoch, wo seine Jacke mit dem Geldbeutel über einem Stuhl hing. – Geht’s dir auch gut, Em?«
    »Ja. Erzähl weiter.«
    »Es waren zwanzig Pfund drin. Das würde nie reichen. Aber die Kreditkarte steckte daneben und damit hat Dad mal’nen großen Fehler gemacht. Weil er nämlich so superfaul ist, hat er mich losgeschickt, um für ihn am Automaten Geld zu holen. Deshalb weiß ich seine Geheimnummer. Solche Sachen vergess ich nicht. Ich hab die Karte und die zwanzig Pfund genommen und die Münzen hab ich zu dem Rest in die Spüle geschüttet. Dann bin ich weg. Den Rucksack hatte ich dabei, aber meinen lausigen alten Schlafsack hab ich dagelassen. Bin in die Stadt, zum Bankautomaten, und hab ein paar hübsche Einkäufe bei Safeway und im Outdoorgeschäft gemacht. Ist auch eine nette neue Taschenlampe dabei, bei der man drei Typen von Lichtstrahlen einstellen kann.«
    »Hast du auch ein neues Fahrrad?«, fragte Simon. Er blickte Marcus mit widerwilligem Respekt an.
    »Dazu hat das Geld leider nicht mehr gereicht. Hab den Bus genommen, bin ein paarmal umgestiegen. War erst am Nachmittag hier.«
    »Und wie bist du reingekommen?«
    »Heißt das, dass du hierbleiben willst?«, rief Emily dazwischen.
    »Warum nicht? Zu meinem Vater geh ich nicht zurück und auf der Straße will ich auch nicht pennen. Hier hab ich alles, was ich brauche, nur Wasser gibt es keins, aber ich kann ja Schnee schmelzen. Ich hab mir Bücher mitgebracht, alles, was ich zum Feuermachen brauche... Holz kann ich im Wald sammeln. Ich muss nur ab und zu einen kleinen Ausflug ins Dorf machen, um mir was zum Essen zu kaufen, das ist alles. Und selbst das brauche ich eine ganze Weile noch nicht zu tun. Aber ich muss mir natürlich sicher sein, dass ihr zwei mich nicht verraten werdet.«
    »Sie werden dich trotzdem bald schnappen, Marcus«, sagte Emily.
    »Du bist eine richtige Spielverderberin, Em, weißt du das? Mein Vater hat nicht die geringste Ahnung, wo ich bin. Ich hab niemandem außer euch was erzählt und die Burg ist bis März geschlossen. Harris geh ich einfach aus dem Weg. Seine Route kenne ich schon ganz genau.«
    »Aber wie bist du reingekommen?« Simon gab nicht nach.
    Marcus lachte. »Das war einfach! Harris hat mich reingelassen!«
    »Du machst Witze!«
    »Nein, aber ich hatte Glück. Ich hatte gerade meine Sachen unter der Hecke versteckt – und war ziemlich froh, sie mal kurz loszuwerden! Hab mir fast’nen Bruch gehoben, als ich das alles vom Dorf hierhergeschleppt habe. Ich hab mich etwas umgeguckt und überlegt, ob ich dich noch mal anrufen soll, Em. Da -«
    »Also warst du das wirklich! Warum hast du nichts ausrichten lassen oder es noch mal probiert?«
    Marcus zuckte mit den Schultern. Sein Trekkinganorak knisterte. »Keine Ahnung, warum ich dich überhaupt angerufen habe«, sagte er. »Es war kurz bevor ich von zu Hause weg bin. Ich war so nervös und durcheinander, und ich hatte keine Ahnung, wie ich in die Burg reinkommen sollte. Ich hab halb daran gedacht, dass du und Simon, also dass ihr das Seil vielleicht wieder anbringen könntet. Aber als ich dich dann nicht erwischt habe, hab ich’s mir anders überlegt und beschlossen, einfach herzukommen und erst mal die Lage zu checken. Ich wollte euch da nicht mit hineinziehen, wenn es nicht unbedingt nötig war.«
    Simon warf Emily einen typischen »Ich hab’s dir doch gesagt«-Blick zu.
    »Aber egal«, fuhr Marcus fort, »ich war jedenfalls gerade wieder bei meinen Sachen, als ich Harris auf der Brücke gesehen habe. Ob er in die Burg hineinwollte, um dort seine Runde zu drehen, wusste ich nicht, aber ich musste meine Chance nutzen, deshalb bin ich schnell unter der Hecke durch und ihm in sicherer Entfernung hinterher. Ich war beim Torhaus, als ich merkte, dass er tatsächlich auf den Hauptbau zusteuerte und – haltet euch fest! – dann hat er vor meinen Augen die Eingangstür aufgesperrt und ist hineingegangen.
    Das war die große Gelegenheit für mich! So schnell ich konnte, rannte ich zum Turm und spähte um die Ecke. Die Tür stand einen Spalt offen. Noch lange zu zögern,

Weitere Kostenlose Bücher