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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Wasser tropfen zu hören. Hier konnte sie sich vielleicht verstecken, ganz hinten in die dunkelste Ecke geduckt. Vielleicht würde er sie nicht entdecken, vielleicht würde er seine Suche aufgeben und fortgehen.
    Sie huschte, so schnell sie konnte, durch den finsteren Raum, aber vorsichtig, um auf den unebenen, glitschigen Steinplatten nicht auszurutschen.
    Schritte am Eingang, die Stimme eines Mannes, schroff und wütend.
    »Ich hab dich gesehen! Bleib, wo du bist!«
    Emily würgte es im Hals, sie stolperte weiter. Schnelle Schritte verfolgten sie. Ihre Stiefel traten auf herumliegende Mauerbrocken; sie wäre fast hingefallen. Hinter ihr wurden die Schritte langsamer – der Feind merkte ebenfalls, dass das Fortkommen hier schwierig war. Emilys linker Fuß stieß gegen etwas Hartes, Unbewegliches aus Metall. Das Gitter über dem Brunnen. Sie machte einen Bogen darum und dann hatte sie den hintersten Winkel des Raums erreicht.
    Es ging nicht mehr weiter. Sie drehte sich um. Die unförmige schwarze Gestalt näherte sich ihr. Der Feind hatte sie entdeckt und würde sie nicht mehr entkommen lassen. Sie saß in der Falle. Weglaufen war sinnlos.
    Plötzlich ein Geräusch, ein Schrei, ein Rumpeln und die Gestalt sank zu Boden. Einen Augenblick lang war Emily unsicher, was geschehen war. Dann dämmerte es ihr, und sie sprang schnell davon, an dem Brunnengitter vorbei, wo der Mann sich den Fuß zwischen den Eisenstäben eingeklemmt hatte, über die herumliegenden Mauerbrocken und die unebenen, glitschigen Steinplatten zum Türbogen, durch den der Schnee hereinwehte, hinaus in den Sturm.
    Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wind und den Schnee, den Kopf weit nach vorne gebeugt, und kümmerte sich nicht darum, wohin sie ging. Das wirbelnde weiße Chaos umfing sie, dann tauchte ein anderer Mauerbogen vor ihr auf, und schon war sie hindurch, erst ein schmaler Gang, danach eine Wendeltreppe, die nach oben führte.
    Aus unterschiedlichen Richtungen waren Rufe zu hören. Sie drangen bis zu Emily, bis in ihre Panik, bewirkten, dass sie langsamer wurde. Sie zitterte am ganzen Körper, war nass geschwitzt, ihre Haare klebten am Kopf. Sie stieg die Wendeltreppe hoch, lauschte auf jeden Laut. Aber sie hielt nicht an. Wenn sie dem Feind geradewegs in die Arme lief, dann hatte sie Pech gehabt – aber sie würde um nichts in der Welt noch einmal in die Hölle aus Schnee und Finsternis zurück, wo jene wütende schwarze Gestalt hinter ihr her war.
    Hinter der nächsten Biegung kam die Ecke eines vertrauten Raums in Sicht – die Vorhalle zum Rittersaal, von der man die Haupttreppe hinunter und in das Säulenzimmer gelangen konnte. Der Raum war leer, aber ganz in der Nähe waren Stimmen zu hören und dann ein wiederholtes Hämmern.
    Wo konnte sie hin? Wo konnte sie sich verstecken?
    Von dort aus hatte sie mehrere Möglichkeiten: Haupteingang, Säulenzimmer, Küche, Mauerumgang, Turm. Der Turm und die Küche waren beides Sackgassen, der Eingang war blockiert, auf den Mauerumgang kletterten von unten die Polizisten herauf und das Säulenzimmer -
    Hörte sie da nicht unter sich Schritte auf den Stufen?
    Emily entschied sich rasch. Hastig stieg sie die letzten Stufen hoch und betrat die Vorhalle. Das Hämmern und Klopfen kam von der Eingangstreppe – jemand war damit beschäftigt, den Balken zu entfernen, damit die Einsatztruppen den Weg frei hatten. Doch dahin wollte Emily nicht, sie wollte auch nicht den Gang entlang in das Säulenzimmer. Und sie wollte auch nicht hoch auf den Turm.
    Blitzschnell durchquerte sie die Vorhalle und verschwand durch den Türbogen in die Küche.
    Sie hockte sich vor den letzten und kleinsten der drei Backöfen, die dort in die Wand eingemauert waren. Die Öffnung, die irgendwie an ein großes Abflussrohr erinnerte, befand sich knapp über dem Boden. Das Innere war aus dunkelroten Ziegelsteinen.
    Emily streckte die Arme vor und krabbelte in den Ofen hinein, so schnell sie konnte. Sie zog sich auf den Ellenbogen nach vorne, ihr aufgeschlagenes Knie tat ihr weh, doch sie achtete nicht darauf. Mit den Schultern war sie schon durch die Öffnung, aber bei ihren Hüften dauerte es etwas, bis sie sich durchgequetscht hatte. Als sie sich drehte und wand, musste sie an die Hexe von Hänsel und Gretel denken, die auch in einen Ofen gekrochen und dort verbrannt war. Noch ein letzter Ruck und sie hatte es geschafft.
    Im Innern war der Backofen plötzlich überraschend geräumig – groß genug, dass sie sich umdrehen

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