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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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Hauptverkehrsader«, sagte ich.
    Scarsdale nickte. »Ausgezeichnet, Plowright«, sagte er. »Ich bin zu genau der gleichen Schlussfolgerung gekommen.«
    Er wandte sich um und sah mich in der bläulichen Düsterkeit der Kontrollkammer an.
    »Bisher hatten wir natürlich noch keine Gelegenheit, zu Fuß genauere Beobachtungen anzustellen, aber es gibt seltsame Symbole, die an den Kreuzungen der Tunnel angebracht sind.
    Sie sind auf seltsamste Art und Weise eingeritzt worden. Da sie hoch oben an den Wänden liegen, und keinerlei Beleuchtungseinrichtungen wie etwa Fackeln oder
    Kohlenbecken erkennbar sind, kam ich zu der Annahme, dass die früheren Bewohner dieses Ortes blind waren und sich kriechend durch die Gänge tasteten.«
    Die Worte des Professors und die Umstände, unter denen sie geäußert wurden, weckten solch unangenehme Assoziationen, dass Fahrzeug Nummer eins stark ins Schlingern geriet. Noch bevor der Professor mich ermahnen konnte, hatte ich die Steuerung wieder unter Kontrolle.
    Eine derartige Mutmaßung war mir nicht in den Sinn gekommen, doch sie beschwor eine Reihe äußerst lebendiger Bilder herauf. Später sollte ich bedauern, dass Scarsdale mich unaufgefordert ins Vertrauen gezogen hatte. Feigerweise war ich sogar froh, dass Van Damms Fahrzeug am nächsten Tag vorausfahren sollte. Dann hofften wir, den unterirdischen See zu erreichen, von dem Scarsdale gesprochen hatte.
    Für diesen Nachmittag hatten wir keine allzu lange Fahrt geplant, da wir vorhatten, etwas umfangreichere
    Vorbereitungen für das Nachtlager zu treffen. Wir konnten natürlich kein Feuer machen, selbst wenn es Treibholz gegeben hätte, und es wäre sinnlos gewesen, sich außerhalb der Traktoren aufzuhalten, solange wir sicher in ihnen schlafen konnten. Von der Mittagspause hatte ich noch ein Sandwich übrig, da ich aufgrund der Aufregung angesichts unserer Umgebung wenig gegessen hatte. Während ich den
    Dosenschinken mampfte und mich gelegentlich mit heißem Tee aus der Thermoskanne stärkte, den wir uns jeden Morgen beim Frühstück zubereiteten, hantierte ich unsicher mit den Hebeln.
    Wenn er nicht den vor uns liegenden Tunnel betrachtete, war der Professor am Kartentisch eifrig mit einigen seiner rätselhaften Bücher und Dokumente beschäftigt. Erneut fielen mir sein getipptes Exemplar der vorzeitlichen, blasphemischen Ethik von Ygor und die höchst abstrusen Berechnungen auf, die Van Damm als Trone-Tafeln bezeichnet hatte. Sein Umgang mit diesen Ziffern und den anderen Sachen, mit denen der Kartentisch übersät war, überstiegen meine Kenntnisse.
    Möglicherweise hatte mich der Professor eben deshalb als seinen Begleiter im Traktor ausgesucht, weil ich über die Denkweise eines Laien verfügte und er seine Gedanken in Worte fassen und meine gelegentlich etwas naiven Reaktionen testen konnte. Mit Van Damm hätte er sich, öfter als nicht, auf verbale Auseinandersetzungen einlassen müssen, bei denen sich diese beiden hochgebildeten Geister einander gewachsen zeigten.
    Nun saß er da, die mit Lederflicken verstärkten Ellbogen fest auf den Tisch gestützt, die breiten Schultern hochgezogen, und studierte die Zeichen vor sich. Gelegentlich zitterte er, als sei er über die Maßen verzweifelt. Schließlich legte er den Stift beiseite, setzte sich in seinem Stuhl auf und sah mich an.
    »Ich denke, wir können genauso gut Schluss machen, Plowright«, sagte er. »Sie müssen das ermüdend finden, und letztendlich haben Sie bisher den größten Teil der Routinearbeit übernommen.«
    Ich warf einen kurzen Blick auf die Kilometerstandsanzeige und schüttelte verwundert den Kopf – trotz unseres Schneckentempos am Nachmittag hatten wir heute nicht weniger als 115 Kilometer zurückgelegt. Ich rechnete im Kopf nach, dass die längste Straße der Welt, die in Russland liegen soll, in unseren Tunnel neun oder zehn Mal hineingepasst hätte. Ich konnte mir die hochentwickelte Technik und Ausrüstung einfach nicht vorstellen, die nötig war, um am Anbruch der Zeit so etwas zu bauen. Als Scarsdale wieder sprach, ignorierte ich meine naiven Selbstzweifel.
    »Bitte geben Sie das Signal.«
    Ich drückte auf den Knopf, und die elektrische Hupe auf dem Traktordach heulte mit schockierender Heiserkeit durch den Tunnel. Scarsdale bestand darauf, sie als Haltesignal einzusetzen, sei es ober- oder unterirdisch, auch wenn ich stillschweigend der Meinung war, dass das unnötig sei, denn die Funkverbindung hätte diesen Zweck genauso gut erfüllt.
    Aber

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