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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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sämtliche Gebäude und Artefakte zu kartographieren, zu fotografieren und zu untersuchen.
    Es hatte auch an ein »Urlaubssystem« gedacht, wobei immer zwei von uns für vierzehn Tage nach draußen an die frische Luft gehen würden, sowohl zur Erholung, als auch um Kontakt mit der Außenwelt zu halten. Ich hielt das für eine hervorragende Idee, denn auf mich wirkte das Leben unter der Erde bedrückend, mit dem unveränderlichen Licht und der quälenden Stille, die nur von dem schwachen Pulsieren in der Ferne unterbrochen wurde.
    Scarsdale ließ außerdem durchblicken, dass wir uns mit der Kreatur, die Holden gesehen hatte, auf dem Rückweg beschäftigen würden. Dass es davon mehrere geben könnte und dass sie uns den Rückweg in die Außenwelt abschneiden könnten, schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Allerdings war ich mir sicher, dass er sich dessen durchaus bewusst war.
    Aber aus Gründen, die nur er kannte, wollte er diese Problematik nicht näher erörtern. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass die Große Nordexpedition die Krönung von Scarsdales Lebenswerk darstellte. Entsprechend würde er sich allem entgegenstellen, was ihn an ihrer Vollendung hindern könnte. Er war entschlossen, die äußersten nördlichen Grenzen zu erreichen, wo das seltsame Herz pulsierte, dem wir uns schon so lange näherten. Zu diesem Zweck war er bereit, alle Gefahren und Schwierigkeiten zu übersehen, die sich im Kopfe eines weniger heldenhaften Mannes bedrohlich
    zusammenbrauen mochten.
    Allerdings musste ich auch die möglichen Gefahren für die anderen, unwissenden Teilnehmer der Expedition in Betracht ziehen. Es stellte sich die Frage, ob Scarsdale als Anführer das Recht hatte, das Leben seiner Gefährten auf diese Weise zu riskieren. Schlussendlich musste ich ihm dieses Recht zusprechen. Immerhin hatte er im großen Studierzimmer in Surrey jedem von uns das Gleiche gesagt und dabei die Gefahren betont, die uns erwarten würden. Nachdem wir darüber nachgedacht hatten, fällte jeder von uns die gleiche Entscheidung, die absolutes Vertrauen in Scarsdale als Kopf der Gruppe voraussetzte, in seine Integrität und seine Urteilskraft als Anführer.
    Ich musste auch an die großen Entbehrungen und bitteren Enttäuschungen während seiner letzten Reise denken, als er so weit vorgedrungen war und dann doch umkehren musste –
    unter großem Risiko für sein eigenes Leben. Ich wog all diese Fragen, Argumente und Gegenargumente ab, während wir den Rest des Tages durch das Zwielicht weitergingen, und ich kam jedesmal zur gleichen Schlussfolgerung: Wir hatten Scarsdale bisher vertraut – in meinem Falle ziemlich blind –, und entsprechend war es nur richtig, ihm weiterhin zu vertrauen, und zwar bis an die Grenze dessen, was man unter den gegebenen Umständen als Torheit bezeichnen konnte.
    Nachdem ich zu diesem Schluss gekommen war, marschierte ich mit leichterem Herzen weiter. Wir sahen und hörten auf dieser Strecke nichts, abgesehen vom Wind, der nun stärker blies und zu einer teilweise recht starken Brise auffrischte, und dem langsamen, rhythmischen, einer Ramme ähnlichen Klopfen, das immer deutlicher zu hören war. Van Damm und ich manövrierten den Handwagen über recht einfachen Boden.
    Es ging leicht aufwärts, war jedoch nicht im Geringsten anstrengend. Ich übernahm meistens das Schieben, während Van Damm vorne lief und gelegentlich die Ausrüstung festhielt.
    Scarsdale ging voran, den Revolver gezückt, während Prescott die Nachhut bildete, ebenfalls mit einer entsicherten und geladenen Waffe. Sowohl Scarsdale als auch Prescott hatten ihre Helmlampen für den Notfall eingeschaltet – nicht zuletzt, weil das vorhandene Licht, dass noch immer von der selben unfassbaren Decke weit über unseren Köpfen dunstig herabschien, nicht genügte. Unsere Umgebung veränderte sich allmählich. Die Ebene, die wir durchquert hatten, um die Galerie der Einbalsamierten zu erreichen, wurde immer schmaler, bis die Seitenwände einen nurmehr zwölf Meter breiten Tunnel bildeten.
    Hier beschloss Scarsdale, das Nachtlager aufzuschlagen, damit sich im Falle eines Alarms genügend offenes Gelände zwischen uns und möglichen Eindringlingen befand.
    Jeder übernahm eine zweistündige Wache, und wir
    verbrachten eine ungestörte Nacht. Wir hatten die Zelte nicht aufgeschlagen, sondern schliefen einfach im Freien. Van Damm hatte irgendwo eine Öllampe gefunden, saß bis weit in die Nachtstunden – wir maßen die Zeit immer noch nach Tag und

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