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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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Stunde lang sanft an, und wir hörten oder sahen nichts Ungewöhnliches. Das Pulsieren wurde nun immer deutlicher und schien nachgerade den Boden unter unseren Füßen zum Beben zu bringen. Es wurde zunehmend heller, was eine phantastische Veränderung unserer Situation bedeutete. Van Damm war der erste, glaube ich, dem dies auffiel, obwohl er es, wie es seine Art war, eine halbe Stunde für sich behielt, bis er sich absolut sicher war. All dies geschah so allmählich, dass der Boden, die Wände und unsere ganze Umgebung sich auf unseren Netzhäuten Stück für Stück abbildeten, und zwar so unmerklich, dass wir Minuten brauchten, um überhaupt zu bemerken, dass sich unsere Umgebung ›entwickelte‹, fast wie eine fotografische Platte in der Dunkelkammer.
    Ich sah, wie Holdens Gesicht im heller werdenden Licht eine zunehmend verwunderte Mine annahm. Wir hatten das Gefühl, nach Monaten im Halbdunkel neu geboren zu sein, obwohl ich schätzte, dass wir uns erst ungefähr zwei Wochen unter der Erde befanden. Aber hier konnte einem ein Tag wie ein Monat vorkommen, im schwachen Glanz des künstlichen Himmels und der zuckenden Muster, die sich im Dämmerlicht bildeten, das hier unten als Atmosphäre durchging.
    Scarsdale und Van Damm wechselten triumphierende Blicke, und mir wurde klar, dass sie eben hierauf die ganze Zeit gewartet hatten: dass die entscheidende Prämisse der ganzen Expedition, von der möglicherweise nur sie beide wussten, nun vor ihren Augen Wirklichkeit wurde, den staubigen Pergamenten, abgegriffenen Typoskripten und zahllosen Seiten abstruser Berechnungen entstiegen.
    »Die Trone-Tafeln hatten Recht, Professor«, murmelte Van Damm. Sein mageres Gelehrtengesicht wurde von seltsamen Träumen erleuchtet. »Gestatten Sie mir, Ihnen zu gratulieren, Sir.«
    Er trat unvermittelt vor und drückte Scarsdales Hand.
    Der große Mann blinzelte langsam in das heller werdende Licht, das entlang der Korridorwände leuchtete, und war sichtlich bewegt. Ich wandte mich ab und überließ sie ihrem Augenblick des stillen Triumphes. Auch die anderen beiden merkten, dass etwas Bedeutendes im Schwange war und zogen sich wie auf Kommando in eine diskrete Entfernung zurück.
    Van Damm und der Professor standen die nächsten zehn Minuten beisammen und konsultierten ihre Notizbücher und Tabellen voller Anmerkungen, bevor sie wieder zu uns kamen.
    »Wir werden Ihnen alles erklären, Gentlemen, und zwar schon bald«, sagte Scarsdale knapp. »Ich muss sagen, Sie waren alle geduldig und äußerst nachsichtig. Ich rechne damit
    – und bin sicher, dass mein Kollege mir zustimmen wird –, dass wir uns unserem Ziel nähern, dem Ende unserer langen und abenteuerlichen Reise; einem Ende, dessen bin ich sicher, das einmal zu den Epoche machenden Forschungsreisen der ersten Hälfte des Jahrhunderts zählen wird. Ich sage dies ohne Selbstüberschätzung oder übertriebene Wichtigtuerei, und ohne das Erreichte nur mir selbst zuzuschreiben. Ich selbst hätte ohne die vorbehaltlose Unterstützung eines jeden von Ihnen nichts erreichen können, und ich möchte Ihnen hier und jetzt für alles danken, was Sie bisher getan haben und noch tun werden, um diese Sache zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.«
    Es war eine für die Verhältnisse des Professors lange Rede, und er war offensichtlich gerührt. Er machte eine kurze Pause; sein Gesicht war rot angelaufen und das Licht, das auf seine ausgeprägten Gesichtszüge fiel, betonte seinen Bart, so dass er mehr denn je aussah wie der Kupferstich eines Gottes aus grauer Vorzeit, oder wie ein Wikingerkrieger aus dem Norden.
    »Eine Ehre und ein Vergnügen, mein lieber Scarsdale«, sagte Van Damm unbeholfen, stellvertretend für uns alle.
    »Nun denn«, sagte Scarsdale und kehrte zu seinem bisherigen Verhalten zurück. »Wir gehen weiter. Aber lasst uns erst eine Vorsichtsmaßnahme treffen, die der gesunde
    Menschenverstand nahe legt.«
    Er ging zum Handwagen hinüber und wühlte grummelnd darin herum. Schließlich öffnete er einen versiegelten Segeltuchsack und verteilte den Inhalt an uns. Verblüfft griff ich nach einem Paar stark geschwärzter Schneebrillen mit schweren, elastischen Riemen.
    »Ein vielleicht etwas merkwürdiger Gegenstand«, sagte der Professor.
    »Sie wundern sich möglicherweise, weshalb wir die Brillen mitgebracht haben. Sie werden es bald herausfinden. Ich habe verschiedene Theorien, aber ich weiß nicht, wie stark das Licht werden wird.«
    Diese Bemerkung versetzte unseren

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