Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Gelegenheit passend sind.« An Tilgran gewandt, fuhr er fort: »Komm, wir werden ungestört miteinander reden. Für deine Krieger wird derweil gesorgt.«
    Ein pechschwarzer Diener zerrte Buruna mit sich. Sie wehrte sich nicht.
    Das Schlafgemach des Königs spiegelte ungeheuren Reichtum wider. Schwere Stoffe zierten die Wände, den Boden bedeckten dicke, flauschige Tierfelle. Das Bett selbst verschwand fast unter einem Berg von Kissen, und wunderschön gedrechselte Säulen trugen einen Baldachin, auf dem das Wappen von Rukor prangte.
    Buruna schüttelte sich ab wie ein nasser Hund. Mit Widerwillen entkleidete sie sich und legte das Gewand an, das ihr gereicht wurde. Es bestand aus hauchdünner rosa Seide. »Wie ist dein Herr?« wollte sie wissen.
    Der Diener schien nicht zu verstehen.
    »Ich meine, ist er hart und unbarmherzig?«
    »Verzeih, Prinzessin, aber darauf kann ich dir nicht antworten.«
    »Du hast Angst? Wie lange stehst du schon in des Königs Diensten?«
    »Es ist fünfzehn Sommer her, dass er mich auf seinem Schiff nach Rukor brachte.«
    Bevor die Frau weiter in ihn dringen konnte, wandte er sich um und verließ den Raum. Buruna begann zu schluchzen, als die Tür zufiel. Ganz anders hatte sie sich den Verlauf ihrer Reise vorgestellt. Vielleicht hätte sie Lerreigens Warnungen doch nicht in den Wind schlagen sollen. Wütend auf sich selbst, warf sie sich auf das Bett; ihre Finger krallten sich in die Kissen, schleuderten sie nach allen Seiten.
    Buruna empfand Hass. Wenn sie sich vorstellte, dass dieser Mann, der im Begriff stand, sein eigenes Volk zu verraten… Niemals würde sie ihm zu Willen sein.
    Ein Zittern durchlief ihren Körper, dann sprang sie auf und hastete zur Tür, riss sie mit einem einzigen Ruck auf und – erstarrte. Zwei funkelnde Klingen überkreuzten sich vor ihr; sie spürte sogar den eisigen Luftzug, den sie verursachten. Die hämisch grinsenden Visagen der Wächter gaben Buruna den Rest. Mit den Tränen ringend, warf sie sich herum. Sie würde Eloard mit ihren Nägeln zeichnen, wenn er zu ihr kam.
    *
    Buruna musste eingeschlafen sein, jedenfalls erwachte sie davon, dass der blendende Schein einer Öllampe auf sie fiel. Im ersten Schreck richtete sie sich halb auf und schirmte ihre Augen mit den Händen ab. Dennoch konnte sie nicht erkennen, wer zu ihr gekommen war. Sie sah nur die Umrisse weit fallender Gewänder.
    »Wer bist du?«
    Ein leises, wohlklingendes Lachen antwortete ihr.
    »Ein Freund?«
    »Du kannst es so sehen.« Das war König Eloards Stimme. Buruna zuckte zusammen.
    Er stellte die Lampe auf ein Tischchen neben dem Bett. Der Lichtschein lag jetzt auf seinem Gesicht, das zernarbt war und von Wind und Wetter gegerbt. Seine Haut war die eines Seefahrers – Sonne und Salzwasser hatten sie in vielen Jahren gebräunt.
    Burunas Abneigung fand neue Nahrung, als sie in die Augen sah, die klein waren und tief in den Höhlen lagen. Eloards stechendem, beinahe grausam zu nennendem Blick schien nichts entgehen zu können. Mit unverhohlenem Interesse starrte er sie an. »Die Verhandlungen mit Tilgran haben länger gedauert, als ich annahm, aber du wirst mir die Entspannung geben, die ich nun brauche. Du bist wirklich schön, Prinzessin.«
    Im ersten Aufwallen der Gefühle wollte Buruna ihm an die Kehle springen, lediglich ein Rest von Vernunft ließ sie einhalten. Was wäre damit erreicht gewesen, wenn sie den König gegen sich aufbrachte und gleich Lamir im Verlies landete?
    »Ich bin eine Tochter des Shallad Hadamur«, begehrte sie auf. »Mich behandelt man nicht wie eine gemeine Dirne.«
    Eloard setzte sich zu ihr aufs Bett. Seine Hand strich langsam über ihre Waden. Sie ließ es geschehen. »Niemand tut das«, flüsterte der König mit vor Erregung zitternder Stimme.
    »Ich habe Durst.« Wohlig räkelte Buruna sich auf den Kissen, genau wissend, wie weit sie gehen konnte, ohne ihre ohnehin nur dürftig verhüllten Blößen vollends den bewundernden Blicken preiszugeben.
    Eloard klatschte in die Hände. »Bring Wein!« befahl er dem Diener, der darauf eintrat und sich unterwürfig nach seinem Begehren erkundigte. »Aber vom besten.«
    Buruna schenkte ihm ein aufreizendes Lächeln dafür, das mehr versprach, als sie schließlich zu halten gewillt war.
    Seine Hand wanderte höher, verharrte einige Augenblicke auf ihrem Knie.
    »Dein Gespräch mit dem Priester war anstrengend?« fragte Buruna wie beiläufig. »Ich nehme an, Tilgran hat sich bereit erklärt, das Flüchtlingsproblem

Weitere Kostenlose Bücher