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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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Blick. «Ähm… sicher. Sie haben wahrscheinlich Recht.»
    «Es ist nicht Ihre Schuld, Maura, es ist etwas, das ich ganz allein mit mir selbst ausmachen muss», sagte er, und seine Worte klangen hölzern und hohl.
    Ihr gelang ein Lächeln. «Ist schon okay.» Sie hörte sich auf einmal recht kläglich an und wendete sich zur Seite, weil ihr die Tränen kamen. «Ich bin schon ein großes Mädchen, Ulysses. Ich kann damit umgehen. Glauben Sie mir.»
    Reue schlug Grove auf den Magen. «Maura, nehmen Sie es bitte nicht persönlich.»
    Sie hob die Hand und sah ihn wieder an. Ihre Miene verhärtete sich. «Bitte. Ich komme damit zurecht. Ich nehme aber an, Sie haben nichts dagegen, wenn Sie mir weiterhin am Herzen liegen.»
    Grove lächelte. «Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.»
    Sie schwiegen, und das Piepen des Puls- und Blutdruckmonitors hallte wie Donner in Groves Ohren.
    Schließlich durchbrach Maura die Stille. «Schließen Sie sich der Menschenjagd an, sobald Sie entlassen werden?»
    Grove seufzte. «Ich? Nein… ich werde meinen Profilerjob an den Nagel hängen.»
    Sie sah ihn verdutzt an. «Was?»
    «Ich nehme meinen Abschied vom Bureau und gehe in den Frühruhestand.»
    «Sie verscheißern mich!»
    Grove blickte hinüber auf die andere Seite des Krankenzimmers. «Nein… ich bin durch damit. Vielleicht hatte Terry ja Recht. Ich bin ausgebrannt. Habe seit Jahren keinen Fall mehr gelöst. Die ruhmreichen Tage sind vorüber.»
    «Haben Sie schon mit jemandem darüber gesprochen?»
    «Noch nicht. Sie sind die Erste. Ziemliche Ehre, hä?»
    «Ulysses… warum?»
    «Warum nicht?»
    «Warum nicht? Warum nicht?» Sie stand auf und ging schnell durchs Zimmer. «Erst mal, weil Sie derjenige sind, der Ackerman aufgespürt hat. Entsinnen Sie sich noch? Ich meine… kommen Sie. Sie sind der Mann. Sie sind der…»
    «Jetzt mal langsam.»
    «Ich will nur sagen… okay, es geht mich ja nichts an… aber ich habe den Eindruck, dass Sie auf dem Höhepunkt Ihres Erfolges alles hinwerfen wollen.»
    «So sehen Sie das? Wussten Sie schon, dass man mich in Washington nur noch auslacht? Im Hoover-Gebäude bin ich nichts als ein großer Witz. Terry hatte Recht.»
    «Ulysses – »
    «Dieser ganze Sun-City-Fall, wohin der geführt hat, die Mumie, dieser Mummenschanz von althergebrachten Zyklen des Bösen. Es ist unerheblich, dass er uns zu Ackerman geführt hat. Ungehörig ist es. Verstehen Sie? Der ganze Fall ist zu einem schlechten Witz geworden.»
    Eine Zeit lang ging Maura am Fuß des Betts hin und her, überlegte und kaute dabei an einem Fingernagel. «Sind Sie sicher, dass all das nichts mit mir und diesem Artikel in der Weekly World News zu tun hat?» Sie deutete auf die Zeitschriften, die auf dem Bett lagen. «Ulysses, ich habe mit niemandem von dem Scheißblatt geredet, und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte ich niemals…»
    «Wovon reden Sie eigentlich?» Grove sah auf die Zeitschriften. «Welcher Artikel?» Sie sah ihn erstaunt an. «Sie haben es noch nicht gesehen?»
    «Was gesehen?»
    «Du lieber Gott.» Sie stand einen Moment lang wie angewurzelt da, starrte ihn an und ballte die Fäuste. Dann trat sie wieder ans Bett und wühlte in den Zeitschriften, die sie mitgebracht hatte. Dabei murmelte sie: «Ich dachte, vielleicht würden Sie darüber lachen… ich habe sogar noch ein Extraexemplar für Sie mitgebracht, wissen Sie, so zum Spaß. Aber jetzt kommt es mir so vor, als hätte ich alles vermasselt.»
    Vergraben unter den Wochenzeitschriften – Time, Newsweek, Entertainment Weekly – lag ein schwarzweißes Boulevardblatt, dessen Name THE WEEKLY WORLD NEWS in aufdringlich großen Lettern die Titelseite krönte. Grove zog es aus dem Stapel und sah es sich näher an. Die Schlagzeile verkündete marktschreierisch IMPLANTAT IN J-LOS HINTERN EXPLODIERT! – Frauentraum von bombigem Hinterteil platzt wegen Ärztepfusch!
    Grove hatte das Schundblatt oft an der Kasse im Supermarkt gesehen, wenn er in der Schlange stand, und es gelegentlich zum Amüsement in die Hand genommen, wenn eine Kassiererin besonders langsam war.
    Unten auf der Titelseite befand sich ein Kasten mit der Überschrift EXKLUSIV: GEHEIME FOTOS VON DER JAGD NACH EINEM MONSTER. Grove überflog den kurzen Text, der sich mit albernen Alliterationen schmückte: «Ulysses Grove, mysteriöser Menschenjäger vom FBI und seine mystischen Methoden». Ein paar Zeilen weiter unten posaunte der Artikel von «einem Monster auf Kriegspfad, besessen vom Geist

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