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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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Profiler hinübersah. Das Schweigen dehnte sich aus.

Kapitel 3
Zauberkästchen
     
     
     
    «Für seinen Tod können viele Dinge verantwortlich gewesen sein – eine kriegerische Auseinandersetzung, Mord, Streit um Landbesitz», mutmaßte Lorraine Mathis und ging mit eiligen Schritten in ihrem Büro auf und ab. Sie schaltete den Computer ab und schloss dann mit einem lauten Knall die Schubladen des Schreibtisches, auf dem sich die Aktenberge türmten. Die entschlossene Bewegung, mit der sie ihren Mantel anzog und sich zum Gehen bereitmachte, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie dieses Gespräch so schnell wie möglich beenden wollte. Offenbar hatte sie die Geduld mit Grove und seinem plötzlichen Interesse an den genauen Umständen, die für das Ableben des Eismannes verantwortlich waren, verloren. «Die anthropologische Seite ist ohnehin reine Spekulation», fügte sie mit einer herablassenden Handbewegung hinzu. «Und außerdem dachte ich, das sei Ihr Terrain, Agent Grove?»
    Grove saß ihr an dem Schreibtisch gegenüber und hatte die Hände auf dem Aktenkoffer gefaltet, der auf seinem Schoß lag. Er hatte ihr und den anderen nicht viel über die erstaunliche Entdeckung verraten, die er im Untersuchungsraum gemacht hatte, aber ihm blieb nicht verborgen, dass sie seine nervöse Aufregung spürten. «Ich würde gerne wissen, welche Ergebnisse die pathologische Untersuchung der Mumie bisher zutage gebracht hat», sagte er respektvoll; er wollte dieser eingebildeten Direktorin möglichst viele Informationen entlocken. «Schließlich habe ich normalerweise ein wenig früher Zugang zu Tatort und Opfer als in diesem Fall.»
    In Mathis’ stark geschminkten Augen zeigte sich keine Regung, als sie ihren Mantel zuknöpfte. «Ich werde Michael bitten, Kopien der Röntgenaufnahmen und der ersten Berichte zu machen.»
    Grove dankte ihr für das Entgegenkommen.
    Sie sah ihn an. «Wäre das alles?»
    «Ich frage mich, ob es vielleicht noch etwas anderes gibt, das sie mir über das Opfer berichten können. Den Eismann selbst», erkundigte er sich mit einem Lächeln.
    «In welcher Hinsicht?»
    Grove zog die Schultern in die Höhe. «Ich weiß nicht… vielleicht im Hinblick auf seine Herkunft… oder die damaligen Lebensumstände.»
    Mathis seufzte, als sie sich ein Paar eleganter Kalbslederhandschuhe überstreifte. Sie wirkte wie eine ungeduldige Mutter, die widerwillig die trivialen Fragen ihrer Kinder beantwortete.
    Maura County hockte neben Grove auf einem kleinen Aktenschrank und machte fieberhaft Aufzeichnungen in ihrem Notizbuch. Okuda stand ein wenig verunsichert in einer Ecke des Raums gelehnt und rieb sich fröstelnd die Hände. Das Büro, in dem sie sich versammelt hatten, befand sich auf einer der unteren Ebenen des Gebäudekomplexes. Es war eine knapp vierzig Quadratmeter große wüste Halde aus wahllos im Raum verteilten Papierstapeln und Aktenordnern, die aus den übervollen Wandregalen quollen. Die schale Luft in dem Zimmer war geschwängert von Mathis’ penetrantem Parfüm und dem Geruch nach Druckertoner. Das gleißende Licht, das von den Neonröhren an der Decke herunterstrahlte, verstärkte die nüchterne Atmosphäre.
    «Es tut mir Leid, Agent Grove», sagte Mathis schließlich, «aber mir fehlt derzeit schlicht und ergreifend die Zeit, eine private Vorlesung zu halten. Ich bitte um Ihr Verständnis: Das Finanzierungskomitee sitzt mir mit der Budgetierung im Nacken, und im Juni stehen mir Anhörungen vor dem Bureau of Land Management sowie der Gesellschaft indigener Völker bevor – ein Schiedsgericht wird dann endgültig klären, wem die sterblichen Überreste des Eismannes gehören. Ich freue mich über Ihr Interesse, doch bin ich im Moment mit anderen Problemen befasst.»
    «Das verstehe ich völlig», entgegnete Grove in besänftigendem Tonfall.
    Mathis ging hinüber zur Tür, blieb stehen und band ein Tuch um ihr graumeliertes Haar. «Ich hoffe dennoch, dass sich einige Ihrer Fragen bei diesem Besuch geklärt haben. Leider werden Sie die Leiche in Zukunft nicht mehr aus der Nähe betrachten können. Es hat zu viele Untersuchungen der Mumie gegeben, viel zu viele Temperaturschwankungen. Mein Hauptaugenmerk galt schon immer der Konservierung unseres Fundes.» Sie verabschiedete sich mit einem knappen Lächeln. «Michael wird Sie hinausbegleiten. Es war mir eine Freude, Sie kennen gelernt zu haben, Agent Grove.»
    «Ganz meinerseits», erwiderte Grove.
    Mathis wandte sich rasch um und verließ

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