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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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seinem Körper war angespannt. Die Haare auf seinen Armen richteten sich auf, und seine Kopfhaut begann wieder zu kribbeln. In eben dem Moment, als er hinter sich das Knacken des Zweiges gehört hatte, war ihm etwas eingefallen, und diese Erkenntnis legte sich wie ein riesiger Bleiklumpen auf seine Schultern, nahm ihm den Atem, raubte ihm den Mut und nahm sein Herz in einen Würgegriff.
    Es war etwas, an das er sich aus all den Berichten hätte erinnern sollen, eine Nebensächlichkeit, die ihm jetzt auf dem windumtosten Plateau gnadenlos den drohenden Tod prophezeite: der lange schlanke Gegenstand, der unter Ackermans Regenmantel auf und ab schnellte!
    Ackerman besaß einen Bogen und Pfeile.

Kapitel 16
Bodenlose Finsternis
     
     
     
    Ulysses Grove hörte vor sich zwei Geräusche in schneller Abfolge. Das erste war ein gedämpfter Schrei – so verzerrt von dem Lärm des Sturms und der Angst, die sich unzweifelhaft darin ausdrückte, dass es schwierig war, das Geschlecht der Person zu bestimmen. Diesem erstickten Klagelaut folgte beinahe augenblicklich das Bellen einer Handfeuerwaffe großen Kalibers – der Schall einer Detonation, der sich hoch in den Himmel schraubte und wie ein Überschallknall im ausklingenden Donner widerhallte.
    Die beiden Geräusche schickten Adrenalinstöße durch Groves Arterien, während er sich durch das widerspenstige Dickicht zwischen den Hemlocktannen kämpfte. Er lief noch schneller und schlug mit dem langen Lauf seines .357ers unbeholfen nach herabhängenden Zweigen und auf das drahtharte Gestrüpp. Die Forste im pazifischen Nordwesten sind Regenwälder, und auch dieser zählte dazu. Der Boden war ein verfilzter Teppich aus harzigen, modrig-glitschigen Farnen und Moosen, sodass Grove das Gefühl hatte, auf Schlittschuhen laufen zu müssen.
    Die Polizeikollegen waren irgendwo hinter Grove, riefen durch den Regen hinter ihm her und befahlen ihm umzukehren. Aber er ignorierte sie und biss sich weiter durch das Blattwerk, kämpfte sich den Hang hinauf. Ab und zu rutschte er auf nassen Baumwurzeln oder heruntergefallenen Zweigen aus oder verlor wegen seiner Waffe das Gleichgewicht. Ungefähr fünfzehn oder zwanzig Meter über sich konnte er eine schroffe Felsklippe erkennen, und in deren Richtung arbeitete er sich entschlossen vor.
    Die Geräusche waren von irgendwo dort oben gekommen, auf sie konzentrierte sich Grove. Er war völlig durchnässt und seine Kleidung fühlte sich an, als sei sie tonnenschwer, aber er missachtete sämtliche Hindernisse und eilte dorthin, wo der Schuss gefallen war. Schon einen Augenblick später hatte er den Rand des Plateaus erreicht, einen rauen Felsvorsprung mit Geröllblöcken und Wurzelwerk, das sich regennass glänzend über die Oberfläche zog.
    Er kletterte über den rutschigen Rand und auf eine kleine Lichtung aus schorfigem Fels.
    «NNNNNEIIIHH – »
    Der Ton durchdrang die Regenwand, und Grove wirbelte nach links, die Waffe wie ein Amateur vor sich ausgestreckt. Sie zitterte in seiner Hand, und von der Trommel tropfte der Regen. Grove sah, dass Zorn in zwanzig Meter Entfernung in den Schmutz gestürzt war.
    Blitze flammten auf.
    Groves erster Impuls war, zu seinem Partner zu rennen, aber etwas hielt ihn zurück, ein tief verankerter Instinkt, etwas, das irgendwo aus den Urgründen seines Reptilienhirns kam und ihm befahl: ZU BODEN ZU BODEN ZUBODENZUBODENZUBODEN!!!!
    Grove warf sich hart auf den Bauch, ein militärisches Manöver, um Deckung zu finden, das seinen Muskeln seit den Tagen der Grundausbildung nicht aus dem Gedächtnis gegangen war. Er hielt die Arme ausgestreckt, die Waffe nach vorn gerichtet, fest gegen den Boden gepresst, hatte allen Mut zusammengenommen und war bereit. Aber seine Arme schmerzten. Was zum Teufel war nur los mit seinen Armen? Warum taten sie plötzlich so weh?
    Das hier ist eine Falle, eine Falle – tu doch etwas! – TU ETWAS SOFORT!!
    Wieder ein verzerrter Schrei. Diesmal war es aber eher ein Krächzen oder auch der klägliche Versuch zu sprechen, und Grove wurde klar, dass sein Partner starb, vielleicht an einem Schock. Vielleicht verblutete er aber auch. Im Regen war es schwierig, Einzelheiten zu erkennen. Terry Zorn schien auf dem Rücken zu liegen, hatte einen Arm irgendwie linkisch erhoben und war im aufgeschossenen Kraut am Rand der Lichtung verfangen. Sein Brustkorb hob und senkte sich angestrengt, sein Hals sah dunkel und glänzend aus, als hätte jemand schwarze Farbe über ihm ausgegossen.
    Auf dem

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