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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Brandstiftung.
    Der Artikel war mit einer Büroklammer auf einer Mappe befestigt, in der Patrik die polizeiliche Ermittlung zu dem Fall fand. Er fragte sich noch immer, was die Sache wohl mit der Familie Lorentz zu tun hatte, bis er die Mappe öffnete und den Namen des zehnjährigen Sohns der Norins las. Der Junge hieß Jan, und in der Mappe lag auch ein Bericht des Sozialamtes, in dem seine Unterbringung bei den Pflegeeltern Lorentz erwähnt wurde. Patrik pfiff leise durch die Zähne. Es war noch immer nicht klar, was das mit Alex’ Tod und übrigens auch mit dem von Anders zu tun haben konnte, aber irgend etwas begann sich am Rand seines Bewußtseins zu bewegen. Schatten, die auswichen und verschwanden, sobald er den Blick darauf fixieren wollte, aber die anzeigten, daß er auf dem richtigen Weg war. Er machte sich einen Vermerk und fuhr dann mit der mühseligen Durchsicht des vor ihm liegenden Materials fort.
    Der Block füllte sich allmählich mit Notizen. Seine Handschrift war so unleserlich, daß Karin ihn immer aufgezogen hatte, er hätte lieber Arzt werden sollen, aber er selbst konnte sie entziffern, und das war die Hauptsache. Ein paar zu erledigende Punkte nahmen Form an, aber dominierend waren in erster Linie all die Fragen, die das Material aufwarf, hervorgehoben mit großen schwarzen Fragezeichen. Auf wen hatte Alex mit ihrem Festessen gewartet? Wer war der Mann, den sie insgeheim getroffen hatte und mit dessen Kind sie schwanger war? Konnte es Anders sein, obwohl er selbst das Gegenteil behauptet hatte, oder gab es jemanden, dessen Namen sie noch nicht kannten? Wie kam es, daß eine Frau wie Alex, die ein solches Aussehen, Klasse und Geld hatte, eine Affäre mit so einem wie Anders eingegangen war? Warum bewahrte Alex einen Artikel über das Verschwinden von Nils Lorentz in der Kommodenschublade auf?
    Die Liste der Fragen wurde immer länger. Patrik hatte bereits mit der dritten A4-Seite angefangen, bevor er zu den Ungereimtheiten von Alex’ Tod kam. Der Stapel mit den Papieren in Bezug auf Anders war bisher bedeutend kleiner. Früh genug würden sich die Dokumente auch dazu häufen, doch im Moment lagen dort nur etwa zehn Blätter, unter anderen das, was bei der Haussuchung in seiner Wohnung konfisziert worden war. Das größte Fragezeichen in seinem Fall betraf die Art seines Todes. Patrik markierte diese Frage mehrmals mit heftigen schwarzen Strichen. Wie hatte der Mörder oder wie hatten die Mörder ihn zu dem Haken an der Decke hochbekommen? Die Obduktion würde weitere Antworten bringen, aber soviel Patrik gesehen hatte, gab es keine Spuren am Körper, die auf einen Kampf hinwiesen, genau wie Mellberg beim morgendlichen Durchgang betont hatte. Ein schlaffer Körper erscheint ungemein schwer, und Anders’ Leiche mußte ein gutes Stück senkrecht nach oben gehoben werden, damit man den Strick am Haken befestigen konnte.
    Er mußte zugeben, daß er dazu tendierte, Mellberg ausnahmsweise einmal recht zu geben, nämlich daß hier mehrere Personen am Werk gewesen waren. Obwohl das nicht mit dem Mord an Alex übereinzustimmen schien, und Patrik hätte Gift darauf nehmen können, daß sie es hier mit demselben Mörder zu tun hatten. Nachdem er bei dieser Frage zunächst gezweifelt hatte, war er nun immer mehr davon überzeugt, daß genau das der Fall war.
    Er schaute auf die Papiere, die sie in Anders’ Wohnung gefunden hatten, und breitete sie wie einen Fächer vor sich auf dem Schreibtisch aus. Zwischen seinen Lippen steckte ein Bleistift, den er bis zur Unkenntlichkeit zerkaut hatte, und er spürte, daß sein Mund voller gelber Teilchen war. Er spuckte sie vorsichtig aus und versuchte die Reste mit den Fingern von der Zunge zu pulen. Das brachte nicht viel. Jetzt hingen die Blättchen statt dessen an den Fingern fest. Er ließ die Hand ein paarmal durch die Luft schnellen, um das Zeug loszuwerden, gab es dann aber auf und widmete sich wieder dem Papierfächer auf seinem Tisch. Nicht eins der Blätter weckte sein besonderes Interesse, und er nahm müde die Telefonrechnung zur Hand, um irgendwo anzufangen. Anders hatte sehr wenige Gespräche geführt, aber zusammen mit all den festen Kosten war die Summe dennoch ziemlich gravierend. Die Auflistung der Telefonate lag der Rechnung noch immer bei, und Patrik seufzte, als er begriff, daß er einiges an rechtschaffener Grundarbeit würde leisten müssen, um sich da durchzuarbeiten. Irgendwie war ihm heute nicht nach öden Routineaufgaben.
    Systematisch

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