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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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endlich in Gang gekommen war, aber dann dachte sie, es könnte vielleicht Patrik sein, und sprang vom Stuhl auf. Sie überprüfte ihr Aussehen schnell im Spiegel, bevor sie die Treppe hinunter zur Haustür lief. Das Lächeln auf ihren Lippen verblaßte, als sie bemerkte, wer vor der Tür stand. Pernilla sah entsetzlich aus. Sie schien zehn Jahre gealtert, seit Erica sie das letzte Mal gesehen hatte. Ihre Augen waren rot geweint und geschwollen, die Haare zerzaust, und in der Eile hatte sie wohl vergessen, sich etwas überzuziehen, und stand jetzt zitternd in einer dünnen Strickjacke da. Erica ließ sie ins Warme kommen und schlang impulsiv die Arme um sie, strich ihr tröstend über den Rücken, genauso wie sie es erst vor ein paar Stunden bei Dan getan hatte. Das ließ Pernilla den letzten Rest an Selbstbeherrschung verlieren, und sie weinte laut schluchzend an Ericas Schulter. Als sie nach einer Weile den Kopf hob, war die Wimperntusche noch weiter verschmiert, was ihr ein clowneskes Aussehen gab.
    »Entschuldige.« Pernilla schaute durch den Tränennebel auf Ericas Schulter, wo der weiße Pullover einen schwarzen Fleck bekommen hatte.
    »Das macht nichts. Kümmere dich nicht darum. Komm rein.«
    Erica legte den Arm um Pernilla und führte sie ins Wohnzimmer. Sie konnte spüren, daß Pernilla am ganzen Leib zitterte, und sie glaubte nicht, daß es nur an der Kälte lag. Eine Sekunde lang fragte sie sich, warum Pernilla wohl ausgerechnet zu ihr gekommen war. Erica war immer viel mehr Dans als Pernillas Freundin gewesen, und sie fand es etwas merkwürdig, daß Pernilla nicht lieber zu einer ihrer eigenen Freundinnen oder zu ihrer Schwester gegangen war. Aber jetzt war sie nun mal hier, und Erica wollte alles, was in ihrer Macht stand, tun, um ihr zu helfen.
    »Ich habe eine Kanne Kaffee gemacht. Willst du eine Tasse? Er steht zwar schon ungefähr eine Stunde, ist aber noch genießbar.«
    »Ja, danke.«
    Pernilla nahm auf dem Sofa Platz und schlang sich die Arme fest um den Leib, als hätte sie Angst, sie könnte auseinanderfallen. In gewisser Weise war es bestimmt auch so.
    Erica kam mit zwei Tassen Kaffee zurück. Sie stellte die eine auf den Sofatisch vor Pernilla und die andere für sich selbst hin. Dann nahm sie in dem großen Ohrensessel Platz, so daß sie der Freundin gegenüber saß. Sie wartete darauf, daß Pernilla selbst anfing.
    »Hast du es gewußt?«
    Erica zögerte. »Ja, allerdings wirklich erst seit kurzem.« Erneutes Zögern. »Ich habe Dan aufgefordert, mit dir zu sprechen.«
    Pernilla nickte. »Was soll ich tun?«
    Die Frage war rein rhetorisch, und Erica ließ sie deshalb unbeantwortet.
    Pernilla fuhr fort: »Ich weiß, am Anfang war ich nur dazu da, Dan über den Verlust von dir hinwegzuhelfen.«
    Erica fing an zu protestieren, aber Pernilla stoppte sie mit einer Handbewegung.
    »Ich weiß, daß es so war, aber ich habe gedacht, daß mit der Zeit sehr viel mehr daraus geworden ist und wir uns wirklich lieben. Wir hatten es gut miteinander, ich habe ihm völlig vertraut.«
    »Dan liebt dich, Pernilla. Ich weiß, daß er es tut.«
    Es sah nicht so aus, als hörte Pernilla ihr zu, sie redete einfach weiter und starrte in ihren Kaffee. Erica sah, wie sie die Tasse so fest umklammert hielt, daß ihre Fingerknöchel weiß wurden. »Ich könnte damit leben, daß er eine Affäre gehabt hat, und es auf eine frühe Midlifecrisis oder so was schieben, aber daß er diese Frau geschwängert hat, kann ich ihm nie verzeihen.«
    Der Zorn in Pernillas Stimme ließ Erica zurückschrecken. Als Pernilla den Kopf hob und Erica anschaute, war der Haß in ihren Augen so stark, daß es Erica eiskalt überlief und sie ihre Vorahnungen hatte. Noch nie hatte sie einen so glühenden Haß gesehen, und einen Moment fragte sie sich, wie weit Pernilla wohl gehen würde, um Rache zu nehmen. Dann verjagte sie den Gedanken ebenso schnell, wie er gekommen war. Das hier war Pernilla, Hausfrau mit drei Kindern und seit vielen Jahren mit Dan verheiratet, keine rasende Furie, die gegenüber der Geliebten ihres Mannes als Racheengel auftrat. Aber dennoch, da war ein kaltes Blitzen in Pernillas Blick, das Erica angst machte.
    »Was werdet ihr jetzt tun?«
    »Ich weiß nicht. Im Moment weiß ich überhaupt nichts. Ich mußte nur einfach aus dem Haus. Das war der einzige Gedanke in meinem Kopf. Ich konnte Dan nicht mal mehr ansehen.«
    Erica sandte dem Freund einen mitleidigen Gedanken. Er befand sich im Augenblick ganz bestimmt in seiner

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