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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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kann nicht!«
    Erica beugte sich vor und legte ihre Hand auf die seine. Ihre Stimme war ruhig und klar und ließ nichts von der Erregung erkennen, die sie im Inneren spürte.
    »Dan, du mußt. Die Polizei muß es erfahren, und du hast jetzt die Chance, es Pernilla auf deine Weise zu erzählen. Früher oder später kommen die selber dahinter, und dann hast du keine Möglichkeit mehr, es deiner Frau so zu erzählen, wie du möchtest. Dann kannst du nicht mehr wählen. Du hast doch auch gesagt, daß sie es vermutlich weiß oder zumindest ahnt. Vielleicht ist es sogar befreiend für euch beide, wenn ihr darüber redet. Wenn die Luft gereinigt wird.«
    Sie sah, daß Dan ihr zuhörte und über das, was sie sagte, nachdachte, und sie fühlte, wie er zitterte.
    »Und wenn sie mich nun verläßt? Wenn sie die Kinder nimmt und geht, Erica, was wird dann aus mir? Ohne die drei bin ich ein Nichts.«
    Erica hörte es in sich boshaft flüstern, daß er daran früher hätte denken sollen, aber stärkere Stimmen übertönten das Zischeln und sagten, die Zeit der Vorwürfe sei vorbei. Jetzt gebe es wichtigere Dinge zu tun. Sie beugte sich vor, legte die Arme um ihn und strich ihm mit den Händen tröstend über den Rücken. Das Schluchzen nahm erst an Stärke zu, verebbte dann aber langsam, und als er sich aus ihrer Umarmung löste und sich die Tränen abwischte, sah sie ihm an, daß er beschlossen hatte, das Unausweichliche nicht aufzuschieben.
    Als sie vom Kai abfuhr, sah sie ihn im Rückspiegel, wie er reglos auf seinem geliebten Kutter stand und den Blick auf den Horizont gerichtet hielt. Sie drückte ihm die Daumen, daß er die richtigen Worte finden möge. Es würde schwer weiden.
    Das Gähnen fühlte sich an, als käme es von ganz unten, von den Zehen, und würde durch den ganzen Körper aufsteigen. Nie zuvor war er so müde gewesen. Und auch nie so glücklich.
    Es war schwer, sich auf die großen Papierberge zu konzentrieren, die sich vor ihm auftürmten. Ein Mordfall brachte ungeheure Mengen von Dokumenten mit sich, und es war jetzt seine Arbeit, sie im Detail durchzugehen, um jenes kleine wichtige Puzzlestück zu finden, das die Ermittlungen weiterbringen konnte. Er rieb sich mit Daumen und Mittelfinger die Augen und atmete tief durch, um sich Energie für die Aufgabe zu verschaffen.
    Alle zehn Minuten mußte er vom Stuhl aufstehen, um sich zu strecken, Kaffee zu holen, ein bißchen auf der Stelle zu hüpfen oder sonstwas zu tun, damit er wach bleiben und sich eine Zeitlang weiter konzentrieren konnte. Mehrmals war seine Hand wie von selbst zum Telefon unterwegs, um Erica anzurufen, aber er beherrschte sich. Wenn sie genauso müde war wie er, dann lag sie noch im Bett und schlief. Er hoffte, daß dem so war. Er gedachte nämlich, falls er etwas zu sagen hatte, sie auch heute nacht, so lange es nur ging, wach zu halten.
    Ein Stapel, der gewachsen war, seit er die Papiere das letzte Mal durchgearbeitet hatte, war der mit den Informationen zur Familie Lorentz. Annika hatte offenbar, eifrig wie immer, weiter nach alten Artikeln, Notizen und allem möglichen gesucht, in dem sie genannt wurden, und hatte das dann ordentlich dem bereits Vorhandenen auf Patriks Schreibtisch hinzugefügt. Er arbeitete methodisch, frischte die Erinnerung auf, indem er den Haufen umdrehte und von unten anfing, so daß er zuerst die Artikel durchging, die er bereits kannte. Zwei Stunden später gab es noch immer nichts, was seine Phantasie angeregt hätte. Doch war da nach wie vor so ein Gefühl, daß er etwas übersehen haben mußte, etwas, das ihm die ganze Zeit zum Narren zu halten schien.
    Die erste wirklich interessante neue Information kam ziemlich weit unten im Stapel. Annika hatte eine Notiz über eine Brandstiftung in Bullaren, etwa fünfzig Kilometer von Fjällbacka gelegen, hinzugefügt. Die Notiz war aus dem Jahr 1975 und hatte fast eine ganze Seite in der »Bohuslän Tidning« beansprucht. Das Haus war in der Nacht zwischen dem sechsten und siebten Juli 1975 explosionsartig niedergebrannt. Als man das Feuer gelöscht hatte, war von dem Haus nicht viel mehr als Asche übrig, doch darin wurden die Überreste von zwei Menschen gefunden, die sich als das Ehepaar Stig und Elisabeth Norin herausstellten, die Besitzer des Hauses. Wie durch ein Wunder war deren zehnjähriger Sohn dem Brand entkommen, und man fand ihn in einem der Schuppen. Die Umstände des Unglücks waren gemäß der Zeitung suspekt, und die Polizei hielt es für

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