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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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drehte sich zu Erica um.
    »Was soll denn das bedeuten? Kommst du heute etwa ohne Essen vorbei? Ich hoffe, das läßt du nicht zur Gewohnheit werden!«
    Ein paar Strähnen seines blonden Haares lugten unter der Strickmütze vor, und er stand da, groß und stark wie ein Pfeiler. Er strahlte Kraft und Freude aus, und es schmerzte sie, daß sie ihm die Freude verderben mußte. Aber wenn sie es nicht tat, dann tat es jemand anders. Im schlimmsten Fall die Polizei. Sie redete sich ein, daß sie ihm einen Dienst erwies, wußte aber genau, daß sie sich etwas vormachte. Der Hauptgrund war, daß sie es selbst wissen wollte. Wissen mußte.
    Dan ging mit der Taurolle zum Bug, warf sie aufs Deck und kam zurück zu Erica, die am Heck an der Reling lehnte.
    Sie schaute, ohne etwas zu sehen, zum Horizont. »Ich kaufte meine Liebe für Geld, keine andere war mir geblieben.«
    Dan lächelte und ergänzte: »Sing schön mit falschen Tönen, sing dennoch schön vom Lieben.«
    Erica lächelte nicht. »Ist Fröding immer noch dein Lieblingsdichter?«
    »Ist er immer gewesen, und das wird er immer sein. Die Kinder in der Schule sagen schon, daß ihnen Fröding bald zum Hals raushängt, aber ich finde, man kann nicht genug von seinen Gedichten lesen.«
    »Ja, ich habe immer noch den Fröding-Band, den du mir geschenkt hast, als wir zusammen waren.«
    Sie sprach jetzt zu seinem Rücken, da Dan sich umgedreht hatte, um ein paar Kästen voller Netze, die an der gegenüberliegenden Reling standen, wegzurücken. Sie fuhr unerbittlich fort. »Gibst du den deinen Frauen immer?«
    Er hörte abrupt mit seiner Tätigkeit auf und wandte sich mit verblüfftem Gesichtsausdruck zu Erica um. »Was meinst du damit? Du hast ihn bekommen, und, ja, Pernilla habe ich ihn auch geschenkt, wenn ich auch bezweifle, daß sie jemals reingeguckt hat.«
    Erica sah Unruhe in seinem Gesicht, umfaßte die Reling in ihrem Rücken noch fester und schaute ihm entschlossen in die Augen. »Und Alex? Hat sie auch ein Exemplar bekommen?«
    Dans Gesicht nahm die gleiche Farbe an wie der Schnee, der auf der Eisfläche hinter ihm lag, aber sie bemerkte auch kurz einen Ausdruck der Erleichterung.
    »Wie meinst du das? Alex?«
    Noch war er nicht bereit aufzugeben.
    »Ich habe dir doch das letzte Mal erzählt, daß ich an einem Abend der vorigen Woche in Alex’ Haus gewesen bin. Was ich nicht erzählt habe, war, daß in dieser Zeit jemand ins Haus kam. Jemand, der geradewegs ins Schlafzimmer ging und etwas holte. Mir ist erst nicht eingefallen, was es war, aber als ich kontrolliert habe, wen Alex zuletzt von zu Hause aus angerufen hat, und das Gespräch zu deinem Handy ging, da erinnerte ich mich, was in dem Zimmer fehlte. Ich habe ja genau dieselbe Gedichtsammlung zu Hause.«
    Dan stand schweigend vor ihr, und sie fuhr fort: »Es war nicht so schwer, sich auszurechnen, warum sich jemand die Mühe machte, bei Alex einzusteigen, um dann lediglich etwas so Simples wie eine Gedichtsammlung mitgehen zu lassen. Es stand eine Widmung darin, nicht wahr? Eine Widmung, die direkt auf den Mann hinwies, der ihr Liebhaber war?«
    »Mit all meiner Liebe überreiche ich hiermit meine Leidenschaft - Dan.« Er deklamierte, die Stimme voll Gefühl. Jetzt war es an ihm, blicklos vor sich hin zu starren. Er sackte auf einen der Kästen, die auf Deck standen, und riß sich die Mütze vom Kopf. Die Haare standen wild nach allen Seiten, und er zog die Handschuhe aus und fuhr sich durchs Haar. Dann sah er Erica direkt an. »Ich konnte das nicht herauskommen lassen. Was wir miteinander hatten, war die reinste Besessenheit. Eine intensive, verzehrende Besessenheit. Nichts, was mit unserem wahren Leben kollidieren durfte. Wir wußten beide, daß es ein Ende haben mußte.«
    »Und es war geplant, daß ihr euch an jenem Freitag, als sie gestorben ist, treffen solltet?«
    In Dans Gesicht zuckte es bei der Erinnerung. Seit Alex gestorben war, mußte er unzählige Male darüber nachgegrübelt haben, was wohl passiert wäre, wenn er sich nicht gedrückt hätte. Ob sie dann wohl noch am Leben wäre.
    »Ja, wir wollten uns an jenem Freitagabend treffen. Pernilla hatte vor, mit den Kindern zu ihrer Schwester nach Munkedal zu fahren. Ich hatte mir eine Ausrede ausgedacht und gesagt, daß ich mich schlapp fühle und lieber zu Hause bleibe.«
    »Aber Pernilla ist nicht gefahren, oder?«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Doch. Pernilla ist gefahren, aber ich blieb zu Hause. Habe das Handy abgestellt, und ich wußte,

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