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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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weil sie seinen Ansprüchen nicht völlig genügten. Jetzt zerschnitt das Messer eine Leinwand nach der anderen. Er arbeitete ruhig und mit sicherer Hand, schnitt die Bilder kurz und klein, bis nichts von dem mehr zu erkennen war, was sie dargestellt hatten. Es war erstaunlich mühsam, das Messer durch die Leinwand zu fuhren, und als er fertig war, stand ihm der Schweiß in Perlen auf der Stirn. Das Zimmer sah aus wie ein Schlachtfeld der Farben. Die Fetzen bedeckten den Fußboden, und die Rahmen standen weit offen wie zahnlose Münder. Er blickte zufrieden umher.
     
    »Woher wißt ihr, daß es nicht Anders gewesen ist, der Alex ermordet hat?«
    »Eine junge Frau, die im selben Treppenaufgang wie Anders wohnt, hat ihn kurz vor sieben nach Hause kommen sehen, und Alex hat um Viertel acht mit ihrer Mutter telefoniert. Er kann es in so kurzer Zeit unmöglich zurück geschafft haben. Das bedeutet, Dagmar Petrens Aussage bringt ihn nur mit dem Haus in Verbindung, als Alex noch am Leben war.«
    »Aber was ist mit den Fingerabdrücken und den Fußspuren, die ihr im Bad gefunden habt?«
    »Sie beweisen nicht, daß er sie umgebracht hat, nur daß er nach ihrem Tod im Haus gewesen ist. Das reicht jedenfalls nicht, um ihn noch länger in Haft zu behalten. Mellberg wird ihn bestimmt wieder festsetzen, er ist immer noch überzeugt, daß Anders der Mörder ist, aber bis auf weiteres muß er ihn freilassen, sonst könnte irgendein Anwalt Hackfleisch aus ihm machen. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl gehabt, daß da etwas nicht stimmt, und das hat sich ja jetzt bestätigt. Anders ist keineswegs von jedem Verdacht befreit, aber es gibt zu viele Fragezeichen, so daß wir Grund haben, uns weiter umzuschauen.«
    »Und deshalb sind wir unterwegs zu Alex’ Haus. Was erwartest du dort zu finden?« fragte Erica.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ich fühle nur, daß ich ein klareres Bild davon brauche, wie es möglicherweise zugegangen ist.«
    »Birgit hat doch gesagt, daß Alex nicht weiter mit ihr reden konnte, weil sie Besuch hatte. Wenn es nicht Anders gewesen ist, wer dann?«
    »Ja, genau das ist die Frage.«
    Patrik fuhr ein bißchen zu schnell für Ericas Geschmack, und sie hielt sich krampfhaft am Griff oberhalb der Tür fest. Er hätte fast die Abfahrt am Klubhaus des Segelvereins verpaßt und nahm die Rechtskurve in allerletzter Sekunde, wodurch er um ein Haar einen Zaun mitgenommen hätte.
    »Hast du Angst, daß das Haus nicht mehr dasein könnte, falls wir nicht rechtzeitig dort sind?« Erica lächelte blaß.
    »Oh, entschuldige. Es hat mich ein bißchen gepackt.«
    Er mäßigte das Tempo auf ein gesetzliches Maß, und das letzte Stück zum Haus von Alex wagte Erica sogar, den Griff loszulassen. Sie verstand noch immer nicht genau, warum er sie dabeihaben wollte, nahm aber die Sache dankbar an. So würde sie vielleicht Informationen für ihr Buch erhalten.
    Vor der Tür blieb Patrik mit einfältigem Gesichtsausdruck stehen. »Ich habe nicht daran gedacht, daß ich keinen Schlüssel habe. Ich fürchte, wir kommen nicht rein. Mellberg würde es nicht gerade schätzen, wenn einer seiner Männer auf frischer Tat beim Einsteigen durchs Fenster geschnappt würde.«
    Erica seufzte tief und beugte sich hinunter, um unter der Fußmatte nachzufühlen. Mit einem spitzbübischen Lächeln zeigte sie Patrik den Schlüssel, öffnete dann die Tür und ließ ihn vorgehen.
    Jemand hatte den Heizkessel wieder in Gang gesetzt, denn jetzt war die Temperatur im Haus bedeutend höher als draußen, und sie zogen ihre Jacken aus und legten sie aufs Geländer der Treppe, die ins Obergeschoß führte.
    »Was tun wir jetzt?«
    Erica verschränkte die Arme und schaute Patrik auffordernd an.
    »Alex hat irgendwann nach dem Gespräch mit ihrer Mutter, also nach Viertel acht, große Mengen Schlafmittel geschluckt. Es gab keine Anzeichen, daß sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hatte, also heißt das aller Wahrscheinlichkeit nach, daß der Besuch jemand war, den sie kannte. Wie hat dieser Jemand später Gelegenheit gehabt, ihr das Schlafmittel zu geben? Ja, sie mußten etwas zusammen gegessen oder getrunken haben.«
    Patrik lief beim Sprechen im Wohnzimmer hin und her. Erica setzte sich aufs Sofa und verfolgte interessiert seinen Weg durch den Raum.
    »Tatsächlich konnte der Gerichtsmediziner«, er blieb mitten im Schritt stehen und hob den Zeigefinger, »aufgrund des Mageninhalts berichten, was sie zuletzt gegessen hatte. Ihr Magen enthielt

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